Campingtöpfe im Test

Leicht und kompakt sollen Töpfe und Pfannen für Camper sein. Wie es um die anderen Eigenschaften der Test-Kandidaten steht und wer die Gewinner sind, zeigt sich im promobil-Praxistest.
+++ Eine Übersichtstabelle mit allen sieben getesteten Marken (Outwell, Rosenstein und Söhne, Ballarini, Beaver Brand, Brunner, Carbest GSI Pinnacle) und Testergebnissen finden Sie im kostenpflichtigen PDF-Download. +++
Kochen, Braten und Spülen sind die Disziplinen des Triathlons, den Kochgeschirr bewältigen muss. Dabei sollte das Wasser möglichst schnell blubbern, das Omelette nicht anbrennen und alles einfach sauber zu machen sein. Mit Pfannen und Töpfen, die das nicht gewährleisten, macht das Kochen auch beim Camping keinen Spaß. Dabei scheint Kochgeschirr für Camper mit seinen dünnen Böden für das Kochen nicht optimal ausgerüstet zu sein. Deshalb hat promobil fünf Topfsets und zwei Silikontöpfe in den Wettstreit geschickt.
Schon die Materialwahl schreckt erfahrene Küchenchefs auf
An den faltbaren Töpfen ist zum Beispiel nur der Boden aus dünnem Edelstahl. Die Topfsets bestehen dagegen fast alle ausschließlich aus Aluminium. Das heizt sich zwar schnell auf, was für Bratpfannen gut ist. Beim Garen im Topf stört aber, dass Alu die Wärme schlechter speichert und relativ ungleichmäßig verteilt.
Warum die Hersteller trotzdem auf Alu setzen, ist klar. Das Metall ist relativ leicht. Die stapelbaren Topfsets wiegen alle rund zwei bis zweieinhalb Kilo – abgesehen von den drei Click & Cook-Töpfen von Ballarini, die mit der Pfanne fast vier Kilo auf die Waage bringen. Da sich Aluminium bei Hitzeeinwirkung und Stößen leichter verformt als andere Metalle, sind die Topfwände bei vier von fünf Herstellern relativ dick. GSI verwendet dagegen eloxiertes Geschirr. Bei dem Verfahren wird die Oberfläche des Aluminium. ausgehärtet und unempfindlicher. Was gegen Kratzer schützt, hilft aber nicht dagegen, dass der größte Topf sich sehr leicht verbiegen lässt. Das beschert GSI in Sachen Qualität einen ersten Punktabzug.
Sonst zeigt der Outdoor-Spezialist sehr clevere Ansätze. Solange der Topf noch rund ist, sitzt der Deckel aus Kunststoff mit der Gummidichtung zum Beispiel sehr gut. Außerdem befinden sich im Deckelrand kleine Löcher, über die sich Nudelwasser ausgießen lässt. Gut sind auch die klappbaren Griffe an Topf und Deckel. Die sind zwar dünn und sollten, um nicht heiß zu werden, dringend vor dem Kochen aufgeklappt werden, tragen das Gewicht jedoch locker. Besser ist in diesem Punkt eigentlich nur Ballarini, das bei seinem Click & Cook-Geschirr etwas robustere Klappgriffe verwendet.
Griffe an den Töpfen und Pfannen
Die anderen Hersteller bringen die Griffe an den größten Töpfen und Pfannen fest an. Das ist stabil und robust. Trotzdem bekommen Carbest und Beaver Brand nicht die Maximalpunktzahl. Denn am Kochtopf beider Marken werden die Griffe in der Nähe des Topfansatzes nämlich deutlich zu heiß. Die für Töpfe maßgebliche Norm (DIN EN 12983) halten sie alle ein, die legt den Messpunkt allerdings relativ weit nach außen. Wer das Nudelwasser aus einem randvollen Topf leert, packt aber schon mal beherzt den ganzen Griff des Topfs an. Deshalb misst CARAVANINGdie Grifftemperatur ganz innen am Ansatz des Kunststoffs.
Brunner arbeitet in diesem Punkt zumindest am Topf besser als die Konkurrenten mit festen Griffen. Das gilt indes nicht für die größte Pfanne des Sets, die wie bei Beaver Brand und Carbest mit zwei Griffen ausgestattet ist. Die sitzen während des Bratens so nah an der Gasflamme, dass sie selbst außen feuerheiß werden. Anfassen ist brandgefährlich!
Deshalb kommen beim Test trotz der Griffe bei allen drei Herstellern die Stiele zum Einsatz, die eigentlich für die Stieltöpfe gedacht sind. Mit Abstand am besten gearbeitet hat hier wieder Brunner. Die abnehmbare Griffzange hat einen Click-Mechanismus und hält die Pfanne ohne Unterstützung durch Körperkraft fest. Von den Konkurrenten erhalten Camper dagegen einen Griffmechanismus, der immer zugedrückt werden muss, um die Pfanne anheben zu können.
Wie gut ist die Verarbeitung?
