Honda Civic im Gebrauchtwagen-Check
Die achte Civic-Generation war eine echte Überraschung – der kompakte Honda bestach mit sportlichem Design, futuristischem Cockpit, hoher Variabilität und guter Ausstattung. Zusammen mit Meister Wünsch checken wir heute, wie es um die Haltbarkeit des japanischen Keils bestellt ist.
Es klappt – bis heute: Da rollt der acht Jahre alte Honda Civic auf den vollgeparkten Hof von Meister Wünsch – und hebt sich mit seiner markanten Form sofort vom Rest der automobilen Clique ab wie ein Raumschiff auf dem Busbahnhof. „Genau wie damals, als Honda diesen Keil frisch ins Rennen schickte“, ergänzt Meister Wünsch. „Erstaunlich, dass das Design bis heute eine angenehme Frische ausstrahlt. Es altert nur sehr langsam“, schiebt er erklärend nach und begutachtet sogleich die Spaltmaße am Kühlergrill.
Der Civic ist ein wahres Urgestein in der Kompaktklasse – 1972 stellte Honda ihn zum ersten Mal vor; seitdem hat das Modell viele Millionen Kunden chauffiert und sich einen sicheren Stellplatz unter den Top Ten der meistverkauften Automodelle weltweit gesichert. Aktuell läuft der Verkauf der zehnten Generation.
Warum wir zum heutigen Gebrauchtwagen-Check die achte Modellgeneration bitten? Weil sie zweifelsohne eine ganz besondere darstellt. Mit ihr bewies Honda nachweislich Mut und Weitblick. Genau genommen war es damals auch höchste Zeit, denn mit den braven Formen des Vorgängers konnte man keinen Blumentopf mehr gewinnen – etwas Frisches musste her. Dass das neue Civic-Design schlussendlich derart provokant sein würde, damit hatten 2005 wohl nur ganz wenige gerechnet.
Expressives Design, gepaart mit Variabilität
Honda setzte aber nicht nur auf ein sportliches, kantiges Design, sondern verpasste dieser Civic-Generation auch einen durchdachten, variablen Innenraum. „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich zum ersten Mal die Sitzbank im Fond des Civic hochgeklappt und das Fahrrad vom Sohnemann hinter die Vordersitze geschoben habe“, berichtet Meister Wünsch. „Das hatte sonst keiner der Konkurrenten in der Kompaktklasse drauf.“
Ein Fakt, der sich nach ein paar Jahren unangenehm bemerkbar machen kann: nämlich dann, wenn der Civic Knister- und Knarzgeräusche von sich gibt. Das passiert leider gar nicht mal so selten.
„Man erkennt es auch hier an den Spaltmaßen …“, moniert Meister Wünsch und fährt mit dem Zeigefinger oberhalb der vorderen Stoßstange entlang – dort, wo sie an die flachen Scheinwerfer und das Kunststoffband mit dem Markenlogo grenzt. „Seht ihr die Unterschiede? Die Toleranzen sind ganz schön groß!“, erklärt er. Um einen Wimpernschlag später nachzuschieben: „Die ungenauen Spaltmaße dürften allerdings nur wenige stören, Knistergeräusche im Innenraum sind dagegen eine andere Sache. Auf der Probefahrt werden wir gleich mehr über den Zustand dieses Exemplars erfahren.“
Glaubt man den Erfahrungen eingefleischter Civic-Fans, hat sich die Verarbeitungsqualität mit dem Facelift 2008 etwas verbessert. Das dürfte unser Testkandidat beweisen, denn er stammt aus Baujahr 2010 und hat gerade mal 32.493 Kilometer auf dem Tacho stehen. Abgesehen von den Spaltmaßen und zwei Dellen auf der Beifahrerseite zeigt sich Meister Wünsch zufrieden über den Zustand des milanoroten Blechkleids. „Erstaunlich, dass das Heck gar keine Blessuren trägt – so unübersichtlich, wie es ist. Dem würde ich schnellstmöglich Parkpiepser verpassen.“
Der 1.4er-Benziner erwacht zackig – und verfällt sofort in einen ruhigen Leerlauf. Die Steuerkette gibt dabei keinen Mucks von sich – und hat bislang auch keine negativen Schlagzeilen gemacht. Ein langlebiges Teil – so wie der Rest des Antriebs. Der Benziner stammt aus dem kleineren Jazz und zieht den Civic mit seinen 99 PS nicht wirklich sportlich nach vorn. „Aber allemal ausreichend für den Alltag“, ruft Meister Wünsch dazwischen. Und schaltet sich fleißig durch das Sechsgang-Schaltgetriebe. „Funktioniert alles noch schön straff und präzise.“
Blech und Fahrwerk ohne Auffälligkeiten
Zurück in der Werkstatt rollt Meister Wünsch den Civic auf die Hebebühne. Und gibt ein Zwischenfazit ab: „Karosserie und Innenraum machen einen gepflegten Eindruck, das Scheckheft wurde lückenlos abgestempelt, der Motor läuft ruhig und zieht sauber durch. Aber im Innenraum gibt’s ab und an ein paar Knarzgeräusche. Und die Sicht nach hinten ist wie erwartet schlecht. Schauen wir mal, wie der Wagen von unten aussieht.“
Fünf Minuten später leuchtet der Meister bereits die Bremsbeläge der Vorderachse ab – „die haben noch reichlich Fleisch“ –, dann überprüft er die Radlager auf Geräusche – „nix zu hören“ – und checkt die Achsmanschetten: „Sehen aus wie neu.“ Anschließend sind die Aufhängungen der Vorderachse an der Reihe, die kein zu großes Spiel aufweisen. Der Antrieb schwitzt nicht, an den Schalldämpfern nagt kein Rost. Auch an den Brems- und Kraftstoffleitungen kann Meister Wünsch nichts finden. „Technisch befindet sich der Honda in einem sehr guten Zustand – was mich angesichts der Laufleistung nicht überrascht.“ Zudem deckt sich das Ergebnis mit den Erfahrungen aus der Werkstatt: Civic-Modelle dieser Generation kommen meist nur für den Öl- und Filterwechsel zum Service. „Daher kann ich dieses Modell absolut empfehlen“, beschließt Meister Wünsch sein Fazit.
Schauen wir zum Schluss auf die Gebrauchtwagenpreise: In den gängigen Börsen im Internet starten vergleichbar ausgestattete Civic Fünftürer des Baujahrs 2010 bei 7.000 Euro – ebenfalls als 1.4er-Benziner, allerdings mit 50.000 Kilometern auf der Uhr. Wer einen 1.8er mit 140 PS möchte, muss etwa 1.000 Euro drauflegen.