Wie Pleuellager zum Sicherheitsrisiko werden

Honda-Motoren gelten als zuverlässig. Aber jetzt nimmt die NHTSA V6-Maschinen des japanischen Herstellers ins Visier, weil defekte Pleuellager zu Motorschäden führen können. Über 1,4 Mio. Autos sind möglicherweise betroffen, Hunderte berichten von Totalausfällen, teils während der Fahrt.
Pleuellager zählen zu den unscheinbarsten, aber wichtigsten Bauteilen im Motor. Sie sitzen dort, wo die Kolbenkräfte auf die Kurbelwelle übertragen werden – unter extremer Belastung, bei jedem Zündvorgang. Bei mehreren Honda-Modellen mit dem 3,5-Liter-V6 der J35-Serie könnten genau diese Lager versagen.
Was passiert bei einem Pleuellagerschaden?
Kommt es zu erhöhtem Verschleiß oder sogar einem Bruch, entsteht massiver Reibungsverlust. Die Folge: Die Kurbelwelle kann blockieren, der Motor stirbt abrupt ab – im schlimmsten Fall bei voller Fahrt. Dann blockieren auch die Räder, bis Motor und Getriebe (und somit Räder) getrennt sind. Bei den in den USA üblichen Automatikgetrieben geht das nur durch Einlegen der Gangstufe "N". Manche Berichte sprechen zudem von Bränden nach dem Motorausfall.
Welche Modelle sind betroffen?
- Honda Pilot (2016–2020)
- Acura MDX (2016–2020)
- Honda Ridgeline (2017–2019)
- Honda Odyssey (2018–2020)
- Acura TLX (2018–2020)
Insgesamt betrifft die Untersuchung über 1,4 Millionen Fahrzeuge – alle mit dem 3,5-Liter-V6 unter der Haube.
Der Rückruf von 2023 – und was jetzt anders ist
Zwar gab es im November 2023 bereits einen Rückruf wegen defekter Kurbelwellen – doch diesmal ist laut NHTSA eine andere Fehlerquelle im Spiel. Die Schäden lassen sich nicht auf den damaligen Fertigungsfehler zurückführen. Es geht also um einen potenziell neuen Serienfehler im V6-Motor.
Datenlage: Was bisher bekannt ist
- Über 400 offizielle Beschwerden bei der US-Verkehrssicherheitsbehörde
- Weitere 3.000+ Meldungen in Online-Foren
- Berichte über Unfälle und Motorbrände, aber (noch) keine Verletzten
Was sagt Honda?
Der Hersteller zeigt sich kooperationsbereit und unterstützt die NHTSA bei der Untersuchung. Dennoch: Ein offizieller Rückruf steht noch aus. Die Behörde hat zunächst eine sogenannte Preliminary Evaluation gestartet – ein erster Schritt zur Risikobewertung.