Preisunterschied pro Kilowattstunde? Bis zu 42 Cent!

Vergleichen lohnt sich! Eine Auswertung der ene't GmbH von Ladestrompreisen zeigt: Die Differenz beträgt manchmal mehr als 100 Prozent – sogar im selben Stadtgebiet.
Eine aktuelle Analyse der ene't GmbH zeigt erhebliche Preisunterschiede beim Laden von Elektroautos in Deutschland. Der Marktbeobachter sowie Digitalisierungs- und Dienstleistungsexperte für die deutsche Energiewirtschaft hat tief in seinen Datenbanken gewühlt und dabei interessante Entdeckungen in Bezug auf die Ladepreise gemacht. Wobei vorausgeschickt werden muss: Die ene't GmbH gibt alle Tarife als Nettopreise an; Endkunden müssen also noch 19 Prozent Umsatzsteuer einkalkulieren.
Laden auf dem Land teurer als in der Stadt
Eine zentrale Erkenntnis: Insbesondere in ländlichen Gebieten zahlen Verbraucher beim Ad-hoc-Laden – also ohne festen Vertrag – deutlich höhere Preise als in städtischen Regionen. In einigen Fällen beträgt der Unterschied zwischen Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern und Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern bis zu 42 Cent pro Kilowattstunde. "Ein Grund dafür dürfte eine ausgeprägtere Wettbewerbssituation in urbanen Gebieten sein", heißt es in einem ene't-Statement.
Die Untersuchung ergab außerdem, dass Ad-hoc-Preise nicht flächendeckend verfügbar sind. Nur in etwa 31 Prozent der Postleitzahl-Ort-Kombinationen wurden entsprechende Preise für AC-Ladepunkte (langsames Laden per Wechselstrom meist mit elf Kilowatt) veröffentlicht. Bei DC-Schnellladern (Schnellladen per Gleichstrom, oft mit mehr als 100 kW) liegt dieser Anteil sogar nur bei 21 Prozent. Dabei sind die Betreiber gemäß Paragraf 4 der Ladesäulenverordnung verpflichtet, das "punktuelle Aufladen" ohne Vertragsbindung anzubieten. In der Praxis sind jedoch nicht in allen Orten öffentliche Ladesäulen verfügbar, insbesondere in dicht bebauten Innenstädten oder dünn besiedelten ländlichen Gebieten.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Markttransparenz. Selbst Stadtwerke wissen oft nicht, zu welchen Preisen Wettbewerber das Ad-hoc-Laden in ihrem eigenen Stammgebiet anbieten. Dies erschwert es Verbrauchern, Preise zu vergleichen und den günstigsten Anbieter zu wählen.
Discounter bieten günstiges E-Auto-Laden an
Trotz dieser Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen. Die ene't-Auswertung zeigt eine vergleichsweise gute Abdeckung mit Ad-Hoc-Lademöglichkeiten in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Teilen Bayerns. In einigen Regionen bieten zudem Discounter wie Aldi und Lidl günstige Ad-hoc-Ladetarife an, die regelmäßig die Preise der Wettbewerber unterbieten. Wo vorhanden, sind die Ladepreise der Filialen in den Tarifen "Aldi E‑Auto laden" und "Lidl ad-hoc" bei einem Kilowattstundenpreis von 24,37 Cent besonders günstig.
Im bundesweiten Durchschnitt liegen die Ad-hoc-Tarife für AC-Laden etwa doppelt so hoch (48,39 ct/kWh). Dass es auch ohne die Discounter günstiger geht, zeigen beispielsweise das bayerische Ergolding mit einem Preis von 30,25 Cent pro Kilowattstunde und Heidelberg in Baden-Württemberg mit 30,49 Cent. Richtig teuer wird es dagegen in Greven (NRW), wo sich die Kosten auf 75,63 Cent je Kilowattstunde belaufen, wenn die Wahl auf einen Ladepunkt der dortigen Stadtwerke und ihren Tarif "SW Greven Ad hoc" fällt. Kaum günstiger ist der in Norddeutschland verbreitete Tarif "EWE Go Ad-hoc" mit einem Arbeitspreis in Höhe von 70,59 ct/kWh.
Riesige Preisunterschiede – selbst im selben Stadtgebiet
Ähnlich gravierend sind die Preisunterschiede beim schnellen und meist etwas teureren Ad-hoc-Laden mit Gleichstrom (DC). Besonders günstig ist der Tarif der Stadtwerke Heidelberg mit 30,49 ct/kWh, dicht gefolgt vom Anbieter Wirelane, der im bayerischen Unterföhring 31,93 ct/kWh berechnet. Richtig ins Geld geht eine DC-Ladung dagegen in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg). Hier berechnen die Stadtwerke 78,99 ct/kWh für ihren hauseigenen Ad-hoc-Tarif. Kaum günstiger sind die Stadtwerke in Borken (NRW) mit 74,79 ct/kWh und die bayerischen Lechwerke mit 73,95 ct/kWh.
Teilweise gibt es aber auch extreme Preisunterschiede innerhalb desselben Postleitzahlengebietes. Ein anderer Anbieter in Villingen-Schwenningen berechnet beispielsweise nur 42,02 ct/kWh. Dagegen gibt es in Unterföhring auch einen DC-Ladesäulenbetreiber, der sich sein Angebot mit 73,11 ct/kWh pro Kilowattstunde bezahlen lässt. Ähnlich extreme Preisspannen zeigen sich beim langsameren AC-Laden, zum Beispiel im sächsischen Meerane. Der teuerste Anbieter berechnet hier 46,22 ct/kWh mehr als der günstigste.