So gefährlich können Autotüren sein

Wenn Fahrradfahrer mit Fahrzeugtüren kollidieren, sind die Folgen oft schwer. Was kann Dooring-Unfälle verhindern?
Dooring-Unfälle können tödlich enden: In Berlin starb im Februar 2023 ein Radfahrer an seinen Kopfverletzungen, nachdem er gegen die offen stehende Tür eines Taxis geprallt war. Der Fahrgast hatte die rechte hintere Tür geöffnet, als er aussteigen wollte. Weil er sich dabei umgesehen hat und sich das Unfallgeschehen nicht eindeutig rekonstruieren lasse, sprach das Amtsgericht Tiergarten den Fahrgast laut einem Bericht des Spiegel vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung frei.
So hoch ist der Anteil der Dooring-Unfälle
Innerorts sind mehr als die Hälfte der Unfälle von Radfahrern mit parkenden Autos Dooring-Unfälle, ergab eine Analyse der Unfallforschung des Gesamtverbands der Versicherer (GDV). Obwohl die Zahlen aus dem Jahr 2020 stammen, sei die Größenordnung noch aktuell, betont GDV-Chefin Kirstin Zeidler.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) geht laut einem Artikel der Zeit nach einer Auswertung von Zahlen der Jahre 2013 bis 2022 von drei tödlichen "Dooring"-Unfällen pro Jahr aus. In Frankfurt wurden der Polizei 2021 insgesamt 67 "Dooring"-Unfälle gemeldet.
Darum sind Dooring-Unfälle so gefährlich
Zeidler weiß, warum Dooring-Unfälle für Radfahrer so gefährlich sind: "Ein Radler, der mit 20 km/h unterwegs ist, benötigt elf Meter, um zum Stehen zu kommen." E-Bikes erreichen ohne Probleme 25 km/h. Ausweichen ist oft nicht möglich, weil andere Autos überholen. Auch sind Straßenbahnschienen beim Ausweichen eine relevante Gefahr: Jeder fünfte Dooring-Unfall passierte laut GDV-Studie in Straßen mit Gleisen im Asphalt.
Das können Radfahrer tun
Radfahrern raten DVR und ADFC, mindestens einen Meter Abstand zu parkenden Autos zu halten. Die Bewegungen von Insassen und ein Innenlicht, das angeht, können Hinweise auf eine sich öffnende Tür geben. Ein Helm schützt Radfahrer vor schweren Kopfverletzungen.
Maßnahmen von Verbänden und Kommunen
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat 2019 die Kampagne "Kopf drehen, Rad Fahrende sehen" gestartet, die Auto- und Radfahrer aufklärt. Kommunen sind bei der Gestaltung von Straßen und Radwegen gefordert: Sicherheitstrennstreifen zwischen Radwegen und parkenden Autos entschärfen die Situation.
Das können Autofahrer und Hersteller tun
Wer aus dem Auto aussteigt, sollte die Tür mit der gegenüberliegenden Hand öffnen: Der sogenannte "holländische Griff" dreht den Oberkörper automatisch in die richtige Richtung, das Blickfeld wird größer und Radfahrer werden so besser erkannt. Autohersteller sollen Ausstiegswarner einbauen, fordern GDV und ADFC. VW baut in ID.4 und ID.5 Ausstiegswarner ein, wenn das Auto mit dem "Assistenzsystem Plus" ausgestattet ist. LED im Außenspiegel und ein Ton warnen Insassen beim Aussteigen vor Fahrzeugen, die sich von hinten nähern und kann auch die Türöffnung verzögern. Ford bietet für den Transit Custom ein ähnliches System an.
So ist die Rechtslage
In §14 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) ist die Sorgfaltspflicht beim Ein-und Aussteigen geregelt: "Wer ein- oder aussteigt, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung anderer am Verkehr Teilnehmenden ausgeschlossen ist." Nicht nur die Insassen sind in der Verantwortung, auch der Autofahrer. Wer als Radfahrer zu wenig Abstand hält oder zum Beispiel durch Gepäck am Ausweichen gehindert ist, kann eine Mitschuld tragen. Urteile der Oberlandesgerichte Saarbrücken und Jena sehen Abstände von unter 90 Zentimetern als zu gering an.