E-Modell mit viel Fahrspaßpotenzial

800V-Technik, Zweigang-Getriebe, bis zu 750 km Reichweite – mit dem neuen CLA Electric will es Mercedes wissen.
2025 kommt die neue CLA-Baureihe als E-Version, später folgt eine Hybrid-Variante. Auch eine heiße AMG-Ableitung ist der Mache. Wir durften den CLA bereits fahren – auf Schnee und Eis in Lappland.
Mercedes erneuert 2025 die CLA -Baureihe. Die neue Generation baut auf der MMA-Plattform (Mercedes Modular Architecture) auf. Sie erlaubt Hybrid- und reine Elektroantriebe. Wobei der elektrische CLA das erste Modell auf der MMA-Basis ab 2025 an den Start gehen wird. Die Hybrid-Versionen folgen ein Jahr später.
Noch ist der CLA-Nachfolger getarnt als Erlkönig unterwegs, es kommen aber immer mehr Details ans Licht: So veröffentlichte Mercedes ein erstes Teaserbild des neuen Scheinwerferdesigns. Der Scheinwerfer trägt einen leuchtenden Stern, der auch als Blinker fungiert. Ähnliche Lichtsignaturen mit variierenden Sternen dürften auch in weiteren Modellreihen Einzug halten. Allerdings wird dieses spezielle Scheinwerferdesign nicht in der Serienversion des neuen CLA zu finden sein, wie der Vergleich mit aktuellen Erlkönigbildern zeigt.
Ab 2025 als Elektroversion
Der elektrische Mercedes CLA (Typ C174), der große Teile der Antriebstechnik aus dem Vision EQXX übernimmt, kommt mit Antriebskonfigurationen von 150 bis 400 kW (204 bis 544 PS). Die 800-Volt-Plattform erlaubt dabei Ladeleistungen von bis zu 250 kW. Die Batterie mit NMC-Zellchemie soll bis zu 90 kWh Kapazität bieten und damit Reichweiten von über 750 Kilometern nach WLTP erlauben. Die hohe Ladeleistung erlaubt, in 15 Minuten Energie für rund 400 Kilometer nachzuladen. Auch für bidirektionales Laden soll der neue CLA gerüstet sein.
Die Topversion des elektrischen CLA fährt unter dem Label AMG vor. Diese Version haben wir schon als Erlkönig erwischt. Der Prototyp zeigt sich mit starker Hecktarnung, unter der ein großer Spoiler verborgen ist. Dieser könnte feststehend, aber auch versenkbar im Stile des AMG GT sein. Außerdem sind Tieferlegung, größere AMG-Leichtmetallfelgen sowie die vergrößerte Bremsanlage dahinter auszumachen. In den Heckleuchten erscheint das Sternen-Logo, wie es auch schon beim Mercedes Vision CLA-Class zu sehen war. Mit dieser Studie zeigte Mercedes auf der IAA 2023 eine seriennahe Vision des CLA.
Um den AMG-CLA vom Serienmodell zu diversifizieren, dürften die üblichen AMG-Styling-Features innen und außen zu sehen sein. Ansonsten orientiert sich das Interieur am Concept Car mit seinen über die gesamte Fahrzeugbreite reichenden Displays. Sie zeigen das Cockpit für den Fahrer, die Anzeigen für das Infotainment-System und einen dritten Bildschirm für den Beifahrer.
Erste Fahrt mit dem Mercedes CLA (C174)
Wie fährt er sich nun, der neue Mercedes CLA? Wie er aussehen wird, lässt sich unter dem Tarnkleid etwas besser erahnen als bei den zuvor gesichteten Exemplaren, und wer auf Ähnlichkeiten zum spektakulären Vision EQXX hofft, könnte möglicherweise leicht enttäuscht sein. Unter den dicken Tarnkleidern der beiden Prototypen auf einem noch dicker vereisten See in Lappland kann man die Konturen des Mercedes CLA nur erahnen. Nun bitten Chefingenieur Axel Haix und Testingenieur Markus Kern in die Autos. Wobei sie mit einer ganz dicken Überraschung aufwarten können: Anders als angekündigt, steht nicht nur die vollelektrische Version des CLA für eine erste Probefahrt zur Verfügung, sondern auch die mit Benzinmotor und 48V-Hybridtechnik.
Der Hybrid ist zuerst dran, Markus Kern nimmt auf dem Beifahrersitz Platz, wir rekapitulieren kurz die Eckdaten. Neuer 1,5-Liter-Vierzylinder (M252) aus Leichtmetall, 140 kW, dazu ein 20 kW starker 48V-E-Motor, ins Achtgang-DKG integriert, 1,3 kWh Energie aus einer Lithium-Ionen-Batterie. Und auf Wunsch natürlich mit 4Matic-Antrieb zur Hinterachse. Denn anders als der Mercedes CLA Electric, dessen Hauptantrieb an der Hinterachse sitzt, ist der Hybrid-CLA ein Fronttriebler mit quer eingebautem Verbrenner.
