Der billige Tank-Sommer kommt

Die Preise für Rohöl sind zuletzt deutlich gefallen – ein Trend, der sich möglicherweise fortsetzt und auch an den Zapfsäulen spürbar werden dürfte.
Hintergrund ist ein überraschender Beschluss der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und ihrer Partnerstaaten (Opec+), die Fördermenge zu erhöhen – und das trotz bereits rückläufiger Preise.
Ölpreise auf tiefstem Stand seit über vier Jahren
Am Montagvormittag (5.5.2025) fielen die Preise für die Rohölsorten Brent (Nordsee) und WTI (USA) zeitweise um jeweils rund fünf Prozent auf 58,50 beziehungsweise 55,30 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Damit erreichte der Ölpreis den niedrigsten Stand seit Februar 2021. Bereits im April hatte sich Brent-Öl um mehr als zehn US-Dollar verbilligt – ein Rückgang von rund fünfzehn Prozent (15 %). Dabei handelt es sich um den stärksten Preisverfall in einem April seit 1988.
Maßgeblich für diesen Rückgang ist die Entscheidung der Opec+ vom Wochenende: Die beteiligten Förderstaaten wollen die tägliche Produktion im Juni um zusätzliche 411.000 Barrel erhöhen. Dieser Schritt kommt überraschend, da der Markt ohnehin von einem Überangebot geprägt ist.
"Der billige Tank-Sommer kommt"
Ökonomen sehen in dieser Entwicklung eine Entlastung für Verbraucher und Industrie. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, erklärte gegenüber BILD: "Das ist eine gute Nachricht für alle – besonders für die leidgeprüfte Industrie in Deutschland, aber auch für Verbraucher und Autofahrer." Weiter prognostiziert Brzeski: "Der billige Tank-Sommer kommt. Wir haben derzeit ein Niveau bei den Ölpreisen wie zuletzt 2021. In der Folge lag der Spritpreis etwa bei 1,50 Euro pro Liter."
Seiner Einschätzung nach sei dieses Preisniveau auch heute wieder realistisch, nicht zuletzt wegen der derzeitigen Euro-Stärke gegenüber dem US-Dollar. "Die Fahrt in die Sommerferien wird billiger", so Brzeski weiter.
Entwicklung der Spritpreise im April
Auch der ADAC bestätigt den rückläufigen Trend bei den Kraftstoffpreisen. Laut einer aktuellen Auswertung des Automobilclubs auf Basis von Daten von über 14.000 Tankstellen in Deutschland waren die Preise im April so niedrig wie noch nie im laufenden Jahr:
- Super E10 kostete im Monatsdurchschnitt 1,69 Euro pro Liter – 0,9 Cent weniger als im März.
- Diesel fiel auf durchschnittlich 1,59 Euro pro Liter – ein Rückgang um vier Cent gegenüber dem Vormonat.
"Bei beiden Kraftstoffen sehen wir angesichts des deutlich gesunkenen Ölpreises noch Potenzial für geringere Preise", teilte der ADAC mit. Die Aussicht auf weitere Preissenkungen dürfte insbesondere für Pendler und Urlaubsreisende von Interesse sein.
Ob sich die Preisentwicklung langfristig fortsetzt, hängt unter anderem von der weiteren Förderpolitik der Opec+ sowie der globalen Nachfrageentwicklung ab.
Für eine aktuelle Übersicht bietet sich unsere kostenlose Spritpreis-App "mehr tanken" (Google Play-Store oder Apple App-Store) an, die die aktuellen Kraftstoffpreise, eine Preis-Prognose und günstige Tankstellen in der Nähe anzeigt. Dort finden auch E-Auto-Fahrer Ladepunkte und deren Preise.
Das ist die Opec
Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) wurde im Jahr 1960 in Bagdad gegründet. Zu den fünf Gründungsmitgliedern zählten Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela. Heute besteht die Opec aus 13 Mitgliedstaaten, darunter Algerien, Angola, Libyen, Nigeria und die Vereinigten Arabischen Emirate. Der Hauptsitz der Organisation befindet sich in Wien.
Ziel der Opec ist es, die Erdölpolitik der Mitgliedstaaten zu koordinieren und zu vereinheitlichen, um eine Stabilisierung des Ölmarktes zu erreichen. Dazu zählt insbesondere die Festlegung von Fördermengen zur Steuerung von Angebot und Nachfrage.
Seit 2016 arbeitet die Opec im Rahmen des erweiterten Bündnisses Opec+ mit weiteren großen Förderstaaten zusammen. Dazu gehören unter anderem Russland, Kasachstan und Mexiko. Die Opec+ kontrolliert gemeinsam etwa 40 Prozent der weltweiten Rohölproduktion und verfügt über rund 70 Prozent der global nachgewiesenen Reserven. Durch ihre gemeinsame Förderpolitik hat das Bündnis erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Ölpreise.