BMW zeigt den neuen Elektro-3er
BMW lässt beim nächsten 3er zwei Technikwelten zu einer Baureihe verschmelzen. Nach offiziellen Bildern des kommenden i3 im Tarnkleid, zeigt BMW das Neue Klasse Testfahrzeug ungetarnt in Shanghai. Wir fassen die bekannten Details zusammen.
Spätestens im Frühjahr 2026 soll mit dem i3 die neue 3er-Reihe von BMW eingeführt werden. Nach dem iX3 wird der Elektro-3er dann das zweite vollelektrische Modell, das auf der Neue-Klasse-Plattform basiert. Was zunächst als viertürige Limousine Premiere feiert, dürfte in den folgenden Monaten auch als i3 Touring auf den Markt kommen und damit einer der ersten vollelektrischen Premium-Kombis in der Mittelklasse werden.
Den nächsten 3er-BMW wird es aber auch wieder mit Verbrennungsmotoren geben. Optisch werden sich die Benziner, Diesel und Plug-in-Hybride dann stark am Elektro-3er "i3" orientieren. Technisch wird darunter aber die weiterentwickelte Cluster-Architektur (CLAR) stecken. So weit, so kompliziert. Wir fassen das Wichtigste zum nächsten BMW 3er zusammen.
Leichtes Wachstum in den Abmessungen?
Noch sind die Abmessungen des nächsten BMW i3 – also der vollelektrischen 3er-Limousine – nicht bekannt. Doch die ersten offiziellen Erlkönig-Bilder (siehe Fotogalerie oben) zeigen bereits die Proportionen. Der Radstand dürfte im Vergleich zur aktuellen 3er-Generation (G20) etwas wachsen und bei etwa 2,90 Meter liegen. Und da auch die Lücke zum 5er nach dessen Modellwechsel zum über fünf Meter langen G60 deutlich gewachsen ist, dürfte der 3er nachziehen.
Gerade der 3er/i3 Touring könnte also bis ins Format von 4,90 Meter aufblühen. Die stets etwas kürzere Limousine würde dann zwischen 4,75 und 4,85 Meter landen. Optisch sollen sich sowohl das Elektromodell i3 als auch die konventionell angetriebenen 3er stark an der Konzept-Studie "Neue Klasse" orientieren. Die überzeugte bereits bei ihrer 2023er-Premiere mit scharfen Kanten, einem luftigen Glashaus und dem charakteristischen Gesicht samt flachen Nieren und integrierten Scheinwerfern.
Antriebe und Leistung des nächsten BMW 3er
Apropos BMW-Nieren: Hinter denen werden die Münchener bei der schrittweisen Einführung der nächsten 3er-Generation ganz unterschiedliche Antriebe verstecken. Den Anfang machen die elektrischen Versionen, die wahrscheinlich auf den ehrenwerten Namen "i3" hören werden. Gesetzt ist die durchgängige 800-Volt-Architektur, die vor allem schnelle Ladezeiten ermöglichen soll. In zehn Minuten sollen 300 Kilometer nachgefüllt werden können. Und in rund 20 Minuten sollen die Akkus am Schnelllader von 10 auf 80 Prozent gefüllt sein. Bei bisherigen Elektroautos von BMW sind dafür etwa 30 Minuten nötig.
Rechnet man die BMW-Versprechen in Zahlen um, stehen als Eckdaten 260 kW Ladeleistung und 750 Kilometer Reichweite im Protokoll für den neuen BMW i3. Bei den Systemleistungen der unterschiedlichen i3-Varianten wird von 200 bis 1.000 kW gemunkelt. 200 kW – umgerechnet also 272 PS – gibt es in etwa auch bei den aktuellen Basisversionen des BMW i4. Die 1.000 kW – das wären dann 1.360 PS – dürften für den angekündigten Überflieger M3 gelten, der die Sportwagen-Messlatte mit vier Elektromotoren weit nach oben verschieben will.
Verbrenner- und Hybrid-Varianten des nächsten BMW 3er
Weniger extrem dürfte es unter den Hauben der konventionell angetriebenen BMW 3er zugehen, wobei auch Diesel wie Benziner einer deutlichen Elektrifizierung unterliegen dürften. Mit Plug-in-Hybriden macht BMW immer noch ein gutes Geschäft. Die zukünftigen dürften locker mehr als 100 Kilometer rein elektrisch fahren und wirklich nur noch auf der Langstrecke ihre Verbrenner anschmeißen. Doch wird es weiterhin noch BMW 320d oder 330i geben?
Davon ist auszugehen – allerdings unter anderem Namen. Dass die Kürzel "i" und "d" in Zukunft wegfallen, hatte BMW bereits verkündet. Die Münchener steckten zuletzt aber wie nahezu alle anderen Autohersteller auch kaum noch Geld in die Weiter- oder Neuentwicklung von Verbrennungsmotoren. Die kommenden Diesel- und Benzin-Varianten des nächsten 3er (G50) dürften uns also bekannt vorkommen und noch zu B48-B58 Baukasten-Motorenreihe gehören. Fans dürfte das freuen, schließlich gehören die Vier- und Sechszylinder zu den besten Verbrennungsmotoren überhaupt.
