Milliarden-Projekt verbindet Afrika und Asien

Saudi-Arabien treibt eines seiner zentralen Infrastrukturprojekte im Rahmen der "Vision 2030" voran. Die geplante feste Querung über die Straße von Tiran soll künftig den saudi-arabischen Küstenort Ras Hamid mit dem ägyptischen Badeort Sharm El-Sheikh verbinden – und damit Afrika und Asien über das Rote Meer erstmals dauerhaft verbinden.
Das auch als "King Salman bin Abdulaziz Bridge" bezeichnete Bauwerk – inoffiziell häufig als "Moses-Brücke" bezeichnet – befindet sich aktuell in der finalen Vorbereitungsphase. Nach Angaben beider Staaten ist die Planung abgeschlossen, die Finanzierung gesichert. Ein offizieller Baubeginn steht noch aus, da noch die Entscheidung über die genaue Ausführung – Brücke, Tunnel oder eine Kombination – getroffen werden muss.
Verbindung für Menschen, Waren und Pilger
Die geplante Querung soll sowohl Straßen- als auch Schienenverbindungen ermöglichen. Ihre Länge wird je nach Streckenführung mit 14 bis 32 Kilometern angegeben. Das Projekt wurde bereits 1988 erstmals diskutiert, aber wegen geopolitischer Bedenken – unter anderem durch Israel – lange nicht weiterverfolgt. Erst 2016 wurde es durch König Salman von Saudi-Arabien offiziell neu angeschoben.
Die rund vier Milliarden US-Dollar teuren Baukosten sollen laut saudischer Regierung vollständig vom Königreich übernommen werden. Die Brücke ist eng mit der geplanten Megastadt NEOM verbunden, deren Entwicklungsgebiet sich unmittelbar bei Ras Hamid befindet. Sie würde künftig eine direkte Landverbindung von Ägypten zur futuristischen Bandstadt "The Line" ermöglichen – einem zentralen Element von NEOM.
Neben wirtschaftlichen Aspekten wie dem Güterverkehr und dem grenzüberschreitenden Tourismus ist auch der religiöse Aspekt relevant: Die Brücke soll als alternative Route für über eine Million muslimische Pilger pro Jahr dienen, insbesondere aus afrikanischen Staaten mit Ziel Mekka.
Symbolik und Herausforderungen
Die inoffizielle Bezeichnung "Moses-Brücke" spielt auf die biblische Erzählung vom Auszug der Israeliten durch das Rote Meer an. Der offizielle Name soll jedoch König Salman ehren. Aus saudischer Sicht steht das Projekt auch symbolisch für den Anspruch, als Brückenbauer zwischen Kontinenten, Kulturen und Religionen zu wirken.
Technisch wie politisch ist das Projekt anspruchsvoll. Insbesondere der Schutz der ökologisch sensiblen Straße von Tiran gilt als zentrale Herausforderung. Das Gebiet beherbergt Korallenriffe und bedrohte Meeresarten. Umweltschutzorganisationen äußern Bedenken, die Projektverantwortlichen betonen hingegen, man werde auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit besonderen Wert legen.
Hintergrund: Die Straße von Tiran
Die Straße von Tiran ist ein rund 13 Kilometer breiter Seeweg zwischen dem Golf von Akaba und dem Roten Meer. Sie spielt eine strategisch wichtige Rolle in der Schifffahrt zwischen dem Nahen Osten und Ostafrika sowie im geopolitischen Gleichgewicht der Region. Der Bau einer festen Querung in diesem Gebiet wäre somit nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch politisch bedeutsam.