Festkörperbatterie als Wendepunkt

Während neue Modelle mit modularen Batteriesystemen starten, arbeitet Mercedes-Benz parallel an Festkörperzellen, die Elektromobilität grundlegend verändern könnten.
Mit der Einführung der neuen Batterietechnik für kommende Modellgenerationen stellt Mercedes-Benz seine Elektrostrategie auf ein neues Fundament. Die modular aufgebaute Architektur ermöglicht künftig eine flexible Anpassung an verschiedene Fahrzeugtypen, vom kompakten Stadtmodell bis zur großen Reiselimousine. Parallel treibt der Hersteller die Entwicklung einer Festkörperbatterie voran, die mittelfristig den entscheidenden Schritt zu mehr Reichweite und Effizienz bringen soll.
Zwei Zelltypen, ein System
Herzstück der neuen Batterieplattform ist ein modulares System, das auf vier große Module mit Hardcase-Zellen setzt. Es wird wahlweise mit Nickel-Mangan-Kobalt-Zellen (NMC) für hohe Energiedichte oder mit Lithium-Eisen-Phosphat-Zellen (LFP) für mehr Langlebigkeit und geringere Kosten bestückt. In beiden Fällen erreichen die Systeme rund 800 Volt Spannung, was schnelles Laden und hohe Effizienz ermöglicht. Je nach Zelltyp und Bauhöhe variieren Kapazitäten zwischen 58 und 94 kWh, womit Mercedes ein breites Einsatzspektrum abdeckt.
Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten finden größtenteils im neu geschaffenen eCampus in Stuttgart-Untertürkheim statt. Dort erprobt Mercedes-Benz neue Zellchemien und Fertigungsprozesse, bevor diese in die Serienproduktion übergehen. Die eigentliche Batteriemontage erfolgt in Kamenz, wo die Module zu kompletten Systemen zusammengebaut werden. So will der Hersteller zentrale Kompetenzen im eigenen Haus halten und die technologische Abhängigkeit von Zulieferern verringern.
Festkörpertechnologie im Fokus
Parallel zu den neuen Serienbatterien treibt Mercedes-Benz die Entwicklung der Festkörpertechnologie voran. Diese Zellen kommen ohne flüssigen Elektrolyten aus und versprechen höhere Energiedichten bei kompakterem Aufbau. Ein mit dieser Technik ausgerüsteter Prototyp des EQS absolvierte im Sommer 2025 eine 1.205 Kilometer lange Testfahrt von Stuttgart nach Malmö ohne Zwischenladen – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Serienreife.
Markteinführung geplant
Die im EQS-Testträger eingesetzte Festkörperbatterie erreicht rund 25 Prozent mehr Energiegehalt bei gleichem Gewicht im Vergleich zur aktuellen Generation. Noch handelt es sich um eine Versuchstechnologie, doch die Fortschritte sind deutlich. Mercedes-Benz rechnet mit einer Markteinführung gegen Ende des Jahrzehnts. Dann könnten erstmals Serienfahrzeuge mit Festkörperakkus entstehen, die längere Reichweiten und höhere Sicherheit bieten – bei gleichzeitig geringerer Komplexität des Systems.