Elektro-Flaute kostet 1.000 Jobs

Ford Deutschland stellt die Produktion im Electric Vehicle Center in Köln auf einen Ein-Schicht-Betrieb um und plant einen zusätzlichen Abbau von bis zu 1.000 Stellen.
Hintergrund sind niedrigere Absatzerwartungen für Elektroautos in Europa. Die Reduktion auf eine Schicht ist ab Januar 2026 vorgesehen, so schreibt die Nachrichtenagentur Reuters, AP und dpa.
Die zusätzlichen Kürzungen kommen zum bereits 2024 gestarteten Programm hinzu, das bis Ende 2027 den Abbau von insgesamt 2.900 Stellen im deutschen Ford-Verbund vorsieht. In Köln würde die Belegschaft nach Umsetzung aller Maßnahmen auf rund 7.600 Beschäftigte sinken. Ende der 2010er-Jahre arbeiteten dort nach Angaben der IG Metall noch etwa 20.000 Menschen.
Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
Ford setzt zunächst auf freiwillige Lösungen. Beschäftigten werden Abfindungspakete und Altersteilzeit angeboten. Das Unternehmen erklärte: "Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen." Sollten nicht genug Freiwillige gehen, schließt das Management betriebsbedingte Kündigungen später nicht aus.
Die Regelungen zu Abfindungen und Altersteilzeit wurden im Sommer zwischen Ford und IG Metall konkretisiert. Ziel ist ein sozialverträglicher Abbau. Die Verhandlungen und Beschlüsse waren die Folge von Protesten und einem erstmaligen Streik in der Kölner Werkshistorie.
Schlechte Nachfrage nach Elektroautos
Ford begründet den Schritt mit einer Nachfrage nach Elektro-Pkw, die deutlich unter früheren Branchenprognosen liegt. Der in Köln gefertigte Explorer sowie der Capri starten in einem Preisumfeld, in dem der Markt derzeit verhalten reagiert. Zugleich entfielen staatliche Kaufprämien.
In Deutschland erreichten batterieelektrische Pkw im bisherigen Jahresverlauf einen Anteil von 18 Prozent an den Neuzulassungen. Die Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes in Flensburg (KBA) zeigen damit ein Wachstum, aber kein Niveau, das ältere Prognosen erwarten ließen.
Zahlen zum Ford-Geschäft in Deutschland
Von Januar bis August wurden laut KBA rund 74.000 Ford-Pkw neu zugelassen, davon etwa 20.000 mit Elektroantrieb. Der Marktanteil der Marke stieg in den Monatsstatistiken auf 4,5 Prozent.
Wie viele der Kölner Stromer genau in diese Zahlen eingehen, ist nicht ausgewiesen. Ford passt die Auslastung des Kölner Werks fortlaufend an die Bestellungen an und reduziert nun die Schichtzahl dauerhaft.
Investitionen und Produktionsstruktur
Das Werk Köln wurde in den vergangenen Jahren mit Investitionen von rund zwei Milliarden Euro auf die Elektroproduktion umgebaut. Ein Betrieb mit einer Schicht in einer auf hohe Kapazität ausgelegten Anlage mindert die Fixkostendegression, weshalb Ford parallel strukturelle Einschnitte vornimmt. Branchenstimmen bewerten die Lage als kritisch. Der Autoökonom Stefan Bratzel wird mit der Einschätzung zitiert, Ford habe auf dem europäischen Markt produktseitig "daneben geschossen" und müsse schnell günstigere Modelle nachschieben.
Die Umstellung auf einen Ein-Schicht-Betrieb ist für Januar 2026 angekündigt. Bis dahin sollen die Freiwilligenprogramme greifen. Die genaue Zahl der zusätzlichen Stellenstreichungen wird in Gesprächen mit der Arbeitnehmerseite festgelegt.
Ford betont, man beobachte das Produktionsvolumen kontinuierlich und passe die Planung entsprechend an. Der weitere Personalbedarf hängt von Bestelleingang und Absatz der Kölner E-Modelle ab.
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