Illegale Funksprüche bei Haas
Das Haas-Team freute sich in Ungarn über die ersten beiden WM-Punkte. Nach dem Rennen wurde die Ausbeute von Kevin Magnussen allerdings halbiert. Wir erklären, warum beide Fahrer 10 Sekunden zurückgestuft wurden.
Für Haas gab es in dieser Saison noch nicht viel zu feiern. Der Powerverlust des Ferrari-Motors trifft auch das Kundenteam hart. Zusammen mit den Fahrern von Alfa Romeo und Williams bildeten Kevin Magnussen und Romain Grosjean zum Start der neuen Saison zumeist den hinteren Teil des Feldes.
Auch in Budapest sah es zunächst nicht optimal aus. Von den Startplätzen 16 und 18 lagen WM-Punkte in weiter Ferne. Es musste schon etwas Verrücktes passieren, damit es mit den ersten Zählern des Jahres klappen sollte. Und am Ende passierte auch etwas Verrücktes.
Der Regen kurz vor dem Rennen brachte allen Hinterbänklern Hoffnung. Chaos ist bekanntlich die Chance all derjenigen, die es aus eigener Pace eigentlich nicht draufhaben. Alles was es nun brauchte, waren die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt.
Korrektur des Reifenwahl.Fehlers
Doch dann unterlief den Strategen des US-Teams schon vor dem Start ein Fehler bei der Reifenwahl. Als einziger Pilot im Feld wurde Magnussen mit den Extrem-Regenreifen losgeschickt. Schon nach wenigen Metern war klar, dass die stark profilierten Gummis auf der abtrocknenden Piste nicht lange halten werden.
"Wir wussten, dass wir etwas anders machen mussten als die anderen. Kevin hat deshalb vorgeschlagen, die Full-Wets aufziehen zu lassen", erklärt Teamchef Guenther Steiner die Entscheidung. "Doch dann hat die Strecke schnell abgetrocknet. Unser Stratege hat dann vorgeschlagen: Lass uns auf die Trockenreifen wechseln!"
Ganz sicher waren sich die Ingenieure dabei aber nicht. Wie Steiner verrät, kam es vor dem Ungarn-Rennen kurzfristig auch noch zu einer personellen Umbesetzung am Haas-Kommandostand. Chefstratege Mike Caulfield hatte sich beim Radfahren in Österreich einen Arm gebrochen. Der Brite musste sich in der Heimat operieren lassen und war per Standleitung aus England in die Diskussion über die Reifenwahl involviert.
Magnussen sammelt Punkte für die Moral
"Wir mussten etwas probieren. Wir haben daran geglaubt, dass uns die Slicks eine Chance bieten. Wir hatten ja nichts zu verlieren. Da haben wir es einfach gemacht. Es gab da auch gar nicht viele Diskussionen am Funk", so Steiner.
Am Ende zahlte sich der Poker aus. Während der Rest des Feldes in die Startaufstellung rollte, bogen Magnussen und Grosjean an die Boxen ab, um noch vor dem Anpfiff Medium-Gummis aufschnallen zu lassen. Dadurch sparte man sich einen Boxenstopp. Als die Konkurrenz dann nach wenigen Runden nachziehen musste, fanden sich die US-Renner plötzlich im Spitzenfeld wieder.
Vor allem Magnussen stellte sich für die Verfolger in den schnelleren Autos als harte Nuss heraus, die nur schwer zu knacken war. Vom Teamchef gab es ein Sonderlob. "Er hat keine Fehler gemacht und immer die Temperatur in den Reifen gehalten. Er fuhr hochkonzentriert. Am Funk gab es kaum Nachfragen. Das war ein perfekter Job."
Die Verteidigungsschlacht des Dänen wurde am Ende mit Rang neun und zwei WM-Punkten belohnt. Steiner betont, wie wichtig dieses Ergebnis für das ganze Team war: "Nach den Fabrikschließungen und der Kurzarbeit hingen wir jetzt mit dem schlechten Auto drei Rennwochenenden in den Seilen. Aber keiner hat aufgegeben. Nach diesem Rennen nun in die kurze Pause zu gehen, ist ein Moral-Booster für das ganze Team. Wir haben harte Zeiten hinter uns. Das war ein sehr emotionales Rennen."
Strafen wegen verbotener Funkhilfe
Doch kurz nachdem Steiner seine Presserunde beendet hatte, flatterte Post von der FIA in sein E-Mail-Postfach. Offenbar hatte sich die Konkurrenz die Formationsrunde von Haas noch einmal ganz genau in den Onboard-Aufnahmen angeschaut und den Schiedsrichtern einen Tipp gegeben. Problematisch war hierbei der Funkverkehr vom Kommandostand in die Cockpits.
Seit 2017 ist es nämlich nicht mehr erlaubt, den Piloten Fahrhilfen in der Aufwärmrunde zu geben. Auf der Liste der verbotenen Funksprüche, die in der Technischen Direktive 011-17 konkret aufgelistet sind, steht auch die Aufforderung zum Boxenstopp. Es gibt zwar Ausnahmen, zum Beispiel um einen Defekt zu beheben oder Gefahrensituationen zu vermeiden, aber das traf in diesem Fall nicht zu.
So blieb den FIA-Kommissaren am Ende nichts anderes übrig als Strafen gegen Magnussen und Grosjean auszusprechen. Beide Piloten wurden 10 Sekunden zurückgestuft, was jeweils einen Platz kostete. Im Falle von Magnussen ging es von Rang neun auf zehn, wodurch die Punkteausbeute von zwei auf eins halbiert wurde. Am Ende ist aber auch ein Punkt für die Moral besser als gar keiner.