Österreich schafft die Klebe-Vignette ab

Ab 2027 wird es für die Autobahn-Maut in Österreich keine Klebe-Vignette mehr geben. Was Autofahrer jetzt wissen müssen.
Früher gehörte es zum Ritual bei jeder Fahrt nach oder durch Österreich: Bei der letzten Raststätte vor der Grenze herausfahren und das "Pickerl" kaufen, den hartnäckig klebenden Nachweis für die entrichtete Autobahn-Maut. Die Kleberei ist künftig vorbei. Ab 1. Februar 2027 wird die bisherige Klebevignette für Österreichs Autobahnen abgeschafft. Das Jahr 2026 markiert das letzte, in dem sie in der klassischen Form erhältlich ist. Ab 2027 existiert der Mautnachweis ausschließlich in digitaler Form, das heißt: Kein Kleben und kein Abschaben mehr – stattdessen wird das Kennzeichen registriert und elektronisch geprüft.
Während für das Jahr 2026 noch beide Varianten parallel zur Verfügung stehen, wird die Klebevignette in ihrer klassischen Form ein letztes Mal gedruckt – sie kommt für 2026 in der Farbe "Feuerrot". Und ist heute schon ein Auslaufmodell: Nach Auskunft der österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag sind inzwischen zumindest bei der Jahresvignette über 75 Prozent in digitaler Form ausgeführt.
Nur noch digital
Am System der digitalen Vignette ändert sich nichts. Beim Kauf muss das Fahrzeug-Kennzeichen angegeben werden, dieses wird dann im Maut-System hinterlegt. Bei Kontrollen wird über eine Kennzeichenabfrage die Gültigkeit überprüft, außerdem kann im Zweifelsfall der Kaufbeleg als Nachweis für die gezahlte Maut vorgezeigt werden. Wie bei der Klebe-Vignette ist die digitale Form für die bekannten Zeiträume erhältlich (Ein-Tages-, Zehn-Tages-, Zwei-Monats- und Jahresvignette).
Der Verkauf digitaler Vignetten wird nicht ausschließlich online erfolgen. Wie beim "Pickerl" wird es weiterhin Verkaufsstellen geben. Dort nennt man das Kennzeichen, zahlt und erhält einen Beleg – die Registrierung übernimmt der Betreiber im Hintergrund. Wichtig ist das auch für langfristige Zeiträume: Beim Online-Kauf sind nur die Ein- und Zehn-Tages-Maut sofort nach dem Kauf gültig. Bei den Varianten für zwei Monate oder das gesamte Jahr besteht beim Online-Kauf eine Widerspruchsfrist, sie werden deshalb erst 18 Tage nach dem Kauf aktiviert. Ausnahme: Beim Online-Kauf identifiziert sich der Maut-Kunde als gewerblicher Käufer, dann gilt das elektronische Pickerl sofort. Wird eine digitale Vignette direkt vor Ort in einer Vertriebsstelle erworben, entfällt diese Frist, und sie gilt ebenfalls sofort.
Verkaufsstellen bleiben
Im Zuge der Umstellung will die Asfinag außerdem das Angebot an Verkaufsstellen erweitern. Online kann man direkt bei der Asfinag im Mautshop die jeweiligen Mautprodukte kaufen. In den jeweiligen App-Stores gibt es ebenso eine Smartphone-App (Link für Apple iOS und Link für Android), mit der die digitale Vignette gekauft werden kann. Die Apps bieten zudem noch weitere Features wie Verkehrsnachrichten oder den Zugriff auf die Webcams der Asfinag. Wichtig zu wissen: Über den Online-Shop oder die Asfinag-App lassen sich auch Sondermaut-Strecken in Österreich, wie zum Beispiel die Tauern-Autobahn oder die Brenner-Strecke, bezahlen. Auch diese Maut wird über das Fahrzeug-Kennzeichen registriert, es entfällt dann die Wartezeit an den jeweiligen Maut-Bezahlstellen, an denen über eine Sonderspur vorbeigefahren werden kann.
Das kostet die Maut
Die Tarife für das letzte "Klebejahr" steigen um rund 2,9 Prozent. Die Asfinag begründet das mit einer Anpassung an den Verbraucherpreisindex. Die Tarife für 2026 stehen bereits fest:
Für Pkw und sonstige zweispurige Kfz. bis 3,5t:
- 1-Tages-Vignette: EUR 9,60
- 10-Tages-Vignette: EUR 12,80
- 2-Monats-Vignette: EUR 32,00
- Jahresvignette: EUR 106,80
Für Motorräder:
- 1-Tages-Vignette: EUR 3,80
- 10-Tages-Vignette: EUR 5,10
- 2-Monats-Vignette: EUR 12,80
- Jahresvignette: EUR 42,70
Mautfrei bleiben die folgenden Autobahn-Abschnitte:
- A 1 West-Autobahn zwischen der Staatsgrenze am Walserberg und der Anschlussstelle Salzburg Nord
- A 12 Inntal-Autobahn zwischen der Staatsgrenze bei Kufstein und der Anschlussstelle Kufstein-Süd
- A 14 Rheintal/Walgau-Autobahn zwischen der Staatsgrenze bei Hörbranz und der Anschlussstelle Hohenems
Kontrolliert wird digital
Kontrolliert wird die entrichtete Maut rein digital, der berühmt-berüchtigte Gendarm an der Autobahnabfahrt, der mit geschultem Blick das geklebte Pickerl scannt, ist endgültig Geschichte. Fahrzeuge werden durch Kamerasysteme oder automatische Prüfvorgänge anhand des Kennzeichens auf gültige Registrierung geprüft. Wer keine gültige Vignette besitzt, muss vor Ort Ersatzmaut zahlen – mit 120 Euro für Pkw kein billiges "Vergnügen".