BMW: Mit der Smartwatch ins Parkhaus
Die Automobilhersteller kommen dem autonomen Fahren immer näher. Mit einem vollautomatischen Park-Assistenten lässt BMW seine Autos künftig führerlos ins Parkhaus rollen. Offene Fragen gibt es weniger bei der Technik, als vielmehr bei der Gesetzgebung.
Oft ist in Ankündigungen der Autohersteller vom Jahr 2020 oder 2025 die Rede. Dann geht es oft um die Marktreife für das automatisierte Fahren. Der geplante Zeitpunkt ist allerdings mehr vornehmer Zurückhaltung geschuldet als der wirklichen Planung. "Wir könnten morgen mit dem autonomen Fahren, mit dem Auto-Piloten in Serie gehen, wenn wir von der Technologie reden", so der leitende Ingenieur eines Premium-Herstellers.
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So zeigt zum Beispiel BMW, wie komplett kollisionsfreies und vollautomatisiertes Fahren schon heute möglich ist. Grundlage für die 360-Grad-Kollisionsvermeidung ist eine sichere Positions- und Umfeld-Erkennung. Beim Forschungsfahrzeug, einem BMW i3, erfassen vier hochmoderne Laserscanner die Umgebung und erkennen zuverlässig Hindernisse - beispielsweise in einem Parkhaus. Nähert sich das Fahrzeug zu schnell einer Mauer oder einem Pfeiler, verhindert ein automatischer Bremseingriff die drohende Kollision. Das Fahrzeug wird dabei zentimetergenau zum Stehen gebracht. Lenkt der Fahrer vom Hindernis weg oder wechselt er die Fahrtrichtung, löst das System den Bremseingriff. Diese Funktion entlastet den Fahrer in einem unübersichtlichen Umfeld und steigert somit weiter die Sicherheit und den Komfort. Wie bei allen BMW Assistenz-Systemen ist auch diese Forschungsanwendung vom Fahrer jederzeit übersteuerbar.
Wenn das Auto selbstständig auf Parkplatz-Suche geht
Praktisch schon serienreif ist bei BMW der vollautomatisierte "Remote Valet Parking Assistant" im BMW i3 Forschungsfahrzeug. Aktiviert der Fahrer per Smartwatch den vollautomatisierten Remote Valet Parking Assistant, steuert das System das Fahrzeug selbstständig durch die Etagen, während der Fahrer bereits ausgestiegen und auf dem Weg zu seinem Geschäftstermin ist. Dabei erkennt das System nicht nur bauliche Gegebenheiten des Parkhauses, sondern über die Fahrzeug-Sensorik auch Hindernisse, die unerwartet auftreten - etwa falsch abgestellte Fahrzeuge -, und umfährt diese zuverlässig. Ist der BMW i3 auf dem Stellplatz angekommen, verriegelt sich das Fahrzeug und wartet darauf, per Smartwatch und Sprachbefehl gerufen zu werden. Der vollautomatisierte Remote Valet Parking Assistant berechnet dann die exakte Zeit bis zur Ankunft des Fahrers am Parkhaus und lässt den BMW i3 so starten, dass er am Parkhaus.Ausgang rechtzeitig vorfährt.
Es sind vor allem rechtliche Fragen, die der Klärung bedürfen und die Einführung vollautomatischer Fahrzeuglenkung verzögern. Denn die gesetzlichen Vorschriften stammen aus einer Zeit, als es noch keine Satelliten-Navigation und keine Hochleistungs-Computer gab. Wer haftet bei einem Unfall? Das ist noch die harmloseste Frage, die zu klären ist. Im Luftfahrt-Recht ist das klar geregelt: Der Flugkapitän ist für alles verantwortlich. Streng genommen sogar für schlechtes Wetter, in das er eigentlich nicht einfliegen darf. Kein Pilot könnte sich je darauf zurückziehen, dass der Autopilot falsch gesteuert oder der Navigationscomputer ausgefallen ist. Natürlich haftet er nicht für eindeutige technische Fehlfunktionen wie ein Triebwerksausfall, aber er muss zum Beispiel das Flugzeug auch ohne Autopilot und Navigationssystem fliegen und sicher ans Ziel bringen können.
Technik muss Vertrauen des Kunden gewinnen
Im Automobil ist das komplizierter, weil viel mehr äußere Einflüsse zu berücksichtigen sind. Was, wenn der auf dem Fahrer seinen Sitz nach hinten gedreht hat, um mit seiner Familie Karten zu spielen oder zu plaudern? Wie schnell kann er die Kontrolle über das Fahrzeug zurück gewinnen, wenn etwas ausfällt oder sich ein Hindernis in den Fahrweg stellt? Dann muss das Assistenz-System den Fahrer vollständig ersetzen. "Wir werden in vielen Stufen zum autonomen Fahren kommen", sagt der Ingenieur. Die ersten gibt es. Schon heute verhindern Systeme, dass das Fahrzeug bei Unaufmerksamkeit des Fahrers von der Straße abkommt, und angenehm ist auch der Stau-Assistent, der automatisch dem Stop-and-go-Rhythmus folgt.
"Solange der Fahrer nicht das Gefühl hat, ausgeliefert zu sein, so lange wird er diese Dinge als hilfreich ansehen. Anders ist es, wenn er darauf vertrauen muss. Zum Beispiel, wenn es bei höheren Geschwindigkeiten darum geht, auf der Autobahn die Spur zu wechseln." Vermutlich wird es länger dauern, beim autofahrenden Kunden das Vertrauen in die Technik zu schaffen, als die Technik fürs vollautomatisierte Fahren zu entwickeln. Wie weit die Technologie ist, haben bereits alle Autohersteller demonstriert. Die Consumer Electronic Show (6. bis 9. Januar in Las Vegas) wird in Sachen automatisiertes Fahren wieder einiges zu zeigen haben.