Williams bestätigt Fahrer-Duo
Wir haben die zehn Teams am Donnerstag in Budapest auf Neuigkeiten abgecheckt. Dabei überraschte Williams mit Personalentscheidungen für 2021. Auch der Platz von Bottas bei Mercedes scheint zementiert. Red Bull übt sich derweil in Galgenhumor.
Donnerstag ist der PR-Tag vor einem Grand Prix. Die Fahrerlager-Tore bleiben für uns weiter geschlossen. Der Hungaroring nimmt in diesem Jahr die Position von Monte Carlo ein. Nach der Streichung der beiden Stadtrennen in Monaco und Singapur ist der Hungaroring die Strecke in der Saison, auf der mit dem meisten Abtrieb gefahren wird. Bevor es mit der Action auf der Strecke losgeht, hat die FIA zum dritten Mal in Folge alle 20 Fahrer zu einem Frage- und Antwortspiel verpflichtet. Das sind die letzten News von den zehn Teams:
Mercedes
Teamchef Toto Wolff redet seine Gegner stark. "Nach zwei Rennen auf der gleichen Rennstrecke ist es zu früh für Prognosen. In Budapest war Red Bull immer schnell. In langsamen Kurven sind sie besser als wir. Die werden hier schwer zu schlagen sein." Kleine Anmerkung: Lewis Hamilton hat bereits sieben Mal auf dem Hungaroring gewonnen, vier Mal davon in einem Mercedes.
Für den Weltmeister sticht vor allem ein Sieg heraus: "Der von 2013. Das war mein erster Sieg für Mercedes." Umso mehr erinnert er sich an seine Niederlagen. Eine war besonders bitter. Die von 2011 als ihn Jenson Button im internen McLaren-Duell schlug. "Es war ein Rennen, wo es abwechselnd nass und trocken war. Da Jenson den besseren Job gemacht."
Valtteri Bottas hat seinen neuen Vertrag mit Mercedes zwar noch nicht in der Tasche, aber er ist zuversichtlich, dass er auch ein fünftes Jahr dranhängen kann: "Die Gespräche gehen in die richtige Richtung. Aber mit drei Rennen in Folge ist es von der Zeit her schwierig, die Verhandlungen zum Abschluss zu bringen. Ich konzentriere mich erst einmal auf den Titelkampf."
Hamilton macht derweil fleißig Werbung für seinen Kollegen. "Valtteri ist über den Winter noch einmal gewachsen. Als Rennfahrer, als Teamplayer und als Mensch." Der Superstar gibt zu, dass er im Moment seine Pole Positions und Siege nicht so auskosten kann wie sonst. Ihm fehlen die Fans, und ihm graut schon vor dieser Erfahrung beim Heimrennen in Silverstone.
"Solange du in deiner Garage bist und in deiner Blase lebst, bist du in deinem Rennmodus wie in einem Tunnel. Den Unterschied merkst du erst, wenn du aus der Garage trittst oder nach dem Rennen bei der Siegerehrung. Das fühlt sich so leer an. Und es wird in Silverstone noch schlimmer. Dieses Rennen lebt von den Fans. Es sind die besten der Welt. Silverstone ohne Publikum wird eine ganz komische Erfahrung werden."
Ferrari
Ferrari tritt mit der Spezifikation vom zweiten Spielberg-Rennen an. Das für Ungarn vorgesehene Upgrade war bereits komplett für den Grand Prix der Steiermark vorgezogen worden. Teamchef Mattia Binotto ermahnt das Team nach der Pleite von Spielberg zur Einheit und gibt bescheidene Ziele aus: "Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen. Dazu müssen wir in jedem Bereich perfekt sein."
Charles Leclerc erwartet keinen Quantensprung, nur weil der Hungaroring weniger Geraden hat als der Red Bull-Ring. "Im letzten Jahr hatten wir große Probleme auf dieser Strecke. Das Auto ist jetzt zwar besser ausbalanciert als im letzten Jahr, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das ausreicht, um deutlich besser auszusehen." Sebastian Vettel dagegen ist lieber Optimist: "Das Auto hat mehr Abtrieb als der Vorgänger. Also sollte es in Ungarn auch besser gehen. Das soll aber nicht heißen, dass wir gleich um die Pole Position fahren."
Wenn die Ferrari wenigstens mal fahren. Um den Fortschritt der in Spielberg präsentierten Upgrades besser einschätzen zu können, braucht Ferrari dringend Kilometer. Die Kollision in der Startrunde letzte Woche ist schon wieder abgehakt. "Ich habe nach dem Rennen mit Seb gesprochen und mich bei ihm entschuldigt. Ich glaube, er hat das akzeptiert", erklärte Leclerc.
