Diesel-Pkw mit bis zu 90 % weniger CO₂
BMW hat während der "Fleet Europe Days" in Luxemburg neue Maßnahmen vorgestellt, den CO₂-Ausstoß von Diesel-Flotten zu senken. Der vollständig erneuerbare Kraftstoff HVO100 steht dabei im Zentrum. Er soll in Fuhrparks fossilen Dieselkraftstoff ersetzen – was BMW durch technische Maßnahmen nachweisbar machen möchte und bei der Erstbetankung von Neuwagen in Deutschland seit diesem Jahr vormacht.
Anlässlich der "Fleet Europe Days" am 22. und 23. Oktober in Luxemburg zeigt BMW, wie Unternehmen ihre bestehenden Diesel-Flotten klimafreundlicher betreiben können. Neben batterieelektrischen Modellen rückt der Hersteller erneuerbare Kraftstoffe wie HVO100 und andere Carbon Neutral Fuels (CNF) in den Mittelpunkt. Ziel ist es, die CO₂-Bilanz der mehr als 250 Millionen Bestandsfahrzeuge in Europa zu verbessern.
Eine neue technische Lösung erleichtert den HVO-Nachweis im Flottenbetrieb. Dabei werden die Tankdaten des Fahrzeugs mit den Informationen aus dem Bezahlsystem abgeglichen. Für Fuhrparkbetreiber entsteht so ein lückenloser Beweis, dass ihre BMW Diesel ausschließlich HVO100 tanken. Der Hersteller spricht von einem wichtigen Schritt hin zu einem "CNF-only-Fuhrpark".
"HVO100 hat das Potenzial, die CO₂-Bilanz deutlich zu verbessern"
Wie groß die erwartete Wirkung ist, erklärt Dr. Martin Kaufmann, Leiter Antriebsentwicklung der BMW Group: "Unser Ziel ist immer, umweltfreundlichere und effizientere Fahrzeuge auf die Straße zu bringen. Mit dem Diesel-Ersatzkraftstoff HVO100 haben wir die Chance, die CO₂-Bilanz von Fahrzeugflotten zu verringern." Besonders alternative Kraftstoffe, die nicht auf fossilen Energieträgern basieren, sieht Kaufmann als "Potenzial, das wir bereit sind zu heben".
Auch aus Vertriebssicht hat der Ansatz Gewicht. Bernhard Kuhnt, Leiter der Vertriebsregion Europa der BMW Group, betont: "Flottenkunden sind für den Absatz in Europa extrem wichtig, und der Diesel bleibt für viele Einsätze eine sehr gute Antriebstechnologie. Die Nutzung von HVO100 bietet einen Weg zur schnellen CO₂-Reduktion und berücksichtigt unterschiedliche Anwendungsfälle."
HVO100 ab Werk: 5 bis 8 Liter pro Fahrzeug
BMW arbeitet parallel an ersten Kundenflotten in Deutschland und Italien. Diese Pilotprojekte sowie die bereits gestartete interne BMW-Flotte sollen Daten zur Optimierung der Technik liefern. Seit Januar 2025 tanken alle in Deutschland produzierten Dieselmodelle ab Werk HVO100. Die Erstbefüllung beträgt je nach Baureihe fünf bis acht Liter. Zum Einsatz kommt "MY Renewable Diesel" des finnischen Herstellers Neste. Im Vergleich zu fossilem Diesel ermöglicht der Kraftstoff eine CO₂-Reduzierung von bis zu 90 % ("Well to Wheel").
Für BMW bleibt Technologieoffenheit ein zentrales Prinzip. Unter dem Motto "Optionen statt Verbote" investiert das Unternehmen parallel in batterieelektrische Modelle, Plug-in-Hybride, Wasserstoff-Brennstoffzellen und effiziente Verbrennungsmotoren, die erneuerbare Kraftstoffe nutzen können.
Bereits heute sind BMW-Modelle für verschiedene regenerative Kraftstoffe zugelassen. Dazu zählen HVO nach EN15940, B10 und eFuels nach EN590 bei Dieselmotoren sowie E20/25 und eFuels nach EN228 bei Ottomotoren.
Regulierung: BMW fordert Anerkennung erneuerbarer Kraftstoffe
Damit erneuerbare Kraftstoffe schneller im Markt ankommen, sieht BMW die Politik in der Pflicht. Die Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED III müsse ambitioniert umgesetzt werden und nationale Quoten vorsehen, die eine Treibhausgasreduktion der Kraftstoffe um mindestens 30 % sicherstellen.
Dr. Thomas Becker, Leiter Politik, Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit der BMW Group, formuliert den Anspruch klar: "Die BMW Group fordert, dass jede Maßnahme zur CO₂-Reduktion im gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs berücksichtigt wird. Dazu zählt auch der Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe. Diese müssen in der EU-Flottengesetzgebung formell anerkannt werden." Verfügbar seien die Kraftstoffe längst. Jetzt brauche es "eine pragmatische, schnell umsetzbare Regelung", so Becker.
