McLaren MCL32 für die F1-Saison 2017

Mit dem McLaren MCL32 startet das britische Traditionsteam in eine neue Ära. Es gibt eine neue Modellbezeichnung, einen neuen Chef, neue Farben und neue Technik. Wir haben die ersten Infos und die Bilder.
In der Früh Ferrari, am Mittag McLaren. Die ehemaligen Erzrivalen der Formel 1 lieferten sich am Freitag (24.2.2017) ein Duell um die Aufmerksamkeit der Fans. Ferrari im Internet, McLaren mit einer realen Präsentation in der Fabrik in Woking, auf die zwei Tage später die erste Ausfahrt auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya folgte. Fernando Alonso hatte die Ehre, den MCL32 erstmals um den 4,655 Kilometer langen Kurs zu pilotieren, noch ehe am Montag die Wintertestfahrten an gleicher Stelle beginnen. Am Sonntagnachmittag übernahm Neu-Teamkollege Stoffel Vandoorne.
Wer hat das interessantere Paket? Keines der beiden Traditionsteams hat das Rennauto neu erfunden. Aber beide bieten interessante Details. McLaren kann einfach nicht anders. Alles muss den Anstrich von High Tech haben. Natürlich auch die Präsentation in einem 360 Grad-Theater auf dem Werksgelände von Woking. Nicht Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne zogen die Decke weg, sondern ein unsichtbares Seil. Auf dem Rundhorizont wurden gleichzeitig Bilder aus der ruhmreichen McLaren-Historie eingespielt, und der Trommelwirbel erreichte seinen Höhepunkt, als sich der neue McLaren MCL32 auf der Bühne zu drehen begann.
Fans wollten McLaren in Orange
Der erste Eindruck ist eine Frage an sich selbst: Sind wir hier noch bei McLaren? Auf den Boden wird der neue Name des Autos reflektiert. Nicht mehr MP4-32, sondern MCL32. Diese fünf Buchstaben stehen für eine neue Ära. Die vierte nach Bruce McLaren, Teddy Mayer und Ron Dennis. Der neue Chef heißt Zak Brown. Und der räumte auch gleich einmal mit der alten Farbgebung auf. McLaren fährt in diesem Jahr in Orange, schwarz und weiß.
Brown gibt den Ball weiter: „Orange ist nicht unsere Erfindung. Die Fans wollten es so, in Anlehnung an unsere Geschichte.“ Historiker wenden ein. Dieses Orange hat nichts mit dem Papaya-Gelb zu tun, mit dem man McLaren in den Jahren von 1968 bis 1971 immer assoziiert hat. Es ist ein wesentlich dunklerer Farbton.
Ins Auge fällt auch, wie wenig Sponsoren dieser McLaren auf dem Auto hat. Die riesigen Seitenkästen sind komplett frei. Zak Brown kommt den Zweiflern zuvor: „Unser Budget reicht aus.“ Teamchef Boullier. itemprop="name" />Eric Boullier./span> ergänzt: „Vergessen Sie nicht, dass McLaren aus vielen erfolgreichen Firmenzweigen besteht.“ Soll heißen: Die Sportwagen-Sparte subventioniert einen Teil der Formel 1. Boullier wird aber noch konkreter: „Wir haben nicht so viel Geld wie Mercedes oder Red Bull, aber es reicht, um Rennen zu gewinnen.“
Doch jetzt zum Star der Veranstaltung, dem neuen Auto. Den großen Trick erkennen wir noch nicht, aber viele ausgefeilte Details. In der großen Linie folgt McLaren der Konkurrenz. Längerer Radstand, größere Anstellung, natürlich auch die mächtige Finne hinter der Airbox. Chefaerodynamiker Peter Prodromou beruhigt: „ Auch wir arbeiten an einer T-Flügel-Lösung. Der Platz hinter der Airbox zählt zu den Bereichen, in den das Reglement viele Freiheiten lässt."
McLaren MCL32 mit innovativem Heckflügel
McLarens Eigenheiten beginnen schon bei der langen Frontflügel-Stütze. Sie franst nach hinten in insgesamt vier durch Schlitze unterbrochene Elemente aus. Unter der kurzen Nase hängt ein Frontflügel mit zwei Hauptelementen und vier Flaps und mit einer dreiteiligen Kaskade, die durch vier vertikale Elemente gesplittet ist. Es fällt auf, dass die Nase den Flügel kaum überlappt. Jedenfalls weniger als bei Ferrari. Force India oder Renault. Höchstens noch erreicht von Mercedes.
Der S-Schacht blieb dem Auto erhalten. Die Vorderräder sind nun auf der Innenseite komplett gekapselt. Die Bremsbelüftungen mit zwei Lufteinlässen gehen in einen Deckel über, der die gesamte Felge einschließt. Am unteren Ende hängen zwei Flügel.
