Das neue Schweizer Erfolgsmodell
Sauber hat am Sonntag (26.1.2014) seinen neuen Renner für die Formel 1-Saison 2014 vorgestellt. Mit dem C33 will man die enttäuschende Saison 2013 vergessen machen. Wichtigstes Merkmal des neuen Autos aus Hinwil ist die Flexibilität.
Sauber hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Finanziell kämpfte der traditionsreiche Rennstall aus Hinwil lange ums Überleben. Auch sportlich kam man nach dem Glanzjahr 2012 nur spät in Tritt. Mit Rang 7 in der Team.ertung konnte man die eigenen Ansprüche am Ende nicht ganz erfüllen. Doch der Trend geht in die richtige Richtung. Sowohl auf als auch neben der Strecke waren in der zweiten Saisonhälfte 2013 Fortschritte zu erkennen.
Mit dem neuen Sauber C33 soll es in der Saison 2014 weiter nach vorne gehen. Team.hefin Monisha Kaltenborn hofft, dass ihre Mannschaft gestärkt aus der Krise kommt. "Wir haben ein sehr forderndes Jahr 2013 hinter uns. Vor allem die erste Hälfte war für uns schwierig, doch in der zweiten ist es uns gelungen, uns signifikant zu steigern. Wir haben in dieser Phase sehr viel gelernt und werden dies in der neuen Saison konsequent umsetzen."
Sauber C33 mit Rüsselnase
Das stark veränderte Reglement bietet die Möglichkeit für einen technischen Neustart. Sauber setzt beim neuen C33 vorne auf den Ameisenbär. Die Nase wächst wie ein Rüssel aus dem Vorderbau und unterscheidet sich nur deshalb etwas vom Tierreich, weil der Crashtest bestanden werden muss. Deshalb haben alle Ameisenbären vorne eine Knolle dran.
Wer auf diese Form der Crashstruktur setzt, muss die Pfeiler für den Frontflügel so weit spreizen, wie es das Reglement erlaubt. Damit genügend Luft unter dem Auto durchfließen kann. Außerdem hängen an den Seiten der Nase Schürzen, um die Strömung nach hinten besser zu kanalisieren. Das sehen wir auch bei McLaren und Force India. Die Nase selbst fällt auf Höhe der Vorderachse in einem Schwung nach unten. Immerhin verzichtet Sauber auf hässliche Stufen.
Größere Kühleinlässe als beim C32
Beim Frontflügel geht Sauber den gleichen Weg wie die Konkurrenz. Die Endplatten weisen nach außen. Obwohl die Flügelbreite um 15 Zentimeter geschrumpft ist, versucht keiner, die Luft innerhalb der Vorderräder vorbeizuleiten, wie das vor 2009 bei den 140-Zentimeter-Flügeln der Fall war. Bei den Kühleinlässen folgt das Technikteam um Eric Gandelin ebenfalls McLaren, Force India und Williams. Sie sind größer als beim Vorgängermodell.
Die Kühler sind stehend eingebaut und so groß, dass man am Anfang keine bösen Überraschungen erlebt. Kleiner machen ist einfacher als anzustückeln. Lotus und Ferrari gingen einen anderen Weg, was auf den Einsatz der neuartigen Kühler eines amerikanischen Herstellers schließen lässt. Das aber ist nur etwas für reiche Team.. Ein Kühler kostet nämlich so viel wie ein Kleinwagen.
Seitenkästen wie bei Ferrari
Der Rest der Seitenkästen, die wieder recht schmal aussehen, erinnert dagegen an den neuen Ferrari F14 T. Das ist keine Überraschung, steckt unter der Verkleidung doch die gleiche Technik. Motor, Hybridantrieb und das neue Achtgang-Karbongetriebe sind identisch. Maranello liefert den kompletten Antriebsstrang im Paket.
Da bietet es sich an, dass man auch bei der Geometrie der Hinterachse ähnliche Wege geht wie Maranello. Also wieder Pullrod wie in all den letzten Jahren. Für die Team. im Mittelfeld sind die ersten Rennen des Jahres möglicherweise die entscheidenden. Da könnte die Zuverlässigkeit die wichtigste Rolle spielen. Chefdesigner Gandelin: "Wir haben diesem Thema eine sehr hohe Priorität eingeräumt."
Heckflügel steht auf zwei Stelzen
Beim Heckflügel vertraut Sauber auf zwei Stelzen, die im unteren Bereich einen Schwung nach außen machen. Man darf davon ausgehen, dass im Bereich dazwischen ein Mini-Flügel angebracht ist, auf den der zentral austretende Auspuff bläst. Die heiße Abluft der Kühler entweicht ähnlich wie beim Ferrari aus einer Beule am Ende der Seitenkästen.