Besonders viel Wert habe man bei den Hybrid-Versionen auf mustergültiges NVH-Verhalten gelegt, sagt Mercedes. So bezeichnet man im Fahrzeug-Business die Komforteigenschaften eines Antriebs, das Kürzel steht für Noise, Vibration, Harshness. Nichts davon ist auf den ersten Metern übers Eis zu vernehmen, weder Noise, noch Vibration und schon gar nicht Harshness. Der 48V-Motor dient auch als Anlasser, wodurch der Ritzel-Anlasser entfällt, beinahe unmerklich spannt sich der Vierzylinder dazu. Zuerst steuern wir eine große Kreisbahn an. Der CLA nimmt Fahrt auf, die Nase orientiert sich leicht nach innen, Vollgas. Der Ingenieur tastet unter der Tarnabdeckung nach dem Fahrmodus-Schalter. "In Sport geht es besten", sagt Markus. Das ESP könne man ebenfalls ausschalten, brächte hier aber nichts, da es ab 60 km/h wieder eingreife.
Oh, schneller Blick auf die Tachoanzeige: 92 km/h. Im Rückspiegel stiebt ein Eisschleier in den blauen Himmel. Der Mercedes CLA umrundet die Eisbahn so ruhig und satt, dass die Geschwindigkeit kaum auffällt. Mit Lenkung und Fahrpedal lässt sich der Wagen sicher und feinfühlig kontrollieren. Nur auf ausdrücklichen Wunsch, sprich Anpendeln und Gasgeben, stellt sich sanftes, untückisches Übersteuern ein. Der Eindruck verstärkt sich bei der Fahrt über den Handlingkurs. Selbst die tückischen Ecken der ins Eis gefrästen Stecke, meistert der Hybrid-CLA mit selbstverständlicher Nonchalance.
Im folgenden Video zeigen wir erste Fahreindrücke des Mercedes CLA während eines früheren Termins.
Im Mercedes CLA Electric wartet Axel Haix, Chief Engineer Compact Cars, mit anderen Worten: für die MMA-Plattform verantwortlich. Er erzählt davon, dass bei diesem Wintertest die Wärmepumpe des Heizsystems sowie die intelligente Rekuperation im Mittelpunkt standen. Dazu natürlich die Feinabstimmung des Fahrverhaltens bei extremen Bedingungen wie hier in Lappland.
Ans Rekuperieren denken wir bei der Fahrt über den See erstmal nicht. Axel wählt D+ aus dem viergängigen Rekuperationsmenü aus. Also das, was ebenso häufig wie unzutreffend segeln genannt wird. Auf der Kreisbahn passt der Modus hervorragend. Die beiden Elektromotoren reagieren sensibel aufs Fahrpedal. Zur Erinnerung: einer davon, 200 kW stark, wirbelt an der Hinterachse, der andere mit 80 kW ist für die Vorderräder zuständig.
Die Tendenz zum sanften Übersteuern scheint etwas ausgeprägter als beim Hybrid-CLA, die Übergänge dabei jedoch so sanft und fließend, dass das Kontrollieren nie zum Problem wird. Das höhere Gewicht des mit fast 500 kg schweren und 85 kWh fassenden Akku ausgestatteten CLA Electric macht sich eher auf der Handlingstrecke bemerkbar. Hier fallen die Reaktionen etwas träger, das Umsetzen in Wechselkurven nicht ganz so spielerisch aus wie bei der 48V-Version.
Nun dürfen wir etwas mit den Rekuperationsmodi spielen: In der Standard-Stufe verzögert der CLA mit bis zu -1 m/s2, bei D minus sind es sogar -3 m/s2. Das decke, so die Ingenieure, weit über 90 % aller im Alltag anfallenden Bremsmanöver ab. Ein Novum dabei: Mit dem Automatik-Wählhebel kann die Rekuperation durch Vor- und Rückwärtsdrücken des Hebels gesteuert werden. Beim Hybrid-CLA kann mit der gleichen Handreichung das DKG manuell geschaltet werden. Bei beiden übrigens gleich: die fein austarierte, gleichmäßig und gefühlvoll agierende Lenkung. Da haben die Entwickler um Axel Haix einen richtig guten Job gemacht.
Ab 2026 als Vierzylinder-Hybrid
Die Markteinführung des Mercedes CLA Electric ist für Mitte 2025 angepeilt. Rund ein Jahr danach geht der neue CLA in einer Hybrid-Variante unter dem Code C178 an den Start. Der neu entwickelte Mildhybrid-Antriebsstrang mit der Bezeichnung M252 wird aktuell von Mercedes entwickelt und dann später über eine Kooperation mit Geely und Volvo in China eingekauft. Produziert wird der Motor bei Mercedes Powertrains in China. Auch die Verbrennerversion des CLA soll performant werden, bei der Gesamtleistung aber hinter der Elektroversion zurückbleiben. Dieser Motor, Teil der MMA-Fahrzeugfamilie, nutzt 48V-Technologie in Kombination mit einem neuen elektrifizierten Getriebe.
Optik wie bei der Studie
Generell wird der neue CLA mit dem neuen Mercedes-Betriebssystem MB.OS ausgerüstet. Das nutzt Supercomputing und Künstliche Intelligenz für ein neues Niveau von Personalisierung, Sicherheit, Komfort und automatisiertem Fahren. Formal bleibt der neue CLA, wie bereits von Mercedes versprochen, dicht an der CLA-Studie. Auch die Abmessungen und Proportionen sind nahezu identisch zum Showcar. Erste Eindrücke vom kommenden Serienmodell liefert Mercedes mit Teaser-Bildern, die im Rahmen des französischen Modeevents Festival d'Hyères veröffentlicht wurden.