So groß wie die Top-Teams
Bis jetzt war der Rennstall von Aston Martin ein Muster an Effizienz. Mit 535 Mitarbeitern schien der englische Rennstall seine perfekte Größe gefunden zu haben. Doch jetzt will Aston Martin auf 800 Angestellte aufstocken. Um gegen die Top-Teams anzutreten.
Sie waren die Überlebenskünstler der Formel 1. Force India hat mit 400 Mitarbeitern und 90 Millionen Dollar-Budgets bessere Ergebnisse eingefahren als Teams mit doppelt so viel Geld und 200 Leuten mehr an Bord. Als der kanadische Milliardär Lawrence Stroll den Rennstall 2018 aus der Insolvenz rettete und in Racing Point umbenannte, bekam er eine Truppe, die aus wenig viel machte.
Seitdem kann das Team aus Silverstone ohne Existenzängste wirtschaften. Die Mannschaft wurde schrittweise hochgefahren, immer mit dem Ziel langsam zu wachsen und sich dann bei der Größe einzupendeln, bei der man heute steht.
Zur Zeit arbeiten rund 535 Leute für den WM-Vierten des Vorjahres. Vom Budget her hat man noch zwischen zehn und 20 Millionen Dollar Luft bis zum aktuellen Kostendeckel. Und diese Differenz wird auch in neues Personal gesteckt.
Aston Martin nimmt sich Top-Riege als Vorbild
Doch seit diesem Jahr ist nichts mehr wie es war. Seit Anfang der Saison segelt der Rennstall unter der Flagge von Aston Martin. Und schon steigen die Ansprüche. Es wird nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt. In Baku bestätigte Teamchef Otmar Szafnauer, dass Aston Martin nicht nur den Bau der neuen Fabrik vorantreibt, sondern seine Truppe auf bis zu 800 Angestellte ausbauen will.
Während die Top-Teams abrüsten, stockt Aston Martin auf. "Wenn wir gegen die drei Top-Teams antreten wollen, müssen wir mit ihnen auch vom Personal konkurrieren können. Die Erfahrung nach einem halben Jahr Budgetdeckel hat gezeigt, dass 800 Leute die ideale Größe für ein Teams sind. Mercedes, Ferrari und Red Bull liegen momentan noch darüber, werden sich aber in diese Richtung bewegen. Im Moment schaffen sie den Kostendeckel nur, weil ein Teil ihrer Belegschaft nur Teilzeit arbeitet", erklärt Szafnauer.
Springer-Pool für Phasen hoher Belastung
So wird das auch bei Aston Martin werden. Die Arbeitsweise eines Formel-1-Teams bringt es laut Szafnauer mit sich, dass sich die großen Teams Springer-Truppen für die Phasen hoher Belastung halten: "Das Designbüro hat seine Hochphase vom Juli bis Oktober, die Produktionsabteilung von Oktober bis März. In dieser Zeit fährst du das Personal hoch. Dafür musst du einen Pool an Leuten beschäftigen, auf die du zurückgreifen kannst."
Szafnauer glaubt, dass sich Aston Martin leichter damit tut ein solches System zu etablieren als die Großen. "Die müssen trotzdem noch schrumpfen." Die Kunst ist es, genau die richtige Balance zu finden. Auch zwischen Fremdaufträgen und Eigenproduktion. Szafnauer: "Wir werden in Zukunft wohl etwas mehr selbst produzieren, haben aber durch unsere Partnerschaft mit Mercedes immer einen gewissen Grundstock, der von außen geliefert wird."