Pössl und Globecar im Gebraucht-Check

promobil hat die von 1996 bis 2006 gebauten Campingbus-Modelle von Pössl und Globecar unter die Lupe genommen und Besitzer befragt. Das sind die Punkte, auf die man beim Gebrauchtkauf achten sollte.
Ein Campingbus zum Preis eines nackten Kastenwagens – so lautete das Erfolgsrezept des Österreichers Peter Pössl. Vor gut 20 Jahren revolutionierte er damit eine gesamte Fahrzeugklasse. Denn nicht nur der Preis überzeugte, sondern auch das Konzept eines innen geräumigen, äußerlich dank Serienkarosserie unauffälligen Campingbusses mit Sanitärraum. Heute verfolgen fast alle großen und viele kleine Hersteller diese Idee. Vor dem umfassenden Modellwechsel im Jahre 2006 war der Markt dagegen noch vergleichsweise überschaubar.
Wer also heute nach einem älteren Gebrauchten in dieser Kategorie Ausschau hält, fahndet meistens nach einem Pössl. Kenner dehnen ihre Suche auf die Marke Globecar aus. Diese Modelle, die ab 2002 für einen zweiten Vertriebsweg gebaut wurden, sind aus technischer Sicht zu 100 Prozent identisch. Und noch eine Besonderheit aus der Pössl.Geschichte erscheint wissenswert: Alle frühen Modelle stammen aus dem Adria-Werk in Slowenien. Erst ab 2004 übernahm Dethleffs die Rolle des Herstellers. Ausbau und Bordtechnik haben dementsprechend eine gewisse Verwandtschaft zu den Modellen der jeweiligen Produzenten. Andererseits blieb dieser Einschnitt in der Pössl.Historie ohne nennenswerten Einfluss auf das Modellangebot und die ausgelieferte Qualität.
Daten und Fakten
Pössl (Baujahre 1996 bis 2006) Globecar (Baujahre 2002 bis 2006) Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Peugeot Boxer, Citroën Jumper Bauweise: Kastenwagen mit Serienhochdach Sitz-/Schlafplätze: 2–6/2–5
Vorgestelltes Modell: Globecar Globescout Erstzulassung: 12/2003 Kilometerstand laut Tacho: 182 000 Preis: 19 999 Euro Zulässiges Gesamtgewicht: 3300 kg Gesehen bei: Caravanium Reisemobile, 69115 Heidelberg
Ausbau
Erinnert man sich daran, dass Pössl einst als Billigmarke gestartet war, kann das Ergebnis unserer Umfrage unter den Besitzern der Baujahre 1996 bis 2006 durchaus beeindrucken. 89 Prozent der Befragten würden sich wieder einen Pössl oder Globecar kaufen. Kein Wunder, denn der Ausbau erweist sich auch bei teilweise intensiver Nutzung mit sehr hohen Kilometerleistungen als äußerst robust. An den Möbeln löst sich selten einmal ein Umleimer oder macht ein knarrender Holzboden auf das fortgeschrittene Alter aufmerksam, sonst kann ein gepflegtes Exemplar auch heute noch so aussehen wie im Neuzustand.
Als Schwachpunkte fallen einmal mehr die Anbauteile auf. Meist durch alternde Dichtungen, manchmal auch durch nicht korrekte Montage können die Dachhauben undicht werden. Auch die einfachen vorgehängten Fenster erreichen nicht das Qualitätsniveau des übrigen Ausbaus. Hier brechen mitunter die Verriegelungshebel ab, in einigen Fällen dringt Feuchtigkeit ins Wageninnere oder zwischen die Isolierglasscheiben. Auch die Rollos schwächeln bei älteren Modellen schon einmal.
Etwa ein Viertel der Befragten notierte Schäden an der Wasseranlage, die oft auf die etwas labilen Hähne im Bad und noch häufiger in der Küche zurückgehen. Beteiligt ist daran außerdem die Tauchpumpe, die bei Schäden ungleich einfacher zu wechseln ist. Während der Kühlschrank und die Heizung dem üblichen Verschleiß unterliegen, bleibt die Bordelektrik erfreulich zuverlässig. Wenn es doch einmal zu einem Ausfall kommt, muss aber manchmal der gesamte Elektroblock ausgetauscht werden. Die Produktion mit gängigen Komponenten von großen Herstellern sorgt letztlich dafür, dass die Ersatzteilversorgung keine gravierenden Probleme aufwirft.
Basisfahrzeug
Der in Slowenien günstig eingekaufte Peugeot Boxer ermöglichte den frühen Pössl einst sensationelle Preise, später kam alternativ der Fiat Ducato und – mit dem Umzug zu Dethleffs – der Citroën Jumper dazu. Peugeot und Citroën sind bis auf die Markenembleme identisch, haben aber im Vergleich zum Fiat eigene Motoren.
Unterschiede in der Zuverlässigkeit der Basisfahrzeugmarken ließen sich in unserer Umfrage nicht erkennen, zumal die Motoren ohnehin kaum von Defekten betroffen sind. An der insgesamt soliden Antriebsmechanik weisen allenfalls die vorderen Radlager erhöhten Verschleiß auf.
Die Karosseriequalität kann da nicht mithalten. Schon ab Werk hatten die großen Türen gewisse Einbautoleranzen. Mit zunehmender Beanspruchung kann es passieren, dass die seitliche Schiebetür undicht wird. Das gilt auch für die Hecktüren, insbesondere wenn sie durch daran befestigte Fahrradträger beansprucht werden.
