Upgrade verleiht Mercedes Flügel
Das Mercedes-Upgrade funktioniert. Die Silberpfeile führten die Rangliste auf eine Runde und in der Rennsimulation an. Doch Teamchef Toto Wolff warnt, daraus voreilige Schlüsse zu ziehen. Vorsichtiger Optimismus auch bei Red Bull.
Bei den Winter-Testfahrten war Ferrari der König von Barcelona. Am ersten Trainingstag übernahm Mercedes diese Rolle. Dazwischen liegt ein massives Upgrade von Mercedes, das offenbar seine Wirkung zeigt. Die Silberpfeile nahmen Ferrari auf eine Runde drei Zehntel ab. Red Bull lag 0,6 Sekunden zurück. Lewis Hamilton war der schnellste Mann des Tages. Im Longrun mehr als auf eine Runde. Nach seiner Niederlage von Sotschi will der Engländer die interne Hackordnung bei Mercedes wieder geraderücken.
Die Rennsimulationen zeigen ein ähnliches Bild. Mercedes, und dann der Rest. Speziell auf den Soft-Reifen. Der Vorsprung von Lewis Hamilton auf Kimi Räikkönen lag im Durchschnitt über 13 Runden bei 1,3 Sekunden. Red Bull fuhr mit Ferrari auf Augenhöhe. Was Red Bull-Berater Helmut Marko als klares Signal wertete: „Wir sind Ferrari deutlich näher gekommen. Aber Mercedes hat einen gewaltigen Schritt nach vorne gemacht.“
Die Angst vor Vettel
Mercedes bricht trotz des gelungenen Starts in das Wochenende nicht in übertriebenen Optimismus aus. Toto Wolff blieb lieber skeptisch: „Es war nur Freitag heute. Vielleicht hatten wir einen guten Freitag und andere einen weniger guten. Die ersten Rennen haben gezeigt, dass der Samstag und Sonntag ganz anders aussehen kann. Das Bild nach dem ersten Tag ist in Ordnung, aber wir können noch nicht Entwarnung geben.“ Auf das Upgrade angesprochen meinte Wolff: „Es ist ein großes Paket, bei dem die Summe der Teile den Fortschritt ausmacht und nicht ein spektakuläres Detail. Es gibt da keinen Königsweg.“
Trotz der vielversprechenden Longruns halten auch die Ingenieure den Ball flach. „Wir sehen im Vergleich zu Räikkönen und den Red Bull auf den Soft-Reifen stark aus. Sorgen macht uns Vettel. Er ist nicht auf den Soft-Reifen gefahren, hatte offenbar keinen problemfreien Tag, war aber auf den Medium-Reifen unheimlich schnell unterwegs.“ Tatsächlich war Vettel auf der härteren Mischung um eine Sekunde schneller als der Rest. Und der Ferrari.Pilot sprach von einem „nicht optimalen Freitag.“
Auch Teamchef Maurizio Arrivabene wollte in den Freitagszeiten keinen Trend sehen: „Man hat uns auch in Australien und Bahrain nach dem Freitag schon abgeschrieben. Hut ab, was Mercedes da für ein Upgrade hingelegt hat. Aber wir lassen uns dadurch nicht in unserem Programm stören.“
Soft-Reifen die Mischung fürs Rennen
Die Daten vom Freitag zeigen: Die weiche Mischung ist der bessere Reifen für das Rennen. Doch ein Mal muss jeder auf den Medium-Reifen im Rennen fahren. „Du willst ihn während des Rennens so schnell wie möglich loswerden“, schätzt Force India-Technikchef Andy Green. Pirelli-Technikchef Mario Isola glaubt, dass sich der Unterschied zwischen den Reifenmischungen soft und medium bei 1,5 Sekunden einpendeln wird.
Die Analyse der Dauerläufe gestaltete sich wegen einer roten Flagge, ausgelöst durch Teile, die der Toro Rosso von Carlos Sainz in Kurve 9 verloren hatte, durch die vielen Abkühlrunden dazwischen und den starken Wind besonders schwierig. Deshalb lesen Sie bei bei allen Rennsimulationen, die durch die dreiminütige Pause unterbrochen wurden, zwei Zahlen in unserer Tabelle. Die Runden davor und danach.
Der Einfluss des Windes wurde besonders bei Max Verstappen in Kurve 9 sichtbar. „Den hat eine Böe von der Seite erwischt. Unglaublich, wie er das Auto gefangen hat. Mein Tag ist gerettet“, lächelte Helmut Marko selig.
Williams und Renault überraschend stark
Das Upgrade von Red Bull hat den einstigen Geheimfavoriten einen Schritt näher an die Spitze gebracht. Zumindest auf den weicheren Reifen. Marko fordert jedoch weitere Ausbaustufen. „Die Richtung stimmt. Wir müssen es jetzt noch schaffen, dass der vordere und der hintere Teil des Autos harmonieren. Um ganz aufzuschließen, brauchen wir noch einmal einen ähnlichen Schritt. Und dann muss endlich auch was vom Motor kommen.“ Wenn Vorderachse und Hinterachse noch nicht zusammenpassen, dann spricht Marko die Reifentemperaturen an. Sie kommen vorne und hinten immer noch nicht zur gleichen Zeit in ihr Arbeitsfenster.
Im Mittelfeld machten Williams und Renault die beste Figur. Felipe Massa und Nico Hülkenberg lagen mit ihren Longruns auf den Soft-Reifen sogar vor Red Bull und Ferrari. Hülkenberg wunderte sich über seinen Durchschnittswert von 1.27,260 Minuten über 15 Runden: „Auf dem Papier sieht das gut aus. Von Gefühl her war das Auto nicht so gut, wie es das Papier verspricht.“
Auch Carlos Sainz zeigte sich überrascht, dass trotz seines subjektiven Gefühls von enttäuschendem Grip der Longrun ordentlich ausfiel. Er war kaum langsamer als der von Kimi Räikkönen. „Die Strecke war heute viel langsamer als bei den Wintertestfahrten. Vielleicht lag es am starken Wind. Es war schwer, eine gute Balance zu finden.“ Hamiltons Tagesbestzeit von 1.20,802 Minuten war 2,2 Sekunden langsamer als Räikkönens schnellste Runde im Winter. Die lag bei 1.18,634 Minuten.
In der Galerie finden Sie die besten Bilder vom Trainingsfreitag.
Longrun-Analyse GP Spanien