„Das Auto steht nicht mehr für Aufbruch und Spannung“

Jeremy Clarkson hat im Gespräch mit Harry Metcalfe auf dessen YouTube-Kanal "Harry’s Garage" erklärt, warum er keine neuen Autos mehr kaufen will. Stattdessen setzt er auf ältere Modelle mit Knöpfen und Schaltern. In der Diskussion ging es um Jaguars Neuausrichtung, die Elektromobilität und den Zeitpunkt, an dem für ihn die Autoindustrie ihren Höhepunkt erreicht hat.
Clarkson betont, dass er sich bewusst für einen zwölf Jahre alten Jaguar F-Type und einen 18 Jahre alten Range Rover entschieden habe. Beide Fahrzeuge böten für ihn die Bedienqualität, die er von modernen Autos vermisse. "Ich fahre einen 18 Jahre alten Range Rover und einen 12 Jahre alten F-Type. Der funktioniert einfach, also gibt es keinen Grund, ihn zu verkaufen", sagte er. Den Sportwagen habe er für 20.000 Pfund mit nur 20.000 Meilen gekauft.
Jaguar und die Wende zur Elektromarke
Jaguar hatte in den vergangenen Jahren mit schwachen Verkaufszahlen zu kämpfen und setzt inzwischen auf ein neues Markenimage. Clarkson hält diesen Schritt für logisch, auch wenn er selbst kein E-Auto kaufen würde. "Niemand kaufte diese [F-Types] oder XJs. Also hatte es keinen Sinn, diesen Weg weiterzugehen. Jaguar musste die Richtung ändern", so Clarkson.
Besonders für den US-Markt sieht er ein Potenzial. Dort gebe es eine große Zielgruppe, die offen für Elektromobilität sei. "63 Millionen Menschen in Amerika haben für Kamala Harris gestimmt, und viele von ihnen sind aufgeschlossen für ein Elektroauto. Die Idee eines elektrischen Jaguar finden sie durchaus cool. Also kann ich den Markt dafür sehen. Ich werde das nie kaufen, aber ich verstehe, warum sie es tun."
Erfahrungen mit Zuverlässigkeit
Den oft kritisierten Ruf von Jaguar hält Clarkson für überholt. Auf einer Tour mit "The Grand Tour" habe ihn der F-Type überzeugt. "Ich nahm einen F-Type nach Mauretanien und dachte, er zerfällt. … In der Sahara war er unzerstörbar."
Auch im Alltag habe er mit seinem eigenen Wagen keine Probleme: "Manchmal knarzt die Lüftung, wenn sie hochfährt, aber sonst funktioniert er einfach – jeden Tag." Für Clarkson ist das ein klarer Gegenbeweis zum alten Image britischer Sportwagen.
Kritik an Assistenzsystemen und Bildschirmen
Ein großer Teil des Gesprächs drehte sich um die wachsende Komplexität moderner Fahrzeuge. Clarkson spart dabei nicht mit Kritik an gesetzlich vorgeschriebenen Assistenzsystemen. "Man muss per Gesetz mehrere Schritte machen, um Warntöne abzuschalten. In jedem neuen Testwagen suche ich zehn Minuten in Menüs."
Für ihn steht fest, dass klassische Bedienelemente überlegen sind. "Wenn ich Navigation, Musik oder Heizung ändere, will ich nicht ins Menü. Ich will es einfach tun." In modernen Fahrzeugen wie dem BMW M5 sieht er eine Überladung von Funktionen: "Früher gab es einen Sportknopf. Heute gibt es dutzende Kombinationen, und man ist nie zufrieden – wie bei einem grafischen Equalizer in den Siebzigern."
Elektromobilität ohne Emotion
Sein eigenes Interesse an Elektroautos beschreibt Clarkson als minimal. Schon beim Ende von "The Grand Tour" sei das ein Grund gewesen. "Ich habe aufgehört, weil ich für E-Autos keine Begeisterung aufbringen kann."
Einzelne Modelle gefielen ihm optisch, wie der neue Renault 5. "Der elektrische Renault 5 sieht knackig aus, innen schön gelbe Akzente – wenn er nur einen Motor hätte." Für Clarkson fehlt E-Autos die Emotionalität, die für ihn ein entscheidender Teil des Fahrerlebnisses ist.
Wann der Höhepunkt der Autoindustrie erreicht war
Für Clarkson lag der Zenit der Automobilentwicklung vor etwa zehn Jahren. "Damals waren Autos zuverlässig, komfortabel, gut ausgestattet, schnell und relativ sparsam. Heute ist alles elektronisch und idiotisch."
In dieser Zeit habe es Fahrzeuge gegeben, die seiner Meinung nach alles geboten hätten, was man vernünftigerweise von einem Auto erwarten könne. Auch die heutige Formensprache kritisiert er scharf. "Das Auto steht nicht mehr für Aufbruch und Spannung. Übrig bleiben amorphe Klumpen."
Grenzen des Leistungswahns
Ein weiterer Punkt betrifft die Leistung moderner Sportwagen. Clarkson wendet sich gegen den Trend zu immer höheren Zahlen. "Schon beim Ferrari 599 GTO dachte ich: zu viel. 600 PS sind genug."
Für ihn gehe es um Fahrbarkeit und Klang, nicht um Extremwerte. Den Jaguar F-Type mit Kompressormotor schätzt er gerade wegen seiner Spontaneität: "Es macht ein schönes Geräusch, ist dank Kompressor spontan und nie beängstigend."