Computer überwacht Rennstrecke
Mit Hilfer moderner Technik wollen die Nürburgring-Verantwortlichen die Nordschleife sicherer machen. Die Grüne Hölle soll künftig mit Hilfe von künstlicher Intelligenz überwacht werden. Gefahrenmeldungen sollen dann ganz automatisch an den Leitstand gesendet werden.
Die Nordschleife wurde 1927 erbaut. Knapp 100 Jahre später machen die Betreiber den Traditionskurs nun fit für die Zukunft. Die digitale Technik hält bereits seit einiger Zeit Einzug auf der altehrwürdigen Rennstrecke. Doch jetzt soll die Modernisierung ein ganz neues Level erreichen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz will man den Rennbetrieb auf der Piste sicherer machen.
Bei dem nun gestarteten Projekt haben sich die Betreiber Hilfe von Experten des japanischen Technik-Konzerns Fujitsu geholt. Grundlage bildet die neue Überwachungsanlage an der Döttinger Höhe, die seit dem 24h-Rennen Anfang Juni in Betrieb ist. Acht Kameras decken den 2,8 Kilometer langen Bereich ab und verschaffen der Streckensicherung einen umfassenden Überblick.
Würde man die gesamten 20,8 Kilometer der Nordschleife, mit ihren vielen Kurven und unübersichtlichen Streckenabschnitten, auf diese Weise erfassen wollen, käme man nach Angabe der Verantwortlichen schnell auf 100 Kameras – zusätzlich zu den bereits installierten Kameras rund um die Grand-Prix-Strecke.
Computer-Software beginnt im Lernphase
Hier stets den Überblick über alle Signale zu behalten, würde für die Angestellten im Leitstand eine kaum zu bewältigende Aufgabe darstellen. Deshalb arbeitet der Nürburgring jetzt mit Fujitsu an einer Lösung, bei der künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Eine Software soll die Rennleitung künftig automatisch informieren, wenn Autos von der Piste abgekommen sind.
Damit die künstliche Intelligenz Gefahrensituationen eigenständig erkennen kann, muss sie erst einmal lernen, verschiedene Bestandteile der Rennstrecke, wie Fahrbahn, Wiese, Schotter, Leitplanken und Fahrzeuge einzuordnen. Der Computer analysiert dabei ständig, auf welchem Segment sich ein Auto gerade bewegt.
Auch die Differenzierung verschiedener, naturgegebener Abweichungen wie Regen oder Schattenwurf gehört dazu. Zudem werden Besonderheiten wie Ölspuren, Fahrbahnverschmutzungen und andere Gegenstände (oder Lebewesen) auf der Fahrbahn registriert. Die in Echtzeit erhobenen Daten werden unmittelbar einem System übergeben, das weitere Schritte und Alarmierungen auslösen kann.
System löst automatische Warnungen aus
Die Rennleitung bekommt sofort das entsprechende Video-Bild der Kamera in dem Gefahrenbereich angezeigt und kann entsprechende Schritte einleiten. Experten versuchen das System sogar so intelligent zu machen, dass Warnungen über LED-Anzeigen an den nachfolgenden Verkehr auch komplett automatisch ohne menschliches Handeln aktiviert werden.
Das nun gestartete Training der Software sowie weitere Systementwicklungen werden zunächst auf dem ersten Testabschnitt Döttinger Höhe vorangetrieben. Bei einem erfolgreichen Verlauf des Projekts ist nach und nach eine fortschreitende Anwendung auf die gesamte Nordschleife vorgesehen.
Geschäftsführer Mirko Markfort ist überzeugt, dass sich die hohen Investitionen bezahlt machen: "Die Nordschleife ist auf dem heutigen Stand so sicher wie nie zuvor. Durch das Engagement mit Fujitsu bringen wir die Sicherheit nicht nur weiter voran sondern machen einen Quantensprung. Wir setzen auf der seit nahezu 100 Jahren bestehenden Nordschleife zum ersten Mal eine digitale Technik ein, die die Sicherheit und die damit verbundenen Mechanismen revolutioniert."