Hamiltons relaxte Fahrt zum Sieg
Wenn diese WM so weitergeht, dann fahren Lewis Hamilton und Max Verstappen nahezu punktgleich zum Finale in Abu Dhabi. Lewis Hamilton feierte einen einfachen Sieg. Einziger Wermutstropfen bei Mercedes war der Nuller von Valtteri Bottas.
Diese Weltmeisterschaft erwartet ein Superfinale. Wenn Lewis Hamilton./span> seinen Rückstand auf Max Verstappen weiter in diesem Tempo verkürzt, dann könnten die zwei Titelkandidaten praktisch punktgleich nach Abu Dhabi fahren. Nach dem GP Mexiko lag Verstappen noch 19 Punkte in Front. Ein Rennen später schrumpfte der Vorsprung auf 14 und jetzt auf 8 Zähler.
Sollte Hamilton beim vorletzten Grand Prix in Saudi-Arabien erneut gewinnen und Verstappen wieder Zweiter werden, dann trennen die beiden vor dem Finale null, ein oder zwei Punkte, je nachdem wer auf dem Kurs von Jeddah die schnellste Rennrunde dreht. Hamilton drohte bereits an: "Ich glaube, die letzten beiden Strecken liegen unserem Auto." Red Bull dagegen macht gerade den Eindruck, als würden dem Team die Felle davonschwimmen. Einer im Fahrerlager ulkt: "Das beste für Max wäre, wenn das Rennen in Jeddah abgesagt wird, weil der frisch verlegte Asphalt aufbricht."
Hamilton wollte flüchten
Hamiltons 102. GP-Sieg war nie in Gefahr. Der Weltmeister ließ sich beim Start nicht davon beunruhigen, dass ihm die Startplatzstrafen für Max Verstappen und Valtteri Bottas drei Gegner zuspielten, die den Soft-Reifen am Auto hatten. Der Mercedes-Pilot bog unbedrängt in die erste Kurve ein und setzte sich sofort ab, was dadurch begünstigt wurde, dass Alonso, Gasly und Verstappen sich um den zweiten Platz stritten. "Ich wollte flüchten. So schnell ich konnte", bestätigte Hamilton.""In Kurve 6 habe ich gesehen, dass Max schon Vierter war. Da zählte jede Sekunde, die ich auf ihn gutmachen konnte."
Als Verstappen in der 5. Runde den Alpine von Fernando Alonso hinter sich ließ, betrug Hamiltons Vorsprung 4,2 Sekunden. Er wurde nie wirklich kleiner. Der spätere Sieger kontrollierte das Tempo und seinen Verfolger. Verstappens Red Bull hatte zwar im Startgetümmel auf einem Randstein leichte Blessuren davongetragen, doch der Holländer wollte daraus keine Entschuldigung drehen: "Das hat für leichtes Untersteuern gesorgt, mich aber nicht wirklich gebremst. Lewis war einfach schneller."
Im gleichen Boot mit Verstappen
Red Bulls einzige Hoffnung war, Mercedes über die Taktik in die Enge zu treiben. Mit Verstappens frühem ersten Stopp in Runde 17 legte sich Red Bull auf ein Zweistopp-Rennen fest. Mercedes kopierte die Taktik nur eine Runde später, obwohl Hamilton bei einem Vorsprung von über acht Sekunden frei in seiner Taktik gewesen wäre. Das gleiche beim zweiten Stopp. "Es gab keinen Grund, etwas anderes zu tun. Wir waren happy mit zwei Stopps, weil es das Risiko minimierte, die Reifen zu stark zu verschleißen. Außerdem wollten wir bei einem Safety Car im gleichen Boot mit Max sitzen", erklärten die Strategen.
Der komfortable Vorsprung machte es Hamilton einfach, die Reifen zu managen. "Ich hatte keine Angst, dass mir ein Reifenschaden passiert wie Valtteri, weil ich den Kerbs immer fern geblieben bin." Außerdem waren seine Stints kürzer. Hamiltons Rennen teilte sich in Portionen von 18, 24 und 15 Runden ein. Bottas war im ersten Stint 33 Runden lang unterwegs. Für Teamchef Toto Wolff sehen wir gerade den besten Hamilton den es je gab. "Die Disqualifikation in Interlagos hat den Löwen in ihm geweckt."