Red Bull
Der Hungaroring ist so etwas wie die letzte Chance für den Herausforderer. Auf dem Papier sollte die Strecke dem RB16 liegen. Der einzige Ort, wo Red Bull schneller ist als Mercedes, sind langsame Kurven. Sieben der 14 Kurven auf dem Hungaroring sind langsamer als 150 km/h. Und es gibt nur eine Gerade, auf der die Mercedes ihren Power-Vorteil ausspielen können.
Max Verstappen begann nach der klaren Niederlage gegen die Mercedes im zweiten Spielberg-Rennen bereits damit, jede Menge Frust abzulassen. Da ist jetzt viel Psychologie gefragt. Wenn der Holländer mal merkt, dass der WM-Zug abgefahren ist, könnte die Stimmung schnell auf Eiszeit umschlagen.
Auch Honda wird sich unangenehme Fragen von seinem Chassis-Partner gefallen lassen müssen. Red Bull kommunizierte ein bisschen zu offen, dass man die meiste Zeit auf den Geraden verliert. Mit vier Tagen Abstand übte sich Verstappen in Gelassenheit. "Ich könnte euch jetzt eine tolle Geschichte erzählen, wie gut alles für uns auf dem Papier in Ungarn aussieht, aber ich halte nichts von solchen Ansagen. Lasst uns mal fahren und dann schauen."
Der Holländer hat die silberne Konkurrenz stets auf dem Zettel: "Fakt ist: Mercedes ist auf jeder Strecke schnell. Man sieht an den Aufnahmen der Bordkamera, wie stabil das Auto ist. Die Fahrer können das Auto in die Kurven werfen, weil sie wissen, dass es kleben bleibt. Damit halten auch ihre Reifen länger. Wir können nur versuchen, so nah wie möglich an ihnen dran zu sein, und dann von irgendeinem Problem oder dem Wetter zu profitieren. Vom reinen Speed her sind sie nur schwer zu schlagen."
Das klingt schon fast wie eine Kapitulation. Auch die Erkenntnis, dass der PS-Vorsprung von Mercedes dieses Jahr kaum verschwinden wird. "Wir können uns durch Feintuning etwas verbessern. Aber ihr Vorsprung ist da ziemlich groß. Es wird schwer die Lücke zu schließen."
Alexander Albon muss darüber hinaus noch ein persönliches Problem lösen. Er verliert in der ersten Hälfte des Rennens zu viel Zeit. "Beim letzten Rennen haben die Vorderreifen Blasen gezogen. Das Auto war mit vollen Tanks nicht optimal ausbalanciert. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir die Upgrades verstanden haben."
Racing Point
So oft stand das Team aus Silverstone noch nie in den Schlagzeilen. Der Speed des Autos erschreckt die Konkurrenz. An einem Wochenende ohne hausgemachte Probleme kann Sergio Perez um das Podium kämpfen. Der Protest von Renault zeigt, unter welchem Druck die direkten Gegner stehen. Sie stört es, dass ihnen da eine Mercedes-Kopie vor der Nase herumfährt.
Dann hält Racing Point noch die Personalie Vettel in Atem. Für Sergio Perez ist das kein Ruhekissen. Die Teamleitung sollte schnell für klare Verhältnisse sorgen. Sergio Perez erinnert an seinen Vertrag, vermittelt aber auch den Eindruck, dass in diesem Sport alles passieren und man sich nie sicher sein kann (hier mehr -> Details). Lance Stroll wiederholt stumpf alle Antworten seines Teamkollegen. So sieht keiner aus, der für seinen Job brennt.
Beim Thema Protest wurden die Racing-Point-Piloten vorher gut von ihrem Team gebrieft. Sie sind fast wortgleich: "Wir glauben, dass unser Auto zu 100 Prozent legal ist. Unser Dank geht an die Jungs in der Fabrik, die dieses Auto gebaut haben. Die letzten drei Jahre waren finanziell für das Team eine große Herausforderung. Jetzt zeigt sich unser Potenzial. Mit mehr Geld in der Kasse war das nur ein logischer Schritt." Die Ähnlichkeit mit dem Vorjahres-Mercedes streitet Perez gar nicht ab. "Ähnlich oder nicht, was macht das aus? Das schmälert nicht unseren Erfolg."
