„Symbol des Protests“

Auf einmal geht alles ganz schnell: Noch in diesem Sommer bringt Ram Pick-ups mit V8-Hemi wieder zu den Händlern. Der Ram 1500 mit 5,7-Liter-Hemi-V8 gilt dann als das Flaggschiff der Modellreihe – obwohl er schwächer ist und mehr verbraucht als die beiden ebenfalls verfügbaren kleineren turbogeladenen Reihen-Sechszylinder-Motoren. Einige Kunden haben diese Power-Triebwerke allerdings nicht sonderlich interessiert – dies nicht verstanden zu haben, bedauert Ram-Chef Tim Kuniskis zutiefst.

Die Ausstattung der 1500-Modellreihe mit dem 3,6-Liter-Pentastar-V6 mit 318 PS bleibt weiterhin Standard. Darüber rangieren die 3,0-Liter-Reihen-Sechszylinder mit 426 PS (SST) und 540 PS (SST HO). Aber gegen Aufpreis ist jetzt wieder der als spritzig und spritfressend geltende 400-PS-V8-Hemi im Angebot. Eine für Ram relevante Anzahl treuer Ram-1500-Eigentümer war anscheinend nicht bereit, auf die Sechszylinder-Varianten umzusteigen. Kuniskis ärgert sich, dass man es "vermasselt" habe, als die Verantwortlichen den V8 gestrichen haben. Er bereut: "Wir Amerikaner, wahrscheinlich vor allem Truck-Käufer (Pick-ups gelten in den USA als "Trucks", Anm. d. Red.), hassen es, dass wir gesagt haben: Das ist die Wahl, die man hat, das ist der Motor, den man nehmen muss, egal ob er mehr Leistung oder weniger Verbrauch hat". Mit bitterer Selbstironie ergänzt er: Wenn man diese treuen Truck-Eigentümer als Marke verliere, "viel Glück bei der Rückgewinnung."

Zeiten für Verbrenner in den USA gut

Die Wiedereinführung des V8-Motors erfolgt in einer Zeit, in der die US-Regierung unter Präsident Donald Trump Kaliforniens Sonderregelungen zu im Vergleich zum Bund strengeren Abgasregelungen abgeschafft hat. Außerdem verzögert Ram die Einführung seiner längst angekündigten Elektro-Pick-up-Modelle immer weiter – dies möglicherweise auch mit Blick auf die aktuell überschaubaren Absätze, die beispielsweise Ford mit dem F-150 Lightning und Tesla mit dem Cybertruck erzielen.

Rams Verkäufe waren 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent eingebrochen. Die Wiedereinführung des V8 soll Kunden-Gemüter besänftigen. Ursprünglich waren die Firmen-Verantwortlichen davon ausgegangen, dass die Wiedereinführung 18 Monate dauert – aber Kuniskis wollte es unbedingt in sechs Monaten schaffen. Und diesen Zeitplan hat er offenbar eingehalten.

Zu Protest-Motor hochstilisiert

Die Hemi-betriebenen Rams tragen ein spezielles Motoren-Logo an den Kotflügeln – Kuniskis bezeichnet diese Plakette als "Symbol des Protests". Den V8 bietet Ram in den Ausstattungslinien Tradesman, Big Horn, Express, Warlock, Laramie, Limited, Longhorn und Rebel an – bei Limited und Longhorn sogar als kostenloses Upgrade. Ram-Händler begrüßen die Wiedereinführung des großen Motors – die Sechszylinder-Modelle haben sich zwar gut verkauft, aber den Kunden, die unbedingt einen V8 wollten, habe man nicht helfen können, da habe der V8 auf dