Mobil-Entwicklungschef Bruce Crawley

Mobil-Entwicklungschef Bruce Crawley erzählt im Gespräch mit auto motor und sport, warum die Formel 1 momentan so interessant für die Benzinhersteller ist und wohin die Reise mit der Effizienz geht.
Ist die Hybrid-Formel die anspruchsvollste für einen Kraftstoffhersteller?
Crawley: Es ist das erste Mal, dass wir eine Effizienzformel haben. Die Energiedichte ist sehr hoch. Über 400 PS pro Liter Hubraum. Und die Motoren müssen sehr lange halten. In der ersten Turbo-Ära gab es jeden Tag einen neuen Motor. Diese 3 Anforderungen zusammen machen es so schwierig. Der interessanteste Aspekt für uns sind die Höchstgrenze von 100 Kilogramm Sprit pro Rennen und ein Durchfluss von 100 Kilogramm pro Stunde. Deshalb müssen wir so viel Energie wie möglich in diese 100 Kilogramm Kraftstoff packen. Wir müssen das Benzin in einem Motor fahren, bei dem die Klopfgrenze das Limit darstellt. Der Beitrag, den der Kraftstoff zur Performance liefert ist signifikant.
Größer als je zuvor?
Crawley: Ja. Viel, viel wichtiger als bei den Achtzylindern. Bei den V8 spielte die Klopfgrenze praktisch keine Rolle.
Ihnen gefällt also das neue Reglement?
Crawley: Diesmal muss ich die FIA loben. Sie haben mit dem Reglement etwas geschaffen, das wirklich relevant für die Serienentwicklung ist. Für uns ist das eine wunderbare Spielwiese. Unsere Ingenieure verschieben ständig die Grenzen des thermischen Wirkungsgrads und der Verbrennung. Auf einem viel höheren Niveau als je zuvor.
Wären Sie ohne die technische Herausforderung noch in der Formel 1?
Crawley: Meine Chefs werden mich immer fragen: Was hilft uns das bei kommerziellen Produkten, wo ist der Return on Investment? Ich bin mir nicht sicher, ob wir noch Rennen fahren würden, wenn wir keine technologische Rechtfertigung dafür hätten.
Gab es über den Winter Neuentwicklungen?
Crawley: Wir haben in der zweiten Barcelona-Woche ein neues Benzin eingeführt. Das war ein deutlicher Schritt vorwärts. Da trifft Chemie auf Maschinenbau. Anfangs war es gar nicht so einfach, diese beiden so unterschiedlichen Ingenieurstypen zum Kommunizieren zu bekommen.
Wie viele Leute arbeiten bei Mobil für die Formel 1?
Crawley: Die Kerngruppe besteht aus 8 Ingenieuren. Dazu kommen noch weitere, die Tests durchführen und den Sprit zusammenmixen.
Arbeiten die in den USA oder Japan?
Crawley: Wir sitzen in zwei Laboren New Jersey. Aber die Ingenieure reisen hin und wieder nach Japan um sich mit den Honda-Ingenieuren auszutauschen. Die Prüfstandstests mit den Motoren werden in Sakura und Milton Keynes durchgeführt.
Moderne Formel 1-Motoren haben eine Energie-Effizient von über 45 Prozent. Wo wird die Entwicklung hinführen?
Crawley: Bei der Energie-Effizienz werden wir noch einige Prozentpunkte dazu gewinnen. Wie viel ist schwer vorauszusagen. Eher hohe einstellige als zweistellige Werte.