Richtig packen für den Campingtrip
Wer sein Wohnmobil überlädt, riskiert empfindliche Strafen. Damit Ihnen das nicht passiert und alles seinen Platz findet, haben wir die besten Beladungs-Tipps zusammengestellt.
Das Wohnmobil zu beladen, kann an Tetris spielen oder einen Umzug erinnern. Bei manchen wird das Packen des Reisemobils zur Herausforderung. Man will ja schließlich für alle Eventualitäten gerüstet sein: Sonne, Regen, ein plötzlicher Wintereinbruch – wer weiß schon, was unterwegs auf einen zukommt! Sie suchen eine exemplarische Packliste? Dann klicken Sie hier.
Mit Blick auf die Zuladung und die Staumöglichkeiten im Reisemobil wäre ein bisschen Zurückhaltung allerdings auch nicht schlecht, schließlich ist Überladung kein Kavaliersdelikt, kann je nach Übergewicht richtig teuer werden und auch Punkte in Flensburg bedeuten. Mehr zum Streitthema 3,5-Tonnen-Grenze erfahren Sie hier.
So berechnen Sie die Zuladung
Wie berechtet sich Übergewicht im Reisemobil? Ob ein Reisemobil überladen ist, bemisst sich an Achslasten sowie dem Leer- und dem zulässigen Gesamtgewicht. Angaben dazu finden sich in dem seit Oktober 2005 gültigen Fahrzeugschein unter den Punkten G, F.1, 7.1, 7.2. In der Leermasse (G) sind laut Norm EN 1646-2 für bewohnbare Freizeitfahrzeuge der Fahrer mit 75 Kilo sowie die Betriebsstoffe Kraftstoff, Wasser und Gas enthalten. Zieht man sie von der technisch zulässigen Gesamtmasse (F.1) ab, erhält man die Zuladung, die für weitere Passagiere und Gepäck bleibt. So weit die Theorie.
Häufig ist der errechnete Wert klein – und die Augen groß. Kann das denn stimmen? Es kann. Praktisch sollte man sich schon beim Kauf eines Reisemobils mit dem Thema Beladung beschäftigen.
Hier kommen zwei wichtige Begriffe ins Spiel: Leergewicht und Zuladung. promobil berechnet das Leergewicht bei allen Tests ohne das Fahrergewicht, dafür mit 100 Prozent Diesel, Gas und Wasser einschließlich der jeweiligen Sonderausstattung. Das ist in der Praxis besser, da es ein unkompliziertes Nachwiegen ermöglicht. Mehr Infos über die Gewichtsbestimmung von promobil erfahren Sie hier. Die Zuladung ergibt sich aus der Differenz von zulässigem Gesamtgewicht und der Leermasse.
Wichtig: die Achslasten nicht aus dem Blick verlieren. Bereits eine überladene Achse kann zu Geldstrafen führen. Keine Toleranz darf man in der Schweiz erwarten; Österreicher bitten mit bis zu 2.180 Euro zur Kasse. Auch die Italiener sind mit einem Strafmaß bis 1.596 Euro nicht eben zimperlich. Vollstreckt wird bei Verkehrsvergehen in EU-Staaten inzwischen übrigens auch zu Hause. Welche Strafen in Deutschland und im EU-Ausland drohen, erfahren Sie hier.
Diese Begriffe sollten Sie kennen
Leergewicht: Die Straßenverkehrs-Zulassungsordnung definiert die Masse im fahrbereiten Zustand als Fahrzeuggewicht einschließlich 90 Prozent Kraftstoff, 100 Prozent Gas und Frischwasser sowie 75 Kilo Fahrergewicht. Da das graue Theorie ist, ermittelt promobil Leergewichte und damit die echte Zuladung von Testfahrzeugen ohne Fahrer, jedoch mit 100 Prozent Diesel, Frischwasser und Gas einschließlich der jeweiligen Sonderausstattung.
Zuladung: Darunter versteht man die Nutzlast eines Reisemobils. Sie ergibt sich, indem man das Leer- vom zulässigen Gesamtgewicht abzieht. Die EN-Norm 1646-2 legt die Mindestzuladung mit 75 Kilo und 10 Kilo Gepäck je Gurtplatz und Passagier fest, zudem 10 Kilo je Fahrzeugmeter. Diese Zuladung soll theoretisch auch für die gewählten Extras reichen. Wie viel Kilo tatsächlich netto für Gepäck übrigbleibt, zeigt die untenstehende Beispielrechnung.