Eine eigene Handschrift tragen die Leitbleche hinter den Vorderrädern. Sie sind größer als bei den anderen Autos, die wir bis jetzt gesehen haben. Und alle Elemente sind miteinander verbunden. Das Haupt-Leitblech mit dem Chassis und mit einem vertikalen Strömungsausrichter, der die Form eines Bumerangs hat. Dieser wiederum findet Anbindung an die Seitenkästen.
Der Airbox-Einlass ist erstaunlich klein dafür, dass der Honda-Motor und seine Elektromaschinen in der Vergangenheit oft unter Temperaturproblemen litt. Wir entdecken aber unterhalb der Luftzuführung für den Motor noch eine zweite Öffnung. Die füttert die Kühler im Heck des McLaren.
Ein weiteres interessantes Kriterium ist der Heckflügel, oder besser gesagt seine Endplatten. McLaren öffnet ihn dort, wo die Breite von 95 auf 84 Zentimeter schrumpft. Dort finden sich genauso vier Fransen wie am unteren Ende der Endplatten. Beides soll Luftwirbel erzeugen, die die Endplatten und den Diffusor virtuell verlängern. Viel Spaß beim Hinterherfahren.
Honda will Mercedes in der Saison einholen
Eric Boullier verrät, dass weniger als 3 Prozent der Komponenten vom Vorjahresauto übernommen wurden. Honda-Sportchef Yusuke Hasegaewa behauptet das gleiche von seinem Motor. „Wir haben mit Ausnahme von ein paar Bolzen und den Dingen, die das Reglement vorschreibt, alles geändert.“
Der Japaner hat sogar Zeit für Selbstironie, als er damit konfrontiert wird, dass auch Mercedes einen großen Schritt gemacht hat. „Das ist sehr schade. Wir haben Fortschritte gemacht, sind aber noch nicht auf Mercedes.Level. Wir wissen auch nicht, wie viel Mercedes noch dazu gewinnt. Der Plan ist, während der Saison Rückstand auf Mercedes zu schließen.“
Honda änderte das Konzept, weil auf dem alten Fundament kein Blumentopf mehr zu gewinnen war. Hasegawa vermeidet typisch japanisch jegliche Detailinformation: „Wir haben wahrscheinlich von der Anordnung von Turbolader, MGU-K, MGU-H und der Verbrennung das gleiche gemacht wie unsere Gegner. Alle entwickeln in die gleiche Richtung.“
Auch beim Auto streut McLaren Nebel. Prodromou lobt den Ansatz, mit dem die Ingenieure des McLaren Technology Centers die Aufgabe gelöst haben: „Wir haben viel Zeit mit Konzeptarbeit verbracht und damit schon vor 18 Monaten begonnen. Dieser Zeitvorteil und diese Basis waren ein Bonus, den wir in die Detailarbeit stecken konnten.“ Prodromou gibt aber auch zu: „Mich hat der Mercedes beeindruckt. Da steckt unglaublich viel Arbeit drin.“
Im Fahrwerksstreit nimmt McLaren eine neutrale Position ein. Weil man ein eigenes System hat, wie Chefingenieur Matt Morris erklärt: „Wir haben ein System, von dem wir glauben, dass es legal ist. Wenn jemand protestieren will, müssten die Regeln geändert werden. Das Sinnvollste wäre es, die Dinge zu diskutieren und für 2018 zu klären.“
Ziele gab es nur intern
Das Motto des Tages bestand darin, keine Ansagen zu machen. Egal, ob Zak Brown, Boullier. itemprop="name" />Eric Boullier./span>, Yusuke Hasegawa oder Fernando Alonso: Alle kamen irgendwann zu dem gleichen Spruch: „Wir machen keine Versprechungen.“ Boullier erklärt warum: „Es wäre töricht, beim jetzigen Wissensstand Versprechungen zu machen. Warten wir die Testfahrten ab. Intern gab es natürlich Ziele für Abtrieb, Luftwiderstand, Schwerpunkt und Motorleistung. Die meisten haben wir erreicht.“
McLaren steht trotz des mühsamen Starts der Ehe zu Honda. „Als Kunde von Mercedes wären wir nie Weltmeister geworden. Als Partner von Honda schon. Manchmal musst du einen Schritt rückwärts machen, um nach vorne zu gehen“, bekräftigt Boullier. Er sieht auch kein Problem mehr zusammenzuwachsen. „In Zeiten von Videokonferenzen und Internet liegt Tokio gleich um die Ecke.“
In der Galerie zeigen wir Ihnen den McLaren und einige seiner interessanten Details.