Mercedes schreibt Rosberg-Cockpit aus
Mercedes muss Nico Rosberg ersetzen. Die Zeit drängt. Die großen Namen der Szene haben alle bestehende Verträge. Der überraschende Rücktritt des Weltmeisters hat dem Rennstall aber nicht den Humor genommen.
Eigentlich gehören der Dezember und Januar zur Saure-Gurken-Zeit in der Formel 1. Es gibt keine Rennen und keine Bilder von den neuen Autos. Die Team. arbeiten in ihren Fabriken geschützt vor den neugierigen Blicken der Presse und Fotografen an der neuen Rennwagen-Generation. Habhafte Geschichten gibt es so gut wie keine. Man muss sich irgendwie über den Winter retten.
Mercedes geht humorvoll mit Nachfolge-Suche um
Dieses Mal ist alles anders. Nico Rosberg verabschiedete sich fünf Tage nach seinem Titelgewinn aus der Königsklasse. Der Rücktritt hatte sich im Vorfeld so wenig angekündigt, wie der englische Fußball-Meistertitel für Leicester City. Plötzlich ist ein Cockpit in dem Team frei, das in den vergangenen drei Jahren dreimal den Fahrer-Weltmeister stellte und drei Konstrukteurs-Titel einsackte. Und das 51 von 59 Rennen seit Einführung der Hybrid-Monster 2014 gewonnen hat.
Mercedes muss innerhalb kurzer Zeit einen Nachfolger finden. Es geistern diverse Namen durch die Medien: Fernando Alonso zum Beispiel. Oder Sebastian Vettel. Pascal Wehrlein, Valtteri Bottas, Esteban Ocon sind weitere. Vettel hat schon klargemacht, dass er für 2017 einen Vertrag bei Ferrari hat. Flavio Briatore sprach in der italienischen Gazzetta dello Sport für Alonso. „Es besteht ein Vertrag und wir respektieren ihn“, sagte die langjährige Vertrauensperson des Spaniers, der bei McLaren bis Ende 2017 gebunden ist.
Mercedes beschäftigt sich laut eigener Aussage seit Montag (5.12.2016) intensiv mit der Rosberg-Nachfolge. Weil die großen Namen der Szene alle vertraglich gebunden sind, rechnen die meisten damit, dass Wehrlein das Rennen machen wird. Der überraschende Rücktritt von Weltmeister Rosberg hat dem Team jedenfalls nicht den Humor genommen. Auf Facebook postete das Weltmeister-Team eine Liste mit sieben vakanten Stellen für 2017. Ganz unten wurde handschriftlich in Rot ein weiterer Posten ergänzt. Gesucht wird ein Fahrer bis spätestens Ende 2016.
Unglücksrabe Taki Inoue wittert seine Chance. Screenshot Twitter Mercedes-AMG F1
Taki Inoue bewirbt sich
Im britischen Fachmagazin Autosport schaltete Mercedes sogar eine Stellenanzeige. Idealerweise sollte man lenken, bremsen und vor allem beschleunigen können, heißt es süffisant im Anforderungsprofil. Der Besitz einer FIA-Superlizenz sei von Vorteil. Als Gegenleistung für die fahrerischen Leistungen würde der Pilot von einem großen Paket aus Bonuszahlungen, Lebensversicherung, privater Medizinversorgung, Mercedes-Firmenwagen, vergünstigten Restaurant-Besuchen und Trainingsmöglichkeiten profitieren.
Bei Mercedes sind schon einige Bewerbungen eingegangen. Fußball-Profi Lukas Podolski hat seine Dienste angeboten. Mit der Frage: „Wann steigt der erste Test? Ich bin bereit.“ Ex-Formel-1-Fahrer Kamui Kobayashi hat seinen Lebenslauf für das vakante Cockpit getwittert. Aktuell ist der 75-malige GP-Pilot bei Toyota im LMP1-Team angestellt.
Die wohl witzigste Bewerbung reichte Taki Inoue ein. Der Japaner fuhr 1994 und 1995 insgesamt 18 Grand Prix in der Formel 1. Zunächst für Simtek, dann für Footwork. Berühmtheit erlangte Inoue durch zwei unglückliche Zwischenfälle. 1995 wurde sein Auto vom Safety Car getroffen, während Inoue nach einem Training zum GP Monaco abgeschleppt wurde. In Ungarn nahm ihn im selben Jahr das Medical Car auf die Haube. Inoue scherzt darüber selbst in seinem Lebenslauf. Seine Referenzen: 0 Poles, 0 schnellste Rennrunden, 0 Punkte. Über sein Formel 1.Ende 1996 schreibt er: „Aus in der Formel 1 wegen zu wenig Budget.“
Mercedes selbst retweetete die lustigen Bewerbungen bei Twitter. Auch das Foto von Karun Chandhok, Ex-Pilot von HRT, vor dem Mercedes W05 in Brackley teilte das Team. Chandhok, der heute TV-Experte ist, kommentierte: „Kann jemand Toto vom Mittagessen holen und meinen Vertrag unterschreiben?“ Auf Facebook brachte Mercedes noch einen weiteren Namen ins Spiel. Auf der Cockpitumrandung des Silberpfeils steht der Name von Susie Wolff, Frau von Motorsportchef Toto Wolff. Das Bild ist dazu mit einem roten Stempel mit der Aufschrift „vertraulich“ versehen. In der Textzeile heißt es: „Alles Gute Susie“. Sie feierte am 6. Dezember ihren 34. Geburtstag.