Saison-Upgrades schlagen ein
Nach dem Rennen in den USA ist Ferrari optimistisch, McLaren den dritten Platz in der Teamwertung noch abzunehmen. Die Fahrer loben die Fahrzeugentwicklung unter der Saison. Sowohl die wenigen Aerodynamik-Upgrades als auch der Umbau an der Power Unit haben eingeschlagen.
Ferrari dominierte in Austin das Mittelfeld. Und reiste mit der Erkenntnis ab, dass der SF21 jetzt auch auf einer Strecke für hohen Abtrieb mit einer langen Gerade dazwischen konkurrieren kann. Mit mehr Motorleistung werden dem Team weniger Kompromisse bei der Fahrzeugabstimmung abverlangt.
Charles Leclerc und Carlos Sainz waren schneller als die McLaren in der Qualifikation. Und sie waren klar schneller über die Renndistanz. Leclerc brachte einen ungefährdeten vierten Platz ins Ziel, und hegte im Schlussspurt sogar kurz die Hoffnung, Sergio Perez vom Podest zu stoßen. Der Mexikaner war körperlich angeschlagen.
Doch auch der Ferrari-Pilot spürte die Strapazen: "Der letzte Stint war physisch am härtesten. Die Hitze und die Bodenwellen haben es heute allen Fahrern schwer gemacht", berichtete der Monegasse. Am Ende fehlten mit zehn Sekunden doch ein gutes Stück auf das Podest. Trotzdem war die Stimmung im Lager der Roten gut. Weil McLaren nicht den Hauch einer Chance hatte. "Ich war nie in Gefahr, den vierten Platz zu verlieren", freute sich Leclerc.
Sainz kämpft gegen McLaren
Eigentlich hätten beide Ferrari vor dem Rivalen um den dritten WM-Rang ins Ziel kommen müssen. Allerdings verhagelte es sich die andere Seite der Garage mit zwei Fehlern. In der Startrunde und beim zweiten Boxenstopp. Zunächst der Start. "Ich wollte eigentlich den Vorteil der Soft-Reifen ausspielen, bin aber schwach von der Linie gekommen. Das brachte mich in die Defensive gegen die McLaren", erklärte Sainz.
Der Spanier geriet in Kurve eins neben die Bahn und rutschte hinter Daniel Ricciardo, den er im Kurven-Geschlängel wieder kassierte. Die Freude hielt nur kurz. Der Australier schob sich auf der folgenden Gerade rechts daneben, und von hinten stürmte Lando Norris mit doppeltem Windschatten heran. Der Engländer bremste sich auf der Innenspur daneben. Das Trio bog im Rückspiegel von Leclerc nebeneinander in die Kurve, wodurch Sainz auf der Außenbahn von der Piste abkam. "Ich wollte Lando ausreichend Platz lassen, damit wir nicht kollidieren."
Sainz wusste, dass er den Platz wieder abtreten musste. Er ging kurz vom Gas, allerdings für den falschen Piloten. Das Problem: In den Kurven 13 und 14 war Ricciardo am Teamkollegen vorbeigegangen. Der Ferrari öffnete auf der Innenspur von Kurve 16 die Tür für den Australier, warf sie aber Norris zu. Die Rennkommissare forderten, dass Sainz auch den Engländer noch durchlässt, was er in der achten Runde auch machte. Sonst hätte es eine Strafe gegeben. Der Konter (mit DRS) folgte prompt. Jedoch vergrößerte Ricciardo in der Zwischenzeit den Vorsprung von zwei auf 4,6 Sekunden.
Sainz fordert bessere Stopps
Der Reifenwechsel von Norris in der zehnten Runde zwang den WM-Siebten einen Umlauf später in die Box. "Wir wollten eigentlich so lange wie möglich draußen bleiben. Als Norris stoppte, mussten wir uns aber absichern", erklärt Teamchef Mattia Binotto. Ferrari wehrte den Undercut sicher ab, weil der Abstand von 2,2 Sekunden groß genug war und Norris hinter dem Aston Martin von Lance Stroll Zeit verlor.
Auf den harten Reifen machte sich Sainz dann wieder auf die Jagd nach Ricciardo. Diesmal entschied sich Ferrari kurz nach Rennmitte für einen früheren Stopp. Weil der Reifenwechsel allerdings 5,6 Sekunden dauerte, misslang der Undercut. "Wir haben einen kostbaren Fehler gemacht. Carlos hat dadurch gegen Ricciardo verloren und bezahlte es am Schluss gegen Bottas. Das zeigt, dass alle Details passen müssen", meinte Binotto kritisch. Statt eines fünften Rangs sprang ein siebter heraus.
Sainz mahnte: "Leider ist das nicht der erste Boxenstopp, der in diesem Jahr nicht hinhaut. Wir lassen da Punkte liegen. In dieser Saison ist das vielleicht noch nicht dramatisch. Wenn wir aber in Zukunft um Weltmeisterschaften kämpfen wollen, müssen wir das in den Griff bekommen."
Die Versuche, Ricciardo im letzten Stint auf der Strecke zu überholen, verpufften. Es war ein ansehnliches Duell – inklusive Feindkontakt. Am Ferrari riss es den unteren Teil der rechten Frontflügel-Endplatte ab. Sainz hegt keinen Groll. "Das war am Rande der Legalität. Ich hätte es aber nicht anders gemacht. Dem Fahrer auf der Innenseite gehört die Kurve. Der auf der Außenseite hat mehr zu verlieren. Das einzige, was nicht hätte sein müssen, war die kleine Berührung. Ohne die wäre es eine saubere Verteidigung gewesen."
Motor- und Aero-Updates zünden
Ferrari verkürzte den Abstand zu McLaren in der Team-WM auf dreieinhalb Punkte. Der dritte Platz im Konstrukteurspokal ist zum Greifen nah. Insbesondere, weil der SF21 inzwischen auch auf den Geraden ein schnelles Auto ist. Mit dem umfangreichen Upgrade auf der Hybridseite der Power Unit hat Ferrari je nach Strecke zwischen einer und zwei Zehntelsekunden gefunden. Binotto ist erfreut: "Wir können auf den Geraden mithalten. Die Lücke zum besten Motor ist nicht mehr dramatisch." Gemeint ist der Mercedes-Antrieb.
Die Piloten loben nicht nur die Entwicklung auf der Motorenseite. "Da hat uns das Upgrade in eine bessere Position gegen McLaren gebracht. Aber wir müssen auch die zwei, drei Updates hervorheben, die vorher in der Saison ans Auto kamen." Ferrari hat auch bei der Aerodynamik nachgelegt. Die Stimmung ist nach Austin gut. "Nach Monza und Sotschi sah McLaren wie der klare Favorit um den dritten Platz aus. Nach der Türkei und hier sind die Verhältnisse andere." Da stimmt auch der Teamchef zu. "Ich bin zuversichtlich für die nächsten Rennen. In Mexiko hängen wir weniger vom Motor ab. Es sollte noch besser laufen. Ich denke, wir können dort konkurrenzfähiger als McLaren sein."
In der dünnen Luft sinkt automatisch der Luftwiderstand der Autos. Das hilft solchen wie dem Ferrari, der nicht so windschlüpfrig ist wie der McLaren etwa.