Hebelwirkung: Hier ist Physik im Spiel: Je länger der Heckübergang und je schwerer das Gepäck in der Garage oder am Heck, desto größer ist die Hebelwirkung der Achsen.
Die 3,5-Tonnen-Grenze
Die Beispielrechnung unten zeigt, wie viel Zuladung tatsächlich bleibt. Die beispielhaften 130 Kilogramm Zuladung für Gepäck sind nicht gerade üppig, Gewicht einsparen hieße hier die Devise.
Das Problem der Überladung von Reisemobilen ist nicht neu, aber immer brenzliger – vor allem wegen der 3,5-Tonnen-Grenze. Immer mehr Reisemobilfahrer möchten nicht an Lkw-Verbote gebunden sein oder besitzen nur einen Führerschein Klasse B. Zu Beginn der Reisesaison kontrolliert die Polizei verstärkt.
Beispielrechnung: 3500 kg zul. Gesamtgewicht2900 kg Trockengewicht+ 220 kg Gas, Wasser, Diesel+ 250 kg Passagiere= 130 kg Rest-Zuladung
Wie kann man Gewicht sparen?
Bevor es also ans Beladen geht, kommt das Gepäck auf den Prüfstand. Dabei erhalten leichte Alternativen den Vorzug vor Schwergewichten. Das fängt schon in der Küche an: Dosenkonserven wiegen viel mehr, als Gerichte in der Tüte. Auch herkömmliches Geschirr sowie Töpfe und Pfannen bringen mehr auf die Waage als Melaminteller und Alutöpfe. Wie viel das Gepäck im Wohnmobil wirklich wiegt, können Sie hier nachlesen.
Apropos Alu: Gasflaschen gibt es auch aus diesem vergleichsweise leichten Metall. Im Gegensatz zu Stahlflaschen, die schon ohne Füllung elf Kilogramm wiegen, sind Aluflaschen rund die Hälfte leichter. Ist am Zielort Frischwasser erhältlich, muss man den Frischwassertank nicht schon zu Hause randvoll betanken. Noch mehr Einsparpotenzial gibt’s beim Reserverad, das schnell mal mit 35 Kilo zu Buche schlägt. Bei den meisten neueren Wohnmobilen ist es indes längst durch ein Pannenset ersetzt.
So viel wiegt Sonderausstattung im Wohnmobil
- Klimaanlage Wohnraum: 40 kg
- Markise: 38 kg
- Sat-Anlage: 20 kg
- Klimaanlage Fahrerhaus: 18 kg
- Backofen: 17 kg
- Panorama-Dachfenster: 15 kg
- Flachbildschirm: 11 kg
- Fahrradträger: 10 kg
Richtig beladen: Was gehört wohin im Reisemobil?
Genauso wichtig wie die Frage, was man mitnimmt, ist die Entscheidung, wo man es im Wohnmobil unterbringt. Grundsätzlich gilt: Schwere Gegenstände sollten möglichst weit unten und zwischen den Achsen verstaut werden. Schwere Getränkeflaschen gehören also nicht in die Hängeschränke über der Küche, sondern in einen bodennahen Stauraum oder, falls vorhanden, in den Doppelboden. Sperrige Gegenstände können auch in Kleiderschränken oder der Dusche verstaut werden. Wichtig: Die Türen müssen fest verschlossen sein, damit sie nicht aus der Halterung reißen. Die Heckgarage ist ideal für Campingmöbel, den Grill oder auch Fahrräder. Vor allem Letztere sollten aber nicht ungesichert transportiert werden. Im Fachhandel gibt es verschiedene Befestigungssysteme von Zurrösen bis zur fest montierten Schiene.
Hängeschränke: Die oberen Hängeschränke sind wie gemacht für Textilien und Kleidung, die wenig wiegen. Offene Fächer und Ablageflächen müssen während der Fahrt aber ganz leer sein, denn beim Bremsmanöver werden selbst die leichtesten Teile zu gefährlichen Geschossen.
