Bentley: Die Zukunft wird nobel digital
Für britische Nobelmarken ist Tradition äußerst wichtig. Trotzdem geht die technische Weiterentwicklung an der edlen VW-Tochter Bentley nicht vorbei. Flexible O-LED-Lichter helfden dem Team von Design-Chef Stefan Sielaff dabei, den Innenraum und das Fahrgefühl von morgen zu kreieren.
So sieht die Zukunft in einem Bentley aus: Verbiegbare Kunststofffolien, nur den zehnten Teil eines Millimeters dünn, holen Fernseherbilder, Videos oder virtuelle Hologramme in den Fahrzeuginnenraum - auch auf oder zwischen den Intarsien von feinsten Wurzelhölzern. Sogar hauchdünne Stein-Applikationen werden sich künftig in den Nobelkarossen heimisch fühlen.
Dagegen hat das bislang unvermeidliche kuschelweiche Leder aus der Haut von 25 Kühen pro Fahrzeug nur noch Außenseiterchancen bei den Briten. Das führt dazu, dass es zu hundert Prozent vegane Bentleys geben wird. Und was bei Apples iPhone seit Jahren "Hey, Siri" ist, funktioniert demnächst im Bentley über die Sprachsteuerung als "Hallo, mein Butler". Die Informationswünsche der Insassen werden durch den Hologramm-Butler und das stets zugeschaltete Internet prompt erfüllt. Und in zehn, fünfzehn Jahren, wenn das vollautonome Fahren Normalität sein soll, wird der Fahrer im Loungebereich des Bentley-Fonds Platz nehmen können und bei einem wohltemperierten Wasser aus dem Kristallglas die Fahrt genießen.
Wobei dieses britische Kristallglas eigentlich ein Whiskyglas ist und bereits heute eine nicht unbedeutende Rolle im Bentley-Design spielt. Nämlich bei den LED-Scheinwerfern, die bereits in den kommenden Fahrzeuggenerationen ab 2017 verbaut werden. In der neuen Continental-GT-Baureihe erstrahlen die faszinierenden Leuchten, die schon in der Konzept-Studie "EXP 10 Speed 6" zu sehen waren.
Sogar der Auspuff soll verschönert werden
Auch dieser für Bentley-Verhältnisse relativ kleine Sportwagen soll in den nächsten Jahren serienreif sein und bereits das Design der Zukunft in sich tragen. Dazu gehört auch das "Flying-B", das sportliche Symbol der Marke. Man wird zukünftig den geflügelten Buchstaben in den Rückleuchten und den vorderen Lufteinlässen wiederfinden. Und wenn Chefdesigner Stefan Sielaff sich durchsetzen kann, auch in den abgeflachten Auspuffendrohren der PS-starken Nobelfahrzeuge.
Ein anderer Gestaltungswunsch des bayerischen Designers wird aber wohl vorerst nicht in Erfüllung gehen - der Wegfall der plumpen, klobigen und aerodynamisch katastrophalen Außenspiegel in Kindskopf-Größe. In Studien sieht man zwar immer wieder zarte Videokameras, die den rückwärtigen Verkehr nebst toten Winkel in den Rückspiegel des Innenraums projizieren, aber für die Serienreife und die weltweite Akzeptanz in der Straßenverkehrsordnung vergehen wohl noch einige Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte.
Schneller wird da der kleine Bruder des Bentayga auf unseren Straßen rollen. Der kleine SUV, der wohl trotzdem noch mindestens 4,60 Meter lang sein dürfte, soll 2019 hinter die Schaufensterscheiben der Bentley-Händler rollen. Ein Jahr vorher kommt ein coupéartiges SUV à la BMW X6. Hier könnten neben leichten Carbonelementen die neuen ultraleichten Titanteile zum Einsatz kommen, die nicht mehr traditionell gegossen oder geschmiedet werden, sondern wegen der vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten aus einem Hightech-3D-Drucker kommen. Und selbstverständlich wäre auch ein Shooting-Brake, also ein eleganter, ebenfalls coupéartiger Kombi ganz oben auf der Wunschliste der Bentley-Designer. Mal schauen, ob das Bentley-Hauptquartier in Crewe die Erlaubnis aus Wolfsburg dafür erhält.