Red Bull räumt auf

Red Bull kennt keinen Pardon. Pierre Gasly wird wegen schlechter Leistungen ab dem GP Belgien zu Toro Rosso degradiert. Alexander Albon darf Teamkollege von Max Verstappen bei Red Bull spielen und sich für 2020 empfehlen.
Nach dem GP Ungarn hatte Pierre Gasly immer wieder betont, dass er die Sommerpause damit verbringen werde, seine starken Formschwankungen zusammen mit den Ingenieuren zu analysieren. Das muss er nicht mehr. Acht Tage nach einem seiner schlechtesten Saisonrennen ist der 23-jährige Franzose seinen Job bei Red Bull los. Gasly wird zum Schwesterteam Toro Rosso degradiert. Seine Stelle bei Red Bull nimmt Alexander Albon ein, der bei Toro Rosso mit fünf Zielankünften in den Punkterängen überzeugt hat.
Red Bull kennt keine Gnade. „Bei uns zählt nur das Leistungsprinzip“, begründet Sportdirektor Helmut Marko die regelmäßigen Umstrukturierungen in seinem Fahrerkader. Jetzt hat es Pierre Gasly erwischt. Die letzten beiden Rennen waren quasi sein Ausmusterungsbescheid. In Hockenheim warf Gasly einen möglichen 6.Platz weg, weil er in das Heck von Albons Toro Rosso rauschte. In Ungarn kam Gasly eine Runde hinter seinem Teamkollegen Max Verstappen ins Ziel. Zum fünften Mal nach den Grand Prix in Australien, Kanada, Frankreich und Österreich. Nach WM-Punkten steht es 181:63 für Verstappen.
Der schnellste Aufsteiger zu Red Bull
Im Training fehlten Gasly neun Zehntel auf den Teamkollegen. „ Ich kann mir das nicht erklären“, war der GP2-Meister von 2016 fassungslos. „Im ersten Training lief das Auto noch wunderbar. Danach war es wie verwandelt. Wir haben nicht herausgefunden warum.“ Der Fahrer hatte sich immer wieder beklagt, dass es ihm schwer falle, Vertrauen in sein Fahrzeug zu finden. Viel schlimmer aber wog seine Zweikampfschwäche. Im Rennen zum GP Ungarn schaffte es Gasly 70 Runden lang nicht, den McLaren von Carlos Sainz zu überholen. „Verstappen schafft es im ersten Versuch, Gasly braucht ewig“, hatte Marko immer wieder bemängelt.
Das waren für den Grazer genug Gründe, die Reißleine zu ziehen. Ab dem GP Belgien wird Gasly zu Toro Rosso zurückkehren. Dafür darf Alexander Albon nach nur 12 Einsätzen bei Toro Rosso zu Red Bull aufsteigen. So schnell hat es noch nie ein Probant ins A-Team geschafft. Albon wurde Daniil Kvyat vorgezogen, weil er nach Ansicht der Teamleitung die Zukunft ist. Kvyat hatte seine Chance bei Red Bull 2015 und 2016 gehabt. Der Russe ist nach 23 Einsätzen gescheitert.
Die Geschichte von damals erinnert an den aktuellen Fahrertausch. Kvyat musste nach einem Crash beim GP Russland 2016 zurück zu Toro Rosso, Verstappen stieg auf. Mit dem Ergebnis, dass Verstappen gleich sein erstes Rennen für Red Bull gewann und Kvyat in der Versenkung verschwand. Der Russe war nach der Rückkehr zu seinem alten Team ein gebrochener Mann. Ende 2017 verlor er auch diesen Platz. Anfang der Saison kam er nach einer Zwangspause von einem Jahr mit frischem Mut zurück und holte in Hockenheim das zweite Podium für Toro Rosso.
Alexander Albon soll in den nächsten neun Rennen beweisen, dass er das Zeug dazu hat, 2020 Stammpilot bei Red Bull zu werden. Das ist für den 23-jährigen Engländer mit thailändischer Lizenz Chance und Risiko zugleich. Wenn er scheitert bleibt ihm vielleicht nicht einmal mehr das B-Team. Red Bull hätte allerdings auch ein Problem. Alle Kandidaten sind verschlissen. Es gäbe dann aus dem Kader keinen mehr, den man zu Red Bull befördern könnte. Der österreichische Getränkehersteller tut sich schon schwer, die vier Cockpits überhaupt zu besetzen. Die größte Hoffnung im eigenen Stall ist derzeit der Este Jüri Vips. Er liegt derzeit in der Formel 3-Wertung auf Rang 2.