Mega-Brücke in China stürzt ein
In der südwestchinesischen Provinz Sichuan ist am Dienstag (11.11.2025) ein Teil der Hongqi-Brücke eingestürzt. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurde niemand verletzt.
Die 758 Meter lange Brücke mit 172 Meter hohen Stützpfeilern und einer Hauptspannweite von 220 Metern war erst im Januar 2025 eröffnet worden und verbindet eine Nationalstraße zwischen dem chinesischen Kernland und dem autonomen Gebiet Tibet.
Die Brücke war nach Meldung der dpa bereits am Montag für den Verkehr gesperrt worden, nachdem Risse im Straßenbelag und an Hängen im Bereich des Brückenzugangs gemeldet wurden – die Rissbreiten betrugen ca. 10 Zentimeter, und der Abstand des Hangrisses zur Brückenkopfstelle etwa 30 Meter. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Behörden in der Stadt Barkam berichtet, verschlechterten sich die Bedingungen innerhalb eines Tages deutlich. Erdrutsche lösten sich von einem Berghang und zerstörten Teile der Zufahrtsstraße und der Brückenkonstruktion.
Erdrutsch als Auslöser
In sozialen Netzwerken kursieren mehrere Videos, die den Einsturz zeigen sollen. In den Aufnahmen ist zu erkennen, wie große Erdmassen auf die Brücke stürzen, bevor sie teilweise kollabiert. Die genaue Ursache des Einsturzes ist noch unklar. Nach Angaben lokaler Behörden wird der Bereich derzeit geologisch untersucht.
Das Bauunternehmen Sichuan Road & Bridge Group (SRBG) hatte die Hongqi-Brücke nach eigenen Angaben erst zu Jahresbeginn fertiggestellt. Auf der Website des staatlichen Unternehmens finden sich derzeit keine Informationen zu dem Vorfall. Auch Bilder oder Hinweise auf die Hongqi-Brücke sind dort nicht veröffentlicht.
Bauunternehmen bereits mehrfach in der Kritik
Die SRBG mit Sitz in Chengdu gilt als eines der größten Bau- und Ingenieurunternehmen im Südwesten Chinas. Das 1998 gegründete Staatsunternehmen ist auf Straßen-, Brücken- und Bergbauprojekte spezialisiert und international tätig. Bereits 2024 war die Firma Gegenstand einer offiziellen Untersuchung durch die Provinzregierung von Sichuan.
Anlass war eine Sturzflut im August 2023 im Kreis Jinyang, bei der ein von SRBG betriebenes Arbeiterwohnheim überflutet wurde. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben, 46 wurden vermisst. Nach einem Untersuchungsbericht hatte das Unternehmen widerrechtlich Flussuferflächen während der Regenzeit für Wohnzwecke genutzt und die Evakuierung versäumt. Zwölf Beschäftigte wurden wegen Falschberichterstattung und Fahrlässigkeit strafrechtlich verfolgt, mehr als 120 Parteifunktionäre und lokale Beamte erhielten Disziplinarstrafen.
Wiederholte Bauunfälle in China
Der Einsturz der Hongqi-Brücke reiht sich nach Angaben des RND in eine Serie schwerer Infrastrukturunfälle in China ein. Immer wieder kommt es dort zu Zwischenfällen bei Großprojekten. Erst im August 2025 stürzte ein Abschnitt der im Bau befindlichen Jianzha-Brücke über den Gelben Fluss in der Provinz Qinghai ein, nachdem ein Stahlseil gerissen war. Zwölf Menschen kamen ums Leben, mehrere wurden verletzt oder galten als vermisst.
Im Jahr zuvor war in der Provinz Shaanxi eine Autobahnbrücke nach starken Regenfällen eingestürzt, mindestens 38 Menschen starben. Bereits 2016 kamen beim Einsturz eines Baugerüsts an einem Kraftwerksprojekt in Jiangxi 74 Menschen ums Leben.
Fachleute sehen die Ursachen häufig in einem zu hohen politischen Druck und in der Priorisierung von Baugeschwindigkeit gegenüber Qualität und Sicherheit. "Bei vielen Projekten werden Planung, Überwachung und Wartung vernachlässigt, wenn Termine oder politische Vorgaben im Vordergrund stehen", heißt es in einer Einschätzung der Universität für Bauwesen in Peking. Nach offiziellen Angaben wurden im Jahr 2024 landesweit mehr als 14.000 Arbeitsunfälle im Bausektor registriert, Tausende davon mit tödlichem Ausgang.
