Aus für großen Alfa-SUV, QV-Modelle bleiben
Alfa Romeo stoppt Pläne für einen großen Elektro-SUV im X5-Format. Statt Wachstum im Luxussegment, konzentriert sich die Marke auf bewährte Modelle und eine flexible Antriebsstrategie.
Die Stellantis-Traditionsmarke Alfa Romeo vollzieht eine strategische Kehrtwende. Noch 2023 hatte der damalige CEO Jean-Philippe Imparato angekündigt, das Portfolio bis 2027 vollständig auf Elektroantrieb umzustellen. Der Plan sah vor, den US-Markt mit einem großen, vollelektrischen SUV im Segment von BMW X5 und Mercedes GLE zu erobern.
Das Fahrzeug sollte auf der neuen STLA-Large-Plattform des Stellantis-Konzerns basieren und Alfa Romeo als globalen Premiumhersteller positionieren. Doch diese Entwicklung ist jetzt offenbar gestoppt. Der neue Markenchef Santo Ficili erklärte gegenüber "Automotive News Europe", große Fahrzeuge seien "nicht das Territorium der Marke".
Geänderte Bedingungen
Hintergrund dieser Entscheidung sind geänderte Marktbedingungen, vor allem in den USA. Die Nachfrage nach rein elektrischen Fahrzeugen bleibt dort weit hinter den Erwartungen zurück. Deshalb setzt Alfa Romeo jetzt, wie auch schon andere Stellantis-Marken, auf eine "Multi-Energy"-Strategie, die neben Elektroantrieben auch Hybrid- und Verbrennerversionen umfasst. Damit verabschiedet sich die Marke von der Idee, in kurzer Zeit zum reinen Elektroanbieter zu werden.
Gleichzeitig zeigt die Entwicklung von Giulia und Stelvio, wie sich Alfa Romeos Ausrichtung verändert. Beide Modelle sollten ursprünglich 2025 und 2026 durch vollelektrische Nachfolger ersetzt werden. Nun werden die aktuellen Baureihen bis mindestens 2027 weitergebaut. Grund dafür ist auch hier die Abkehr von der Elektro-Strategie. Für die Nachfolgemodelle, die künftig entgegen der ursprünglichen Planung nun auch mit Hybridantrieben vorgesehen sind, ist entsprechende Entwicklungsarbeit nötig.
Giulia und Stelvio bleiben länger
Im Werk Cassino, wo Stelvio und Giulia vom Band laufen, werden derzeit die Grundlagen für die künftige Fertigung von Hybrid- und Elektroantrieben geschaffen. Bis dahin setzt Alfa Romeo auf eine abgespeckte Motorenpalette. Seit dem Herbst 2025 ist der 2,0-Liter-Turbobenziner mit 280 PS aus dem Programm verschwunden, ebenso die sportlichen Quadrifoglio-Versionen. Der 2,2-Liter-Diesel mit 160 oder 210 PS bleibt vorerst die einzige verfügbare Motorisierung. Wie uns eine Sprecherin von Alfa Romeo bestätigte, verlängert Alfa Romeo die Bestellbarkeit der aktuellen Dieselversionen von Giulia und Stelvio bis Ende 2027. Außerdem sollen die Quadrifoglio-Varianten im Laufe des Jahres 2026 wieder ins Programm aufgenommen werden.
Alfa Romeo steht nicht zum Verkauf
Diese Details bestätigte Santo Ficili, CEO Alfa Romeo, im Rahmen der aktuell laufenden internationalen Testfahrten des neuen Alfa Romeo Tonale in Italien. Mit den Worten "Alfa Romeo is not for sale" stellte er außerdem noch einmal klar, dass Alfa Romeo nicht zum Verkauf steht, und widersprach damit den jüngsten Spekulationen über einen möglichen Verkauf der Marke.
Parallel dazu wird an den neuen Modell-Generationen gearbeitet, die alle "einer Multi-Energy-Strategie folgen" sollen, um "die wichtigsten Marktsegmente" abzudecken und "den Anforderungen der jeweiligen Märkte gerecht" zu werden, so Alfa-Romeo in einer Pressemitteilung. "Die neuen Modelle von Giulia und Stelvio befinden sich derzeit in der Entwicklungs- und Hybridisierungsphase. Ein konkreter Termin für die Markteinführung steht daher noch nicht fest – fest steht jedoch, dass beide Fahrzeuge weiterhin in Italien mit unterschiedlichen Antrieben produziert werden".
Beide werden auf der STLA-Large-Plattform aufbauen, die eben sowohl Elektro- als auch Hybridantriebe ermöglicht. Frühe Entwürfe sahen wie oben erläutert noch ausschließlich vollelektrische Versionen vor. Nun plant Alfa Romeo zusätzlich leistungsstarke Mild- und Plug-in-Hybride – darunter wohl auch wieder Quadrifoglio-Modelle mit über 500 PS.
Lieber sportlich
Die Entscheidung gegen den großen E-SUV und für eine überarbeitete Strategie bei der Elektrifizierung spiegelt eine realistischere Einschätzung der Marktchancen wider. Alfa Romeo hat zwar den Anspruch, sportliche und emotionale Fahrzeuge zu bauen, doch der Markenkern liegt traditionell nicht in schweren Luxus-SUV, sondern in kompakteren, fahraktiven Modellen. Ein vollelektrisches Flaggschiff oberhalb des Stelvio hätte hohe Entwicklungskosten verursacht, während die Absatzchancen selbst in den USA unsicher geblieben wären.
