Corvette schmilzt bei Highspeed-Rennen
Eine Corvette ZR1 bricht beim Big Bend Open Road Race den Streckenrekord und schmilzt dabei teilweise weg.
278 km/h im Schnitt, über 190 Kilometer auf einer öffentlichen Landstraße. Was nach einem Rausch für Tempoliebhaber klingt, wurde für eine Chevrolet Corvette C7 ZR1 zum Härtetest – mit sichtbaren Folgen. Beim "Big Bend Open Road Race" in den USA schmolz das Heck des über 1.000 PS starken Sportwagens. Der Grund: ein Zusammenspiel aus Tuning, Aerodynamik und thermischer Überlastung. Der Vorfall zeigt, wie sehr sich Leistungssteigerung und Technik gegenseitig beeinflussen – gerade wenn das Limit zur Dauereinrichtung wird.
Die Basis: eine Corvette ZR1 von 2019. Schon ab Werk mit 766 PS und Kompressor. Doch Fahrer John Anhalt wollte mehr. Er ließ den Motor umfassend überarbeiten. Neue Köpfe, größere Drosselklappe, geänderter Kompressor. Am Ende stand ein Leistungsplus von rund 30 Prozent. Also etwa 1.000 PS.
Beim Rennen in Texas wurde diese Power nicht nur abgerufen, sondern gehalten. Knapp 190 Kilometer Dauer-Vollgas – keine Unterbrechung, kein Boxenstopp, kein Rollbetrieb. Ein Szenario, das kaum ein Serienauto kennt. Das Ergebnis: neuer Rekord. 173,004 mph Durchschnitt, das entspricht 278,4 km/h. Auf kurviger Landstraße. Doch kurz nach dem Ziel war klar: Die Corvette hat gelitten. Das Heck war verschmort, Rückleuchten angeschmolzen, Teile der Karosserie verformt.
Aerodynamik hilft und wird zum Problem
Was die ZR1 schnell macht, wurde ihr zum Verhängnis. Der riesige Heckflügel und der Diffusor erzeugen bei hohem Tempo enormen Anpressdruck. Damit bleibt das Fahrzeug auch bei über 300 km/h stabil. Doch genau dieser Effekt sorgt für einen Unterdruck unter dem Auto – besonders am Heck.
Normalerweise helfen Spoiler, Luft umzuleiten. Doch im Fall der offenen Auspuffanlage von Anhalt – ohne Schalldämpfer, ohne Umwege – strömen heiße Abgase direkt nach hinten. Durch den aerodynamischen Sog wurden sie zurück an die Karosserie gedrückt – und stauten sich unter dem Heck. Ergebnis: Die Hitze konnte nicht entweichen. Kunststoffteile überhitzten, Kohlefaserstrukturen verformten sich. Die thermische Belastung überstieg das, was Serienkomponenten aushalten.
Warum der Auspuff das System kippen ließ
Die gerade Auspuffführung hatte ein Ziel: maximale Leistung. Durch den Wegfall der Schalldämpfer entsteht kein Staudruck. Das bringt mehr Durchzug und mehr Hitze. Ohne Dämpfung schlagen die Abgase direkt auf die Fahrzeugstruktur. Was auf dem Dragstrip Sekunden spart, erzeugt im Dauerbetrieb ein massives Problem.
Anhalt bemerkte das während der Fahrt nicht. Erst nach dem Rennen entdeckte er die Schäden. Sein Fazit: Für die nächste Teilnahme plant er eine neue Abgasanlage mit Sidepipes. Also seitlichem Auslass der Abgase. Ein Konzept, das bei früheren US-Muscle-Cars üblich war. Und thermisch oft robuster als Hecklösungen – besonders bei hohen Leistungen.