Neue Klasse heißt nicht nur das Chassis
Welche der beiden Plattformen am Ende unter der Hülle des neuen 3er steckt, wird man im besten Fall gar nicht merken. Wichtig für Kunden ist: Den nächsten 3er wird es sowohl vollelektrisch als auch mit unterschiedlichen Verbrenner-Antrieben geben. Im Handel wird es sich dann so wie beim aktuellen 5er oder 7er verhalten. Auch hier sieht man optisch kaum einen Unterschied zwischen den Modellen. Und anders als beim i4 – der durch den verbauten Unterflur-Akku etwas höher aufbaut als der 4er – werden die 3er allesamt flach und windschnittig sein. BMW will die Batteriezellen bei der neuen Klasse nämlich erstmals nicht in extra Akkukästen stopfen, sondern sie nach dem sogenannten "Cell-to-open-Body"-Konzept direkt in die Karosserie-Struktur verbauen.
Neu ist auch: Der Begriff "Neue Klasse" wird längst nicht nur auf Elektrofahrzeuge begrenzt sein. Zwar handelt es sich beim komplett neu entwickelten Chassis um eine Electric-Only-Plattform. Doch gerade die ebenfalls komplett neue Software-Architektur der Neuen Klasse zieht nach und nach in alle Baureihen des BMW-Konzerns ein. Bei Innenraumarchitektur und Bedienung wird es beim 3er – egal ob elektrisch oder nicht – in Zukunft also einheitlich zugehen.
Bedienung, Infotainment und Software
Im Mittelpunkt der neuen digitalen BMW-Welt wird auch im 3er ein komplett neues iDrive-System stehen. Das soll mit Touch- und Sprachbedienung, aber ohne den klassischen iDrive-Controller auskommen. Neu wird auch ein dreidimensionales Head-up-Display auf der kompletten Breite der Frontscheibe. BMW nennt das System "Panoramic Vision". Hinter dem komplexen Infotainment-System versteckt BMW eine hoch-integrierte Software-Architektur, die einen großen Schritt hin zum Software-definierten Fahrzeug darstellen soll.
Anstelle vieler separater Steuergeräte verwendet der nächste 3er also vier zentralisierte Rechnereinheiten mit extrem hoher Rechenleistung. Aufgaben, die zuvor auf mehrere Steuergeräte verteilt waren, lösen Zentralrechner jetzt allein. Das soll die Komplexität vereinfachen, die Effizienz erhöhen und den Hardware- sowie Software-Bedarf verringern. Die von BMW selbst entwickelte Architektur ist zudem auf zukünftige Technologien wie autonomes Fahren und KI-gestützte Funktionen ausgelegt sein.
Nahtlose Integration von KI
Die modular aufgebaute Software-Architektur der Neuen Klasse kann Daten von verschiedenen Fahrzeug-Sensoren (z. B. Kameras, Radar, Ultraschall) mit KI-Algorithmen auswerten und so etwa Assistenzsysteme präziser arbeiten lassen. Das hilft der Elektronik bei der Erkennung und Auswertung von Verkehrssituationen. Dazu hinterlegt BMW – wie es bereits bei Telefonen üblich ist – einen digitalen Zwilling des Fahrzeugs in einer Cloud.
Über Echtzeit-Analysen werden Fahrzeugdaten analysiert und verglichen, um Fehler zu identifizieren und Verbesserungen vorzuschlagen. Dazu können nicht nur Smartphones, sondern auch Smart-Home-Systeme (also vernetzte Gebäude) komplett integriert werden. Selbstredend lassen sich Software-Updates jederzeit und ohne Werkstattbesuch "over-the-air" updaten. BMW betont bereits heute, dass dabei höchste Sicherheitsstandards und eine End-to-End-Verschlüsselung gewährleistet sind. Zudem entscheiden die Nutzer, welche Daten geteilt werden.
Preise und Ausstattung
Noch ist es natürlich zu früh, um über Preise oder Ausstattung der nächsten 3er-Generation zu spekulieren. Günstiger als aktuell – ab 46.400 Euro – wird man wohl kaum einsteigen können, auch wenn BMW gerade für die vollelektrische Neue Klasse neue, günstigere und nachhaltige Produktionsverfahren entwickelt hat. Zum Vergleich: ein aktueller BMW i4 startet bei 57.500 Euro. Doch gerade, weil die Modelle auf die neue Software-Architektur samt Zentralrechner setzen, dürften auch die Einstiegsmodelle bereits mit der kompletten Infotainment-Ausstattung bestückt sein. Das gleiche gilt preislich dann auch für die Verbrenner-Modelle.