An Siege glaubt der Mexikaner aber noch nicht: "Da müssten schon beide Mercedes ausfallen, und wir müssten beide Red Bull auf der Strecke schlagen. Mit Albon wäre das letzte Woche fast gelungen." Das Rennen auf dem Hungaroring ist so etwas wie ein Lakmustest für den RP20. "Das war historisch nie eine gute Strecke für uns", erzählt Perez. "Deshalb wird es wichtig sein, auch hier gut abzuschneiden."
Williams
George Russell hat durch die Blume bestätigt, dass Mercedes ein weiteres Jahr auf seine Fahrerpaarung Hamilton und Bottas vertraut. "Ich fahre 2021 für Williams", war eine klare Aussage. Auf die Frage, ob er damit die Tür zu Mercedes ein weiteres Jahr verschlossen bleibt, meinte der Engländer: "Das muss ich akzeptieren. Ich bin deshalb nicht enttäuscht. Claire hat ziemlich klar gemacht, dass sie mich nicht gehen lassen will."
Auch Nicholas Latifi bleibt Williams treu: "Ich habe einen langfristigen Vertrag mit dem Team." Wen wundert‘s. Williams hat 50 Millionen Pfund Schulden beim Herrn Papa. Als Sicherheit dienen Latifi Senior rund 140 Williams-Rennfahrzeuge aus der Vergangenheit. Wenig später machte es Williams offiziell. Beide Fahrer werden auch 2021 an Bord sein.
Renault
Die Renault-Fahrer verbissen sich Kommentare zu Racing Point. Auf die Frage, ob es frustrierend ist gegen ein Auto zu fahren, das nach Meinung von Renault illegal ist, redete sich Esteban Ocon heraus: "Ich fahre gegen jedes Auto, egal ob legal oder nicht. Das ist eine Frage an das Team. Ich kann nicht beurteilen, ob die Racing Point den Regeln entsprechen."
Daniel Ricciardo dagegen fand Lob für sein eigenes Auto, das deutlich besser als sein Vorgänger ist. "Das Heck ist viel stabiler. Du merkst es beim Beschleunigen. Wir können aus Kurven raus viel früher Vollgas geben als im letzten Jahr."
Der GP der Steiermark ist für den Australier abgehakt. Lange sah es nach einem fünften Platz aus, doch nach dem Zwischenfall mit Lance Stroll ging die Reise rückwärts auf Rang acht. Ricciardo findet, dass Stroll den Platz wieder hergeben hätte müssen. "Ich bin eigentlich kein Fan von Strafen. Und wenn Lance auf der Strecke geblieben wäre und ich nicht, hätte ich mich nicht beschweren können. Da wir aber beide die Strecke verlassen haben, war das der Beweis dafür, dass er mit seinem Angriff etwas zu optimistisch war. Wir werden das Thema noch einmal im Fahrerbriefing diskutieren."
Zum Schluss hat Ricciardo noch einen Tipp für seinen früheren Teamkollegen Vettel, sollte der tatsächlich bei Racing Point andocken. Das wäre ein vergleichbarer Karriereschritt zu seinem eigenen, von Red Bull zu Renault. "Seb ist fast seine gesamte Karriere vorne gefahren, hat in jedem Jahr mindestens ein Podium geschafft. Eine Stufe tiefer ist fremdes Terrain für ihn. An diese Aufgabe muss er aufgeschlossen herangehen und sie als ein Langzeitprojekt betrachten. Das ist nichts nur für eine Saison."
Alpha Tauri
Die Untersuchung des Autos von Pierre Gasly hat ergeben, dass die Ursache des seltsamen Fahrverhaltens tatsächlich eine Folge der Kollision mit Daniel Ricciardo in der ersten Kurve war. Gasly konnte nach dem Rammstoß einen Dreher gerade noch verhindern. Dabei wurde der Unterboden rechts vor den Hinterrädern beschädigt und der Bremsschacht zerfleddert. "Der Zusammenstoß war nicht mal schlimm. Ich war selbst überrascht, wie groß die Folgen waren."
Alpha Tauri liegt isoliert zwischen dem Mittelfeld und den drei Teams am Ende des Feldes. McLaren ist im Moment zu stark, schätzt Gasly ein, aber Renault ist ein realistisches Ziel. "Renault liegt einen Schritt vor uns, also nicht außer Reichweite. Das können wir mit den Upgrades schließen, die in den nächsten Wochen kommen sollen. An unserem Auto ist nicht fundamental falsch. Wir brauchen ein bisschen mehr Abtrieb hier, ein bisschen mehr mechanischen Grip da." Gasly macht sich wenig Hoffnung, dass er zum zweiten Mal den Absprung zu Red Bull schafft. "Die sind mit Max und Albon gut besetzt. Im Moment ist da nichts frei."
