Ostalgie-Caravans und Reisemobile

Bastei, QEK, Klappfix, Trabi und Nagetusch – Einmal pro Jahr treffen sich zum Ost-Fahrzeugtreffen in Finowfurt die schönsten DDR-Camper. Unsere Kollegen von promobil durften dabei sein und Ostalgie-Luft schnuppern.
"Kapitalistisch dekadent" – so einen Ruf hatte Camping zu Beginn in der DDR. Denn: Die gängige Urlaubsform im realsozialistischen Staat war ein bürokratisch geregelter, zweiwöchiger Aufenthalt im Ferienheim des Gewerkschaftsbunds. Campen konnte man, so lange man wollte, und wenn man Glück hatte, wo man wollte. Einige DDR.Camper reisten sogar bis nach Ungarn oder Bulgarien. Innerhalb der Deutschen Demokratischen Republik benötigte man zwar genaugenommen einen "Zeltschein", doch auf den rund 500 Campingplätzen nahm man das nicht immer so genau. Die offiziellen Zahlen sprechen von zwei Millionen Campern im Jahr 1988, also über zwölf Prozent der Bevölkerung.
Camping in der DDR war umso exklusiver, wenn man einen Caravan besaß – einen zu ergattern war ähnlich schwierig wie einen Trabi. Einige Volkseigene Betriebe bauten die begehrten Wohn- und Zeltanhänger, insgesamt gab es zwölf Marken. Doch woher rührt bis heute die "Ostalgie"? Wir gehen auf Spurensuche beim Ost-Fahrzeugtreffen Finowfurt.
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Erinnerungen an damals...
Nirgendwo anders bedeutete Camping mehr Freiheit als in der DDR. Die Wohnanhänger und die Fans jener Zeit bezeugen dieses Urlaubsgefühl.
- "Beim Urlaub in Ungarn hatten wir nie genug Forint,“ erinnert sich Jan-Hendrik Hahms. "Und immer war was mit dem Trabi. Jedes Mal sind wir auf halber Strecke liegen geblieben.“ Heute frönt er seiner Leidenschaft für Ost-Fahrzeuge mit Wartburgs und Ladas.
- Zu Frank Dannenfelds schönsten Erinnerungen gehören die Campingurlaube mit den Eltern "in der Tschechei oder am Balaton" im Klappfix. Heute campt er im kompakten Caravan QEK Junior.
- "Dübener Ei" ist der Kosename von Andreas Lorenz Caravan, der bereits ab 1936 in Sachsen hergestellt wurde. Sein "Ei" ist aus dem Jahre 1975. Wie alt das original DDR.Klopapier auf der Kofferraum-Ablage des Trabi-Zugfahrzeugs ist, weiß man nicht so genau.
- Der Bastei von Sabrina Krüger und Olaf Hayn stand bis 2010 bei Bekannten als Laube völlig eingewachsen im Garten. Die beiden haben "eine Woche lang geschrubbt" und auf Ebay das passende Vorzelt gesucht. Jetzt fiebern sie mit Tochter Lina jeder Campingsaison entgegen.
Wohnmobile wurden in der DDR nicht gebaut
Dafür aber Basisfahrzeuge, die sich bis heute zum Eigenausbau eignen. Klaus Wachs hat vor einigen Jahren auf die IFA-LKW-Pritsche einen Postkoffer aufgesetzt. Er erinnert sich noch gut an die Ausweiskontrollen in der DDR beim Camping an der Ostsee, da man nach Westen hätte übersetzen können. Mit seinem Wohnmobil-Eigenbau überwintert er heute ganz entspannt in Spanien oder Frankreich – und das ganz ohne Passkontrollen.
Veranstaltungsort des DDR.Campertreffs: Das Luftfahrtmuseum Finowfurt
Auf einem ehemaligen sowjetischen Militärflugplatz zeigt das Museum die Luftfahrtgeschichte der neuen Bundesländer und faszinierende historische Militärtechnik. Außerdem organisierte das Museum Bergungen alter Absturzflugzeuge. Die Idee dahinter ist die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg. Oder wie es der zweite Vorsitzende des Museums, Jörg, Engel, ausdrückt: "Beim Krieg gewinnt keine Seite. Nur die Verkäufer der Militärtechnik." Infos: www.luftfahrtmuseum-finowfurt.de