Ein Kapitel für sich ist der bei zahlreichen Modellen abblätternde Lack. Oft löst sich die oberste Schicht zunächst am Dach, später möglicherweise auch an anderen Karosserieteilen. Weil die Schäden relativ früh auftraten, sind viele Pössl inzwischen zumindest partiell neu lackiert worden.
Auch von Korrosion bleiben der Fiat und Co. nicht verschont. Während die sichtbaren Partien recht gut geschützt sind, blüht der Rost verstärkt an Schwellern, Querträger und Bremsleitungen älterer Exemplare. Insgesamt machte die Verarbeitungsqualität mit dem umfangreichen Facelift des Basisfahrzeugs im Frühjahr 2002 einen Schritt nach vorne.
Marktlage
Gebrauchtwagentarife werden nun einmal durch Angebot und Nachfrage bestimmt – und das hat bei Pössl und Globecar ein hohes Preisniveau zur Folge. Gerade die älteren und vermeintlich günstigen Modelle sind einerseits begehrt, tauchen aber vergleichsweise selten und meist nur sehr kurz auf dem Markt auf.
Unser Fotofahrzeug ist ein Beispiel für den geringen Wertverlust: 2003 kostete der Globescout laut Liste unter 30.000 Euro. Fast 14 Jahre und 182.000 Kilometer später steht ein solches Modell – inklusive Extras, aber auch Gebrauchsspuren – für rund 20.000 Euro beim Händler. Schnäppchen sehen anders aus. Wer will, kann jedoch ebenso Pössl. und Globecar-Modelle unter 15.000 Euro finden. In diesen Fällen handelt es sich allerdings um noch einige Jahre ältere Exemplare und/oder solche, die schon deutlich über 200.000 Kilometer hinter sich haben. Meist handelt es sich dabei zudem um weniger beliebte Grundrisse mit umbaubarer Sitzgruppe. Gesucht und daher teuer sind vor allem die Ausführungen mit festem Bett: Pössl 2Win und Globecar Globescout. Der Pössl.Hype macht sogar einige Gebrauchtwagenanbieter zu Trittbrettfahrern, die ähnliche Campingbusse anderer Marken in Internetbörsen ungehemmt als Pössl inserieren.
Es mag etwas seltsam klingen, doch wer wirklich Campingbusse mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sucht, legt besser einige tausend Euro drauf und leistet sich einen jüngeren Gebrauchten. Nicht zuletzt gibt es fabrikneue Campingbusse der Pössl.Tochtermarke Roadcar, die aktuell ab 31.999 Euro angeboten werden.
Pössl: Darauf müssen Sie beim Gebrauchtkauf achten
- Fenster: Immer wieder trifft man auf Exemplare, bei denen einzelne Kunststofffenster im Wohnbereich undicht sind, meist zu erkennen an kondensierter Feuchtigkeit zwischen Außen- und Innenscheibe.
- Wasserhähne: Vor allem der wegklappbare Hahn an der Küchenspüle neigt oft zur Undichtigkeit und muss dann ausgetauscht werden, was bei einigen Ausführungen nicht ganz leicht ist.
- Lackierung: Vor allem auf dem Dach blättert häufig der Lack ab. Unschön ist es, wenn auch die Motorhaube und andere Karosserieteile betroffen sind. Manche Fahrzeuge wurden bereits neu lackiert.
- Marken: Fiat, Peugeot oder Citroën? Pössl oder Globecar? Qualitative Unterschiede gibt es hier nicht. Für Käufer stellt sich eher die Frage, für welche Marke eine passende Werkstatt in erreichbarer Entfernung ist.
- Korrosion: Viele Pössl und Globecar haben bereits hohe Laufleistungen hinter sich. Bei solchen Exemplaren lohnt es sich besonders, auf Rost zu achten. Schweller, Unterboden und Fahrwerk können besonders davon betroffen sein.
- Bodenfreiheit: Manche Pössl.Fahrer schätzen abenteuerliche Pfade. Wenn ausgefurchte Feldwege befahren wurden, kann allerdings der Abwassertank beschädigt sein. Er hängt weit unten am Fahrzeugboden.
Kleine Historie der Marke Pössl - Eine Erfolgsgeschichte:
1996 beginnt die Historie der Marke Pössl, wie wir sie heute kennen. Damals entstand die Idee, geräumige Kastenwagen mit serienmäßigem Hochdach auszubauen, die man zu sensationell günstigen Preisen anbieten konnte. Der Duo-Van (später Duo-2000) mit Mitteldinette machte den Anfang. Sein Listenpreis betrug inklusive des damals noch seltenen Turbodieselmotors 45 885 Mark. Zwei Jahre später ergänzte der kürzere und nochmals günstigere Duett das Programm, dann folgte der Duett L mit langem Radstand. Mit dem 4-Family nimmt Pössl ab 2000 auch Familien ins Visier. 2001 debütiert das Erfolgsmodell, das endgültig den Durchbruch der Marke bringt: der 2Win mit Halbdinette und festem Querbett im Heck. 2004 leitete Pössl daraus wiederum den For6 mit Hecksitzgruppe ab. Als Alternative zu den Peugeot-, Citroën- und Fiat-Ausbauten stieß 2004 der For2 auf Basis des Ford Transit hinzu.