Nur beim Kampf um die schnellste Rennrunde waren Mercedes die Hände gebunden. Die beiden WM-Rivalen schlugen so ein Tempo an, dass sie schon nach 23 Runden einen freien Boxenstopp hatten. Somit war klar, dass sich Verstappen zwei Runden vor Schluss weiche Reifen abholen würde und Hamilton nicht mehr kontern konnte. Der Bonus-Punkt war für den Noch-WM-Spitzenreiter das einziges Erfolgserlebnis an diesem Wochenende. "Am Ende der Saison kann jeder Punkt entscheiden."
Reifenplatzer aus heiterem Himmel./strong>
Der Kontrastpunkt zu Hamiltons perfekten Wochenende war der Sonntag von Valtteri Bottas. Zuerst erfuhr der Finne, dass er wegen Missachten der gelben Flaggen um drei Plätze in der Startaufstellung zurück musste. Bottas suchte gar keine Ausreden. Er gab zu, die Flaggen nicht gesehen zu haben und auch nicht vom Gas gegangen zu sein. Die Ehrlichkeit wurde nicht belohnt. "Bei Valtteri ist alles Schlechte zusammengekommen", bedauerte Wolff. "Er fiel nach dem Start ins Niemandsland zurück, hat sich dann auf Podiumskurs nach vorne gekämpft, bis der Reifen geplatzt ist. Dummerweise am Anfang der Runde. Nach dem Boxenstopp fehlte es dem Auto an Abtrieb. Da haben wir ihn lieber aus dem Rennen genommen, um den Motor zu schonen."
Der Reifenschaden traf Mercedes aus heiterem Himmel. Man wusste zwar, dass der Verschleiß des linken Vorderreifens kritisch war, und man sah an den Telemetriedaten, dass die Temperatur auf der Lauffläche sank. Trotzdem gab es keinen Anlass zur Sorge, weil alle anderen Daten im grünen Bereich waren. "Valtteri hat einen der Randsteine getroffen. Das hat dem Reifen den Rest gegeben. Die verwundbare Stelle war die Außenschulter", berichteten die Ingenieure. Ärgerlich für Mercedes: Die Nullrunde von Bottas ließ den Vorsprung von Mercedes in der Konstrukteurs-Wertung auf fünf Punkte schrumpfen.
Red Bull macht es leicht
Mercedes hatte das schnellere Auto in Katar, doch die Gegner des Titelverteidigers haben sich das Leben selbst schwer gemacht. Wer Mercedes schlagen will, darf nicht kurz vor der Qualifikation radikal das Setup ändern, weil mit dem bevorzugten Flügeltyp wiederholt Probleme mit den Flaps bei offenem DRS auftreten. Das zwang die Ingenieure den Monaco-Flügel auszupacken. Verstappen darf bei gelben Flaggen, egal ob echt oder auf dem Display, keine Strafe riskieren. Er wusste zu dem Zeitpunkt bereits, dass er nie Hamiltons Pole Position unterbieten würde.
Auch die Kampagne um biegsame Heckflügel hat Energie und Zeit gekostet, die Red Bull vielleicht besser in die eigene Vorbereitung investiert hätte. Das Trommeln hatte immerhin zur Folge, dass die FIA die Heckflügel in Katar strenger kontrollierte, auch wenn der neue Test keine regulatorische Bedeutung hatte. Dazu fehlte eine technische Direktive. Als die Prüfer nach der Qualifikation zwei 35 Kilogramm-Gewichte an das Hauptblatt des Mercedes hängten, konnte keinerlei verdächtige Biegsamkeit festgestellt werden.
Red Bull interpretierte das Ergebnis so, dass Mercedes auf die Anschuldigungen reagiert hätte. Am Freitag waren die Silberpfeile im Topspeed noch um 8 km/h schneller. Am Samstag waren es nur noch 3,5 km/h und im Rennen hatte Verstappen sogar einen um 1,1 km/h höheren Wert. Obwohl er einen Flügel mit mehr Abtrieb verwendete als am Freitag. Red Bull-Sportchef Helmut Marko schloss daraus: "Die haben zwischen Freitag und Samstag die Flügel getauscht." Mercedes bestreitet das. Alle drei Tage waren die gleichen Flügel am Auto.