Beim Einsatz am Herd bestätigt sich der Eindruck, der sich aus der Verarbeitungsqualität ergibt: Ballarinis Kochgeschirr schlägt die Konkurenz in fast allen Belangen. 18 Minuten ist die beste Zeit, um drei Liter Wasser von 20 auf 95 Grad zu erhitzen. Auch das Omelette hat nach drei Minuten die perfekte Konsistenz. Das liegt daran, dass Ballarini wohl die beste Wärmeverteilung am Boden gewährleistet und somit bei der wichtigsten Eigenschaft von Pfannen und Töpfen die Nase vorne hat. Beim Puderzuckertest (siehe Kasten unten) mit der Ballarini-Pfanne dauert es zwar am längsten, bis die Reaktion überhaupt einsetzt. Dafür schmilzt der Puderzucker in sehr kurzer Zeit weg. Nur die äußeren Tröpfchen schimmern am Ende leicht braun, was das Einsetzen der Karamellisierung am Pfannenrand signalisiert.
Das ist aber kein Vergleich zu den Pfannen von Beaver Brand und Brunner, in denen Teile des Puderzuckers schon fast anbrennen, bevor beim Rest die Schmelze einsetzt.
Am schlechtesten schlossen beim Kochtest aber die beiden Silikontöpfe ab, die zum Vergleich mitgetestet wurden. Beide brauchten über 25 Minuten, um die drei Liter auf 95 Grad zu erhitzen. Zudem brennt der Eintopf bei gleicher Hitze wie in den Alutöpfen schon nach acht Minuten bemerkbar an. Ohne festes Schrubben ist das beim Spülen nicht zu säubern.
Welche Beschichtung bewährt sich im Test?
An einem Punkt muss Ballarini aber etwas zurückstecken. Von der Pfanne von Brunner löst sich das gebackene Omelette wesentlich leichter ab. Der Grund: Brunner überzieht seine Cosmic-Serie innen mit mehreren Lagen Keramik. Beschichtungen aus diesem Material zeigen eine deutlich bessere Antihaftwirkung als die PTFE-Überzüge (Teflon), die bei den vier Topfset-Konkurrenten zum Einsatz kommen.
Brunners Keramikbeschichtung wirkt zudem selbst nach heftigem Gestocher mit Gabel und Messer unverletzt. Bei Carbest und Beaver Brand muss der Koch dagegen schon mit den Ecken und Kanten von Pfannenwendern aus Kunststoff vorsichtig umgehen.
Auch beim Spülen zeigt die Keramik ihre Vorzüge. Grobe Essensreste lassen sich hier mit dem Wasserstrahl einfach ausschwenken. Bei Ballarini und Carbest braucht es beim Vorspülen dagegen einen schnellen Wischer mit der Handbürste und bei Beaver Brand und GSI ist schon ein wenig Rubbeln angesagt.
Allerdings haben Experten mittlerweile auch nachgewiesen, dass Keramikbeschichtungen mit der Zeit ihre Antihaftwirkung verlieren, selbst wenn sie optimal gepflegt werden. Teflon gilt bei sorgfältiger Behandlung als beständiger.
Das Fazit des Campingtopf-Tests
Am Ende steht die Erkenntnis, dass die Töpfe und die Pfanne von Ballarini dank ihrer Click & Cook-Griffe auch für Camper gut sind. Sie sind etwas teurer und schwerer. Das Mehrgewicht von etwa zwei Kilo ist nur für Camper der Rede wert, die extrem auf die Zuladung achten müssen. Für die bietet sich das Topfset von Brunner mit der Keramikbeschichtung an. GSI ist mit seinen pfiffigen und platzsparenden Ideen eher eine klassische Wahl für Zeltcamper auf Trekking-Tour.
So testet promobil
Kochen und messen. Im größten Topf jedes Sets wurden drei Liter Wasser von 20 Grad auf 95 Grad erhitzt, die Zeit genommen und die Temperatur der Griffe gemessen. Danach kamen in jeden Topf etwa 400 Milliliter Eintopf, die acht Minuten vor sich hin köchelten, um zu prüfen, wie leicht das Essen anbrennt. Denselben Test durchliefen auch die zwei Silikontöpfe. Die Pfannen gingen zuerst durch den Puderzucker-Test (siehe unten) und mussten sich beim Backen eines Omelettes beweisen, das drei Minuten in der Pfanne blieb. Außerdem prüften wir die Wärmeverteilung mit einer Thermografie-Kamera. Alle Teile wurden mehrmals per Hand gespült.
Puderzucker-Test: Zuckersüße Wissenschaft
Dass ein Hauch Puderzucker Grundlage eines wissenschaftlichen Tests ist, klingt unglaublich, es stimmt aber. Entwickelt haben das Verfahren die Wissenschaftler der Abteilung Haushaltstechnik der Uni Bonn, die Mitte der 90er Jahre auf die Eigenschaften des Süßstoffes aufmerksam wurden. Puderzucker fängt bei 200 Grad Celsius an zu schmelzen und karamellisiert ab 270 Grad. Durch Tests wussten die Forscher, dass Speisen ab etwa 200 Grad beginnen anzubrennen, das Anbrennen aber verhindert werden kann, solange die Temperaturschwankungen am Topfboden den Unterschied von 70 Grad nicht überschreiten. Damit ist Puderzucker ein perfekter Indikator, um die Wärmeverteilung zu prüfen – was mittlerweile auch in der DIN EN 12983 festgehalten ist. Je schneller der Puderzucker schmilzt, umso besser ist die Wärmeleitung. Karamellisiert er an einer Stelle frühzeitig, ist das kein gutes Zeichen für die Wärmeleitung im Topfboden.
Mehr Kochgeschirr im Test: In der aktuellen promobil Ausgabe 02/2016 finden Sie einen Campinggläser-Test. In der Ausgabe 03/2016 werden wir Teller und Tassen testen.