Flexibilität bei der Integration des Antriebsstrang war Trumpf, um auf unerwartete Einflüsse oder Entwicklungen reagieren zu können. Eric Gandelin bilanziert: "Die Summe all dieser Änderungen bedeutet für die Ingenieure eine gewaltige Herausforderung, zumal auch der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Wir mussten im Chassis-Bereich einzelne Entscheidungen treffen, bevor wir alle nötigen Daten und Informationen unseres Motorenpartners zur Verfügung hatten."
Einiges Kopfzerbrechen bereitete den Ingenieuren das so genannte "Packaging", das kompakte Unterbringen aller Komponenten. Gegenüber dem C32 hat sich aufgrund der Komplexität des Antriebs allein die Zahl der Elektronikboxen verdreifacht, so dass es nun gilt, über 40 solcher Komponenten unterzubringen. Mehr als 30 davon benötigen Kühlung. Das Hitzemanagement ist eine der größten Gefahren für die Zuverlässigkeitsquote.
Sauber plant erste Updates für Bahrain
Sauber wird den ersten Test in Jerez mit einer so genannten Roll-out-Version des C33 in Angriff nehmen. Das bedeutet, dass das Fahrzeug voll funktionsfähig sein wird, dass aber zahlreiche, für die Performance wichtige Teile, noch nicht am Auto sind. Diese werden dann bei den zwei Bahrain-Tests folgen.
Eric Gandelin erklärt: "Diese Herangehensweise gibt uns die Möglichkeit, die maximale Entwicklungszeit für diese Teile zu nutzen, gleichzeitig werden wir mit dem neuen Auto auf der Strecke fahren und alle Systeme prüfen können, was angesichts der einschneidenden technischen Änderungen sehr wichtig ist."
In der ersten Saisonhälfte erwarten die Ingenieure weitere Anpassungen: "Bei der Konstruktion des Sauber C33-Ferrari sind wir einen Weg gegangen, der uns maximale Flexibilität erlaubt, so dass wir schnell reagieren können. Klar ist zudem eines: Insbesondere in den ersten Rennen wird die Zuverlässigkeit eine wichtige Rolle spielen. Entsprechend räumen wir diesem Thema eine sehr hohe Priorität ein."
Sutil ersetzt Hülkenberg im Sauber-Cockpit
Nicht nur das Auto ist neu. Auch in Sachen Fahrerpersonal hat sich Sauber verändert. Adrian Sutil ist im Winter von Force India nach Hinwil gewechselt. "Adrian ist ein Pilot, den wir schon länger beobachtet haben, und mit dem wir auch seit September in Kontakt standen", berichtet Team.hefin Monisha Kaltenborn. "Deshalb freut es mich besonders, dass wir ihn für unser Team gewinnen konnten. Er hat immer wieder gezeigt, wie schnell er ist, und auch an Erfahrung mangelt es nicht: Adrian geht in seine siebte Saison. Das ist angesichts der drastischen technischen Veränderungen ein nicht zu unterschätzender Vorteil."
Sutil selbst freut sich auf den Tapetenwechsel: "Nach sechs guten Jahren beim gleichen Team war es für mich an der Zeit, eine neue Herausforderung anzunehmen. Das Team hat in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, wozu es fähig ist, nicht zuletzt in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison. Und in Sachen Infrastruktur braucht sich Sauber hinter niemandem zu verstecken. Ich freue mich auf diese Herausforderung!"
Sutils Team.ollegen kennt man bereits aus der Vorsaison. Der Mexikaner Esteban Gutiérrez tat sich schwer in seiner Rookie-Saison. Dennoch schenkte ihm die Team.eitung erneut das Vertrauen. "Wir halten ihn schon seit langem für einen talentierten Rennfahrer. Wir kennen ihn bestens, hat er doch bereits seit mehreren Jahren eine Verbindung zu unserem Team. Er hatte im vergangenen Jahr einen schwierigen Start, konnte sich jedoch kontinuierlich steigern, und er hat sich gut im Team eingelebt. Wir sind überzeugt, dass er die gewonnene Erfahrung nun in gute Resultate umsetzen kann", gibt sich Kaltenborn zuversichtlich.
Auch Gutierrez selbst hofft auf eine weitere Steigerung. "In der vergangenen Saison hatte ich eine steile Lernkurve, und gemeinsam mit dem Team konnte ich mich kontinuierlich verbessern. Ich arbeite ja jetzt bereits das vierte Jahr mit der Schweizer Mannschaft, das zweite als Stammfahrer. Ich habe im letzten Jahr viel gelernt und fühle mich für den nächsten Schritt bereit. Die Saison 2014 wird technisch eine riesige Herausforderung, umso wichtiger ist es, die Leute, mit denen man arbeitet, gut zu kennen."