In Design-Fähren über die Kieler Förde
Industriedesign-Studenten aus Kiel haben neue Fähren entworfen, die praktisch und schick sein und sogar Touristen anlocken sollen.
Floating Platform und Passage heißen die beiden neuen Fährtypen, die Industriedesign-Studenten der Muthesius Kunsthochschule in Kiel im Rahmen des Projektes CAPTN Vaiaro entworfen haben. CAPTN steht dabei für Clean Autonomous Public Transport Network. Die Fähren sollen als Teil des Kieler Verkehrssystems autonom die Kieler Förde überqueren.
Teil des Kieler Verkehrssystems
Auch in Kiel wächst der Bedarf an Transportmöglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr permanent. Eine engere Taktung der Überfahrten vom Ost- zum Westufer der Kieler Förde könnte diesen Teil des Nahverkehrssystems entlasten. Außerdem schlagen die Studenten eine deutliche Ausdehnung der Fähr-Betriebszeiten und eine nahtlose Integration ins städtische Bussystem vor.
Große Katamaran-Kabine
Die Macher der rein elektrisch angetriebenen Konzept-Fähren Floating Platform und Passage betonen zwar die Unterschiedlichkeit beider Fährtypen, allerdings weisen diese auch ein paar Gemeinsamkeiten auf. Beide fahren autonom und sind so problemlos rund um die Uhr einsatzfähig. Technisch basieren beide Schiffe auf einer Art Katamaran, der eine große Kabine trägt.
Floating Platform für die vorhandene Infrastruktur
Die Floating Platform ist ein großer aufs Wesentliche reduzierter 18 Meter langer und sechs Meter breiter Glaskasten, der auf einem Leitwerk förmigen Mast sitzt. Das Leitwerk erstreckt sich weit über das Kabinendach hinaus. Innen gibt es Sitzbänke. Stellplätze für Fahrräder und ausreichend Platz für Rollstuhlfahrer. Die Floating Platform ist für den Einsatz auf dem bisherigen Streckenprofil der Kieler Fähren gedacht. Sie kann seitlich anlegen und somit die vorhandene Infrastruktur nutzen. Nach den Stationen muss sie allerdings wenden.
Passage als Roll-on-Roll-off-System
Die Passage ist eine 20 Meter lange und sechs Meter breite schwimmende Lounge mit rautenförmigen Fenstern und modernen Sitzmöbeln. Sie ist wie ein richtungsloses RoRo-Schiff (Roll on Roll off) konstruiert: An beiden Enden können Fahrgäste die Fähre einfach betreten oder mit dem Rollstuhl befahren. Dafür klinkt sich die Fähre an der Anlegestelle in ein zu ihr passendes Gebäude ein. In diesem Gebäude sind die Zugangs- und Bezahlsysteme für die Fähre untergebracht. Bauartbedingt muss die Passage nach dem Ablegen keine engen Wendemanöver fahren. Beiden Fährtypen gemein ist, dass sie sehr viel Tageslicht ins Innere lassen.
Anziehungspunkt für Kiel-Besucher
Die Studenten der einzigen Kunsthochschule des Landes Schleswig-Holstein haben die Fähren zusammen mit Partnern von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entworfen. Die Beteiligten haben die Entwürfe während des Entwicklungs-Prozesses immer wieder kritisch überprüft. Und die Studenten können zuversichtlich sein, dass es mit ihrem Projekt weitergeht: Gerade haben sie vom Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) eine Förderung für den Bau eines Wavelab genannten Versuchsträgers und für das digitale Testfeld auf der Kieler Förde erhalten. Die Beteiligten des Projekts gehen davon aus, dass für autonomes Fahren auf dem Wasser noch einiges an Entwicklungsarbeit nötig ist. Die Studenten nutzen die Zeit, um gleichzeitig weitere Innovationen für den Fährbetrieb zu entwickeln. Wenn der Versuchsträger Wavelab zu Wasser gelassen ist, beginnen sie mit der Umsetzung eines Prototyps der Fähren.
Am Ende sollen die Fähren nicht nur den Kieler Verkehr erleichtern, sondern auch als Wahrzeichen für Touristen dienen, die dann, ähnlich einer Cable-Car-Fahrt in San Francisco, bei einem Kielbesuch unbedingt mit den neuen Fähren gefahren sein müssen.