Mercedes-Benz C-Klasse (W 205 und S 205): Modellwechsel kostet Zylinder

Was einst als Versuch in einer einzigen Variation mit sechs Zylindern und 280 PS begann, hat sich über die Jahre auf Mittlerweile drei Leistungsstufen in vier Karossen ausgedehnt.

Wechselspiel: Von zwölf möglichen AMG-C-Kombinationen wurden sieben ein-bestellt. Eine davon tritt mit zwei Reifentypen an.

Coupé, Limousine und Kombi sind jeweils als C43, C63 oder 63 S angeboten, doch wer performt am besten?

Was wirklich dahinter steckt: Zwischen dem kleinsten und dem größten C AMG liegen weit mehr als 120 PS und zwei Zylinder.

Nachdem die W204 - Modellreihe übersprungen wurde, trat mit dem C 43 AMG 2016 nach 12 Jahren erstmals wieder ein Sechszylinder-AMG ins Rampenlicht - zunächst 367 PS und 520 Nm stark.

Und der lieferte - so stark, dass er seinem großen Bruder, dem 63, trotz beachtlicher Leistungsdifferenz ernsthafte Konkurrenz bot und unter Anderem auch als "bester BMW, den Mercedes je gebaut hat" betitelt.

Seit 2018 liefert der V6-AMG sogar 390 PS bei gleichem Drehmoment, büßte dafür allerdings erheblich an Performance ein.

Vom besseren AMG war einst die Schreibe, und davon, dass er nur etwas mehr Power bräuchte, um die Hackordnung komplett auf den Kopf zu stellen.

Doch mit dem Update 2018 wurde derart nachreguliert, dass die vorherigen Fahrleistungen von da an leider der Vergangenheit angehören.

Dem einstigen Kurvenwunder C 43, hier als Coupé, macht nun auch die mit der Modellpflege eingezogene Neunstufenautomatik in Sachen Rennstreckentauglichkeit einen Strich durch die Rechnung.

Mercedes-AMG C 63 S Cabrio mit 510 PS und maximal 700 Nm.

Die Traktionskontrolle ist den S-Modellen vorbehalten, stammt vom AMG GTR und unterscheidet neun Regelgrade, über die sich die Weite der Driftwinkel modulie- ren lässt.

Die ersten drei operieren mit Unterstützung des ESP, der Rest alleine über das Motordrehmoment. Funktioniert? Großartig! Die schnellsten Zeiten erzielten wir dennoch in Stufe zehn – Stellung Off.

Der erste 63 S der w205er Reihe hatte mit einer Sperre zu kämpfen, deren elektronische Steuerung nicht so recht umzugehen wusste mit den 510 PS auf der Hinterachse. Die Folgen: eine wackelige Performance mit plötzlichen Haftungsabrissen am Limit.

Der 34 PS und 50 Nm schwächere kleine Bruder dagegen kam zunächst mit rein mechanischer Differenzialsperre, die in der Praxis letzten Endes wesentlich feinfühliger regelte als ursprünglich angedacht.

Seit der Modellpflege nutzen beide Leistungsstufen die elektromechanische Lö- sung, funktionieren tadellos und gemäß ihres Dienstgrades.

Bemerkenswert: Trotz leichtem Mehrgewicht liegt zwischen der Kombivariante T-Modell und der Limousine lediglich eine einzige Zehntelsekunde.

Das minimal bessere Achslastverteilung bei minimal höherem Gewicht bieten wenig Ansätze, um auf der Strecke den Ausschlag zu geben.

Auch das T-Modell als 63 S weiß sein Setup in Taten umzusätzen und zieht an seinem Vorgänger vorbei.

Klarer Favorit: Das C 63 S Coupé geht mit einer Rundenzeit von 1.57,0 Min auf dem Hockenheimer GP-Kurs über eine Sekunde vor Limousine und T-Modell in Führung, Semislicks bringen nocheinmal weitere vier Zehntel.

Der Zweitürer weiß seine besseren Rahmenbedingungen wie breitere Spur, breitere Reifen, größere Hinterräder in Zählbares zu verwandeln.

Sowohl der C 63 als auch der C 63 S keilen sich motiviert in Lenkwinkel, liegen satt, lassen sich dennoch mit dem Gas aufganseln und im butterweichen Powerslide herausbeschleunigen.

Der Gewichtsvorteil blieb dem C 43, die Dynamikvorteile wurden ihm zugunsten seiner großen Geschwister und der gesamten Rangordnung weitestgehend untersagt.

Die hochwertigen AMG-Performancesitze verwöhnen den Fahrer mit reichlich Seitenhalt und einem - für Sitzschalen unüblich - hohen Maß an Flexibilität.

Über ein kleines Poti an der rechten Seite des griffigen, hochwertig ausgestatteten AMG-Lenkrads lässt sich die Traktionskontrolle in ihren neun Stufen variieren.

Problemzone: Mit der neu sortierten Übersetzung des Neunstufenautomats im C 43 muss man in sechs der 14 Kurven feststellen, dass Gang drei und vier nicht ganz mit der Strecke harmonieren wollen.

Für alle S-Modelle des C 63 bietet AMG Sportreifen vom Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 an. Die 714 Euro Aufpreis rentieren sich Allerdings nur sehr bedingt.

Toll: das Track-Pace- Programm – ein GPS- gestützter Rundenzeitenmonitor mit Live-Timing und Analysefunktion.

Seit der Modellpflege sind die Kräfteverhältnisse zurück im Lot. Die einst hibbeli- gen 63er preschen auf der Strecke vorneweg, die überregulierten C 43 stellen sich artig hinten an.

Damit wären die Verhältnisse geklärt - die Größenordnung in der Sternenflotte ist endlich eindeutig!

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