Küche: Sie bietet in manchen Wohnmobilen fast so viele Fächer, Schubladen und Auszüge wie daheim – in der Nähe des gut 30 Kilo schweren Kühlschrank ist aber schweres Ladegut manchmal fehl am Platz. In die Schränke am besten unten die schweren und oben die leichten Küchenutensilien packen.Wichtig:Die Kühlschranktür muss vor jeder Fahrt gut eingerastet sein, damit der Inhalt nicht herausfällt.
Schränke: Die meisten Wohnmobile haben einen Kleiderschrank, in dem man Jacken aufhängen kann. Hier ist mitunter auch Platz für sperriges Gepäck. Türen und Klappen müssen gut verschlossen sein, damit sie nicht aus ihrer Halterung reißen können.
Bodenfächer: Stauräume in Bodennähe und Doppelböden sind sehr beliebt. Am sinnvollsten verstaut man hier schwere Teile wie Getränke oder Konserven – übrigens genauso wie im Stauraum unter der Sitzbank. So wird der Schwerpunkt des Wohnmobils nach unten verlagert und die Fahrstabilität verbessert.
Heckgarage: Campingmöbel, Grill und Zelt passen prima in die üppige Heckgarage. Spanngurte und Zurrösen fixieren zusätzlich großes Ladegut. Vorsicht, wenn zum Beispiel Motorroller dort befördert werden. Durch die Hebelwirkung entsteht ein Ungleichgewicht der Achsen. Vorher klären, ob die Hinterachslast und auch die Tragfähigkeit des Garagenbodens für so hohe Gewichte ausreicht.
Fahrradträger: Entscheidend ist hier die Traglast der Heckwand und die Nutzlast des Trägers – vor allem bei schweren Rädern wie E-Bikes. Für mehr Komfort beim Beladen gibt es Träger mit absenkbaren Schienen oder solche mit Auffahrrampe. Nicht-Profis sollten die Montage des Trägers besser der Werkstatt überlassen. Hersteller: u. a. Fiamma, Thule, Preise: 150–400 Euro. Mehr zu Radträgern erfahren Sie hier.
Motorrad-Träger: Sie wiegen rund 40 Kilo und haben eine Nutzlast von 150 bis 170 Kilo. Die teuren Modelle verfügen über hydraulisch absenkbare Schienen, bei denen der Roller bequem ebenerdig aufgefahren und per Fußpedal hochgepumpt wird. Da die Traglast der Heckwand oft nicht ausreicht, wird er an Rahmen oder Anhängekupplung montiert. Hersteller: u. a. Linnepe, Sawiko, Alko, Weih, Preise: 700–1.500 Euro.
Dachtransport: Kajaks oder Surfbretter können meist nur auf dem Dach an einer extra montierten Dachreling samt Querträgern transportiert werden. Dachboxen für Reisegepäck, wie man sie vom Pkw kennt, sollten nur aufs Dach, wenn es nicht anders geht. Traglast des Dachs beachten. Hersteller: u. a. Thule, Preise: 300–600 Euro.
6 clevere Tipps zum Beladen des Wohnmobils
- Wassertank nicht voll machen, das spart viele Kilos.
- Alu-Gasflaschen statt Stahlflaschen verwenden, die wiegen nur die Hälfte.
- Die Achslast beim Beladen im Auge behalten: Eine gleichmäßige Verteilung des Gewichts sorgt für Fahrstabilität und somit Sicherheit.
- Tütengerichte statt Konserven einpacken oder frisch kochen: Eine Dose Ravioli wiegt ganze 948 Gramm – stattdessen kann ein ganzer Stapel Tütennudeln als Proviant mit, oder noch besser: am Reiseziel auf dem Markt einkaufen und frisch kochen.
- Camping-Geschirr mitnehmen: Teller aus bruchsicherem Melamin, Töpfe und Pfannen aus leichtem Alu: spart gut fünf Kilogramm. Hier gibt es Campinggeschirr im Test.
- Reserverad durch Reifenpannenset ersetzen: Ein Ersatzreifen wiegt satte 35 Kilogramm, das Fiat-Original-Pannenset nur 2,8 Kilo.