Hamilton trotzt der Hitze

Dieses Mal brachte selbst die Hitze Mercedes nicht zu Fall. Lewis Hamilton dominierte den GP Spanien von der ersten bis zur letzten Runde. Die Ingenieure hatten die richtigen Schlüsse aus der Silverstone-Niederlage gezogen. Red Bull war kein Gegner – trotzdem schnitt Verstappen besser ab, als es eigentlich möglich war.
Dieser Sieg war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> setzte die Pole-Position in den vierten Saisonsieg und den 88. seiner Karriere um. Im Gegensatz zu Silverstone schlitterte nicht Mercedes, sondern Red Bull in Reifen.robleme. Ferrari war sich am Funk nicht einig. Im Mittelfeld kämpften Racing Point und McLaren um die Vormachtstellung. In unserer Rennanalyse klären wir die wichtigsten Fragen zum sechsten Grand Prix der Saison.
Wieso war Mercedes so viel schneller?
Es ist die Qualität dieses Teams, Probleme innerhalb kürzester Zeit zu lösen – egal, wie kompliziert sie auch sein mögen. Im ersten Österreich-Rennen wäre Mercedes fast über ein Elektrik-Problem mit dem Getriebe gestolpert. Eine Woche später waren die Defektsorgen mit einem neuen Kabelbaum vom Tisch. In Silverstone platzten Mercedes erst die Reifen, dann warfen sie im zweiten Rennen furchtbare Blasen. Max Verstappen stürzte die Überflieger.
Wieder eine Woche später sind die Reifen.orgen verflogen. Und prompt ist Mercedes mit Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> im Cockpit wieder haushoch überlegen. Der Sieger war in 44 Rennrunden schneller als sein erster Verfolger Max Verstappen, wenn man die Startrunde und die Umläufe in die Box sowie heraus abzieht. Red Bulls Sperrspitze hingegen war nur 13 Mal im Rennen schneller als Hamilton. Die Reifen.robleme verschwanden am Mercedes und befielen stattdessen den Red Bull.
Die Ingenieure haben aus dem Fiasko der Vorwoche – wenn man das nach einem zweiten und dritten Platz überhaupt sagen kann – gelernt. Sie schützten die Reifen über Veränderungen am Setup besser. Schon am Trainingsfreitag war auf den Longruns eine Besserung festzustellen. Da schien Red Bull aber noch ein wehrhafter Gegner. Weitere Anpassungen von Freitag auf Samstag brachten noch mehr Fortschritte. Mercedes tauchte in den Topspeedmessungen weder in der Qualifikation noch im Rennen vorne auf. Das spricht dafür, dass man mit maximalem Abtrieb fuhr. Man kann es sich erlauben. Kein Motor ist stärker als der V6-Turbo aus Brixworth.
Auch die Strecke, andere Reifen und andere Luftdrücke halfen. Silverstone hat zwölf Kurven, die die Autos mit mehr als 220 km/h nehmen. Barcelona hingegen nur zwei echte Vollgaskurven. "Der Asphalt ist rau, der in Silverstone glatt wie ein Spiegel", berichtete Wolff. Soll heißen: Wer mehr rutscht, hat einen höheren Verschleiß. Am wenigsten rutscht der Silberpfeil mit dem meisten Abtrieb.
Silverstone ist neben Spa und Suzuka die härteste Strecke für die Reifen. Der Circuit de Catalunya quält sie zwar auch, nicht aber in diesem Ausmaß. Pirelli brachte die härtesten Reifen.ischungen, die dem Auto mit dem meisten Abtrieb am liebsten sind. Und die Luftdrücke fielen: von 27 auf 23 PSI an der Vorderachse und von 22 auf 20,5 hinten. Bei Mercedes weiß man, dass die Umstände unterstützt haben, ist aber auch überzeugt: "Unterm Strich war es wieder ein Hitzerennen mit Asphalttemperaturen von 50 Grad. Trotzdem war unser Auto besser zu den Reifen als der Red Bull. Wir sind sicher, die richtigen Schritte gesetzt zu haben", sagt Teamchef Toto Wolff.
Im Teamvergleich bestach Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span>. Auch der Weltmeister lernt jedes Mal dazu. Der König des Reifen.anagements ist noch ein bisschen besser geworden. Teamkollege Valtteri Bottas blieb dagegen auf der Strecke. Verpatzter Start, zu aggressiver Start in den zweiten Rennteil, zu wenig Performance auf dem Softtreifen, um Verstappen nach dem zweiten Reifen.echsel gefährlich zu werden.
Warum wurde bei Verstappen der Motor gewechselt?
Red Bull baute vor dem Rennen die zweite Spezifikation des Honda-Sechszylinders aus, die erst in Silverstone ihr Renndebüt gegeben hatte. Stattdessen pflanzten die Mechaniker alte Komponenten von Verbrenner, Turbolader und den beiden Elektromaschinen MGU-H und MGU-K ein. Sportchef Helmut Marko klärte auf: "Wir hatten in den Daten in der Qualifikation ein paar Elektronik-Probleme mit zwischenzeitlichen Aussetzern entdecken. Wir vermuten, es hat mit dem Kabelbaum oder irgendwelchen Sensoren zu tun. Zur Sicherheit musste der alte Motor rein."
Das hat Verstappen etwas Performance gekostet. Die zweite Motorenspezifikation erlaubt es den Piloten, mehr Leistung über längere Zeit abzurufen. Trotzdem hätte es gegen Mercedes nicht gereicht. "Wir hatten nicht das Tempo des Freitages und Mercedes hat zwei bis drei Zehntel zugelegt", urteilte Marko. Dabei war Red Bull wieder mal ein Ein-Mann-Team. Alexander Albon hatte noch größere Schwierigkeiten, die Reifen in Schuss zu halten, als der Chefpilot. Der Griff zum harten Reifen entpuppte sich als Flop. Albon rutschte von Platz sechs auf acht ab.