Haas
Weil immer mehr Türen zufallen, werden die Cockpits von Haas und Alfa Romeo immer begehrter. Sollte Sebastian Vettel bei Racing Point andocken, wäre Sergio Perez auf dem Markt. Der Mexikaner wurde schon mit Haas in Verbindung gebracht. Kevin Magnussen macht sich trotzdem keine Sorgen.
"Als ich noch jünger war und weniger Erfahrung hatte, habe ich mir solche Situationen zu Herzen genommen. Jetzt tue ich mich leichter damit. Ich hoffe einfach, dass ich gute Chancen habe, weiß aber, dass es in der Formel 1 keine Sicherheit gibt." Teamkollege Romain Grosjean hält es wie Vettel: "Ich muss erst einmal mit mir selbst ausmachen, was ich nächstes Jahr will."
Obwohl das Punktekonto des US-Rennstalls noch leer ist, loben die Fahrer das Auto. "Es ist viel besser im Rennen als im letzten Jahr. Da waren wir dauernd in der Defensive. Jetzt können wir von Anfang bis Ende attackieren. Die Reifen fliegen nicht mehr so leicht aus dem Fenster, und wenn die Oberfläche mal überhitzt, dann trifft es uns nicht mehr so hart", erzählt Magnussen. Auch das Problem mit den Bremsen scheint gelöst. "Ich habe die Bremsen fast zu viel geschont. Da war noch Luft drin. Das ist eine gute Nachricht", berichtet Magnussen.
McLaren
Lando Norris flog zwischen dem zweiten Rennen in Spielberg und dem GP Ungarn zurück nach England, um sich dort wegen seiner Probleme im Brustwirbelbereich von Spezialisten untersuchen zu lassen. "Es ist noch nicht komplett geheilt, aber ich fühle mich viel besser."
Der Engländer hat den Verdacht, dass die lange Rennpause und die nicht ganz optimale Sitzposition zu den schmerzhaften Verspannungen geführt hat. "Deshalb haben wir an der Sitzposition und an der Stellung des Lenkrads gearbeitet. Ein paar Polster hier, ein paar dort. Es sollte besser laufen als beim letzten Mal."
Die McLaren-Fahrer bleiben trotz des sensationellen Auftakts, der das Team mit 39 Punkten auf Platz zwei gehoben hat, auf dem Teppich. Man dürfe nicht bei jedem Rennen Startplätze und Ergebnisse in den Top 5 erwarten, warnt Carlos Sainz. "Das Auto war in Spielberg einen Schritt besser als im Vorjahr. Das ist aber keine Garantie, dass es immer so bleibt. Es gibt da zwei sehr schnelle rosa Autos. Und wir müssen abwarten, was Ferrari auf dem Hungaroring zeigt. Hier gibt es nur eine Gerade. Das könnte ihnen entgegenkommen. Wir waren zwar letztes Jahr schnell auf dem Hungaroring, glauben aber trotzdem, dass es schwierig wird, in die Top 5 zu fahren."
Um den Zustand seines künftigen Rennstalls macht sich der Spanier weiter keine Sorgen: "Wir sehen gerade welchen Sprung Racing Point nach vorne gemacht hat. Das gleiche kann Ferrari nächstes Jahr schaffen. Die Formel 1 ist immer in Bewegung. Nichts bleibt, wie es war."
Alfa Romeo
Teamchef Frédéric Vasseur fordert eine weitere Steigerung von seinem Team: "Wir haben beim zweiten Rennen ein guten Schritt gemacht. Den gleichen erwarte ich für hier." Kimi Räikkönen findet, dass der C39 bessere Resultate verdient hätte. "Das Auto ist besser als die Ergebnisse. Wir verstehen das Auto besser, haben gut an den Schwachstellen gearbeitet und nicht mehr so viel Zeit in den Kurven verloren. So schlecht ist es gar nicht. Wir hätten bei beiden Rennen punkten können."
Antonio Giovinazzi assistiert: "Wir haben beim zweiten Rennen ein guten Schritt gemacht. Vor allem im Rennen. Jetzt müssen wir an der Qualifikation ansetzen." Das gleiche sagen die Haas-Piloten. Das ist ein sicheres Indiz dafür, dass der Ferrari-Motor hauptsächlich im Power-Modus eingebüßt hat. Im Rennen fällt das Leistungsdefizit geringer aus.