Glas Wein auf perfektes Rennen
Lewis Hamilton spielte am Rennsonntag mit der Konkurrenz. Der Weltmeister fuhr in seiner eigenen Welt. Dieses Mal hielt der Mercedes sogar die Reifen besser in Schuss als Red Bull. Hamilton baute den Vorsprung in der Weltmeisterschaft weiter aus.
Es war ein perfekter Sonntagnachmittag für Lewis Hamilton: Pole-Position, von Anfang bis Ende in Führung, 88. Karriere-Sieg. Der Weltmeister und sein Auto streichelten die Reifen und hängten Red Bull ab. Das war nach den Longruns vom Freitag nicht abzusehen. Da war Max Verstappen gleichschnell, wenn nicht sogar eine Spur schneller als die Mercedes.
Zwei Tage später fuhr Hamilton ein einsames Rennen. Am Start drohte keine Gefahr. Im Gegensatz zum Teamkollegen kam der sechsfache Titelträger zackig aus der Startbox. Verstappen reichte selbst der Windschatten auf halber Höhe nicht, um das schwarze Auto vor ihm anzugreifen. Auto und Fahrer verschmolzen zu einer Einheit. So sehr, dass Hamilton nach 66 Rennrunden gar nicht ausrollen lassen wollte.
"Das war eine meiner besten Fahrten überhaupt", jubelte der 35-Jährige. "Ich habe das Reifen.anagement bis ins kleinste Detail exekutiert, habe sogar noch Sprit gespart und war trotzdem super schnell. Bei diesen Temperaturen ist es körperlich anstrengend. Ich habe trotzdem Runde für Runde abgeliefert. Du strebst als Rennfahrer immer nach Perfektion, bist oft nah dran, oft aber auch weit weg. Heute war der Rhythmus perfekt, ich konnte mit einer Reinheit fahren, das war unglaublich." So hört sich einer an, der sich in den Tunnel fuhr – ohne Störgeräusche, weder von hinten, noch von den Reifen.
Hitze schadet Mercedes nicht
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Es war das nächste Hitzerennen nach Silverstone. Doch Mercedes kehrte nach der Niederlage gestärkt zurück. Es ist die Stärke dieses Teams, das die letzten sechs Weltmeisterschaften im Doppelpack abgeräumt hat. Probleme werden knallhart angesprochen. Nach Niederlagen tauchen die Ingenieure in Brackley noch tiefer in die Analyse und ziehen die richtigen Schlüsse. Kein Rennstall schafft es in dieser Weise, Probleme in kurzer Zeit zu lösen. "Das macht mich besonders stolz. Wir treffen auf ein Problem, nehmen es als Herausforderung und sind danach noch besser als zuvor. Dieses Rennen zeigt einmal mehr die Stärke und Tiefe, die in dieser Mannschaft steckt", lobt Mercedes.Sportchef Toto Wolff.
Natürlich ist die Strecke von Silverstone nicht mit der von Barcelona zu vergleichen. Die Strecke in Katalonien hat weniger schnelle Kurven und einen anderen Asphalt. "Viel rauer und weniger wie ein Spiegel", erklärt Wolff. Der Volllastanteil fiel von 81 auf 76 Prozent. Die Energie, die in den Reifen gelangt, ist in Barcelona zwar hoch, aber geringer als in Silverstone.
Pirelli lieferte die härteren Reifen (C1 bis C3 statt C2 bis C4) und verschrieb geringere Reifen.uftdrücke. Der Gummi verschliss, statt zu überhitzen. Weniger Reifen.uflage bedeutet, dass der Reifen nicht zu schnell kocht und folglich keine Blasen zieht. Das alles mag Mercedes geholfen haben. Und doch ist sich der Teamchef sicher. "Wir haben vieles verstanden und sind die richtigen Schritte innerhalb einer Woche gegangen. Am Ende des Tages war es wieder ein Hitzerennen mit Asphalttemperaturen von teilweise 50 Grad. Die Hitze hat sich angefühlt wie 40 Grad. Trotzdem hat Verstappen als Erster über die Reifen geklagt. Ihm sind die Reifen weggebrochen. Nicht uns."
Hamilton überstimmt Ingenieure
Sowohl auf dem Softreifen am Start, als auch auf den Mediumreifen später im Rennen hatte Mercedes die Oberhand. Hamilton spielte mit seinem Gegner. Die Strategen legten ihm nach gewonnenem Start ein Bummeltempo auf. "Da fuhren wir zwei Sekunden langsamer, als wir es hätten tun können", erzählt Wolff. Als die Ingenieure überzeugt waren, nicht wieder in Reifen.robleme zu rutschen, ließen sie ihren Superstar von der Kette.
Man muss sich nur die Rundenzeiten ab dem zehnten Umlauf anschauen. Bis dahin lag Verstappen nur 1,6 Sekunden zurück. Zehn Runden später waren es bereits über sieben Sekunden. Hamilton enteilte im Schnitt um vier bis sechs Zehntel pro Runde. Verstappen klagte. Seine Reifen knickten so stark ein, dass er in Runde 20 über 1,2 Sekunden verlor und zum Reifen.echsel abbog. Hamilton hielt zwei Runden länger durch. Dann rief ihn sein Renningenieur rein, um kein Risiko einzugehen. Stichwort: Abwehr eines potentiellen Undercuts auf frischeren Reifen. "Unser Auto war so gut zu den Reifen, dass wir die Stints ausdehnen konnten", freute sich der Teamchef.
Gleiches Bild im zweiten Rennteil. Hamilton fuhr die Reifen elf Runden lang langsam an und erhöhte die Schlagzahl ab der 34. Runde. Der nun fünfmalige Spanien-Sieger schaffte dann tiefe 1:22er Zeiten, während Verstappen am Ende seines zweiten Stints in die 1:23er abrutschte. An diesem Tag war der Champion nicht zu schlagen.
Hamilton überstimmte vor dem zweiten Reifen.echsel noch seine Ingenieure. Er bat um den Mediumreifen, statt der weichen Mischung. "Das ist eine weitere Stärke unseres Teams. Wir sprechen offen miteinander und treffen Entscheidungen nicht über den Kopf des anderen hinweg. Von hinten drohte keine Gefahr. Lewis fühlte sich auf dem Mediumreifen sehr wohl. Deshalb bekam er diesen Reifen." In der Weltmeisterschaft baute Hamilton seinen Vorsprung auf 37 Zähler aus. Erster Verfolger bleibt Verstappen.