Früh war klar, dass dieser Sieg Mercedes gehört. "Ich wusste zur Mitte des ersten Stints, dass ich keine Chance habe. Als Lewis das Tempo forcierte, gingen mir die Reifen flöten", erzählte Verstappen. Der neunmalige GP-Sieger verschwendete keinen Gedanken an Hamilton und ließ auch seine Männer am Kommandostand energisch wissen, dass man nur um den zweiten Platz fahre. "Ich hätte früher zum ersten Stopp kommen sollen. Mir wäre es egal gewesen, hinter die Racing Point zu fallen. Sportchef Marko entgegnete: "Da müssen wir dem Max noch erklären, dass wir die Strategie machen und er fürs Fahren verantwortlich ist."
Red Bull hätte sich weichere Reifen gewünscht. Doch auch dann wäre vermutlich nichts auszurichten gewesen. Auch auf der C2-Mischung, im zweiten Silverstone-Rennen der harte Reifen und gleichzeitig Red Bulls Parademischung dort, war Hamilton ab Mitte des Stints klar schneller. In Barcelona war der C2 der Medium.
Was war bei Ferrari los?
Charles Leclercs Rennen endete, als das von Sebastian Vettel richtig zum Leben erwachte. Der Monegasse drehte sich an elfter Stelle liegend in Runde 36. Zu diesem Zeitpunkt war Vettel drei Plätze hinter ihm. Ferrari sprach von einem Blackout in der Elektronik, der den Motor lahmlegte. Leclerc strandete in der Zielschikane, rüttelte den V6-Turbo aber über die Elektromaschine MGU-K noch einmal auf. "Aber da hatte er sich schon ausgeschnallt und musste an die Box, um festgezurrt zu werden", heißt es von Ferrari. Es folgte die Aufgabe in aussichtsloser Position.
Vettel hatte wieder kein Gefühl auf dem Mediumreifen, zündete aber nach dem Wechsel auf die weiche Mischung in Runde 29. Ferrari plante zu diesem Zeitpunkt noch mit einem Zweistopprennen. Deshalb gaben die Mechaniker Vettel einen gebrauchten Satz auf den Weg. Erst im Schlusssprint wollte man den frischen Softreifen einsetzen. Da konnte noch keiner wissen, dass Vettel auf dem gebrauchten Satz zu Ende fährt. "Auf dem Soft fühlte ich mich viel wohler im Auto. Normalerweise gibt dir der Medium mehr Reichweite und ein besseres Gefühl. Diesmal war es anders. Das ist eines der Rätsel, das wir lösen müssen." Mehr Haftung brachte Vettel offenbar mehr Vertrauen ins Heck. Plötzlich musste er sich nicht mehr verteidigen, sondern schloss zu den Vordermännern auf.
Zwischendurch wirkte Ferrari durcheinander. Man sprach von Regen, als Mercedes die Wahrscheinlichkeit dafür als klein einschätze. Renningenieur Ricardo Adami wies Vettel an, das Tempo anzuziehen. Drei Runden später fragte er nach, ob der Heppenheimer sich ein Einstopprennen vorstellen könne. Der 53-fache GP-Sieger schäumte im Cockpit, da er davon ausgegangen war, noch einmal die Reifen zu wechseln. Teamchef Mattia Binotto beschwichtigte: "Das gehört dazu. Wir sprechen offen am Funk, da sieht man manchmal unglücklich aus. Doch über die Kommunikation kamen wir zur besten Strategie." Und es gab noch ein Lob. "Nicht das Auto ist gut zu den Reifen, sondern die Fahrer."
Als Albon, Stroll, Sainz, Gasly, Norris und Kvyat ein zweites Mal stoppten, war Vettel plötzlich Fünfter. Er hielt durch und ließ nur noch den Racing Point von Stroll und Sainz im McLaren passieren. "Dass ich überrundet wurde, hat mir geholfen. Es verschaffte mir Luft nach hinten." Lohn für die Risikostrategie waren sechs WM-Punkte.
Wieso verpasste Sainz den fünften Platz?
Sergio Perez wurde mit einer Fünfsekundenstrafe belegt, weil er Hamilton beim Überrunden zwischen Runde 48 und 49 nicht schnell genug Platz gemacht hatte. Die Schiedsrichter führten an, der Mexikaner habe die blauen Flaggen von Kurve sechs bis Kurve eins der darauffolgenden Runde ignoriert. Deshalb rutschte Perez hinter Teamkollege Lance Stroll. Beinahe hätte noch Carlos Sainz von seiner Zeitstrafe profitiert. Doch beim Spanier verhielt es sich umgekehrt zu Vettel. Überrundet zu werden, kostete die entscheidende Zeit. In Runde 62 büßte er 2,5 Sekunden ein, als Verstappen vorbeiging. Im Ziel betrug der Rückstand zu Perez 1,581 Sekunden.
McLaren-Teamchef Andreas Seidl zog trotzdem ein positives Fazit. "Wir hatten vor dem Wochenende mit weniger gerechnet. Der letzte Sektor mit den langsamen Kurven setzt uns zu. Barcelona gehört deshalb nicht gerade zu unseren Paradestrecken. Und wir müssen sagen: Wenn Racing Point sein Potential abruft, sind sie schneller." Beide Autos schonten im Vergleich zum vorangegangenen Hitzerennen ihre Reifen besser.