Nissan in Schwierigkeiten
Nissan setzt ein weiteres massives Sparprogramm auf, das in den nächsten Jahren etwa vier Milliarden Euro freimachen soll. Arbeitsplätze sollen vor allem in den USA und Europa wegfallen.
Bereits im Juli kündigte Nissan an, an weltweit 14 Standorten 12.500 Stellen abbauen und seine Modellpalette um zehn Prozent reduzieren zu wollen. Nun zeichnet sich ab, dass der Autohersteller in noch größeren finanziellen Schwierigkeiten steckt und ein zusätzliches massives Sparprogramm auflegt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. „Die Situation ist schrecklich. Es geht um Leben und Tod“, zitiert die Reuters einen Top-Manager des japanischen Autoherstellers. Demnach muss Nissan einen unerwarteten Ab- und Umsatzeinbruch verkraften. Es heißt, 40 Prozent der weltweiten Produktionskapazitäten bleiben derzeit un- oder nicht zureichend genutzt.
Der zweitgrößte japanische Autobauer will zwei Werke schließen und mindestens 4.300 Arbeitsplätze abbauen. Die Jobs sollen vor allem auf Verwaltungsebene in den USA und Europa wegfallen. Zudem will Nissan sein Modellangebot verschlanken, indem es unrentable Baureihen (die Rede ist von 62 statt 69) und Sonderausstattungen sowie Individualisierungsmöglichkeiten streicht. Auch das Werbe- und Marketing-Budget soll sinken. Dadurch will das Unternehmen in den nächsten drei Jahren mindestens 480 Milliarden Yen (etwa vier Milliarden Euro) einsparen. Allerdings gibt es bereits Stimmen, die bezweifeln, dass diese Maßnahmen ausreichen werden.
Ghosn streitet Schuld an der Misere ab
Auslöser der Krise soll die aggressive Wachstumsstrategie unter dem ehemaligen Vorstandschef Carlos Ghosn gewesen sein. Der flüchtige Ex-Manager ( mehr dazu in diesem Artikel) veranlasste die Expansion auf neue Märkte wie Russland, Indien oder Südafrika, den Ausbau der Modellpalette und die Erhöhung der Budgets für Werbung und Marketing. Der mit strafrechtlichen Anschuldigungen versehene Sturz des Alleinherrschers im November 2018 und die darauffolgenden Turbulenzen sollen die Gesundung des Unternehmens verzögert haben. Ghosn lehnt es dagegen ab, die Verantwortung für die Misere zu tragen und nennt seinen Nachfolger Hiroto Saikawa als Schuldigen, der im April 2017 den Chefposten bei Nissan übernahm.
Besonders besorgniserregend ist die Situation auf dem US-Markt, wo die Verkäufe 2019 um zehn Prozent einbrachen. Auch die Flaute des chinesischen Marktes trifft Nissan hart. Eigentlich wollte der Hersteller bereits die Absatz-Marke von jährlich sechs Millionen Fahrzeugen übersprungen haben. Dagegen steht der Zähler aktuell eigenen Angaben zufolge bei nur gut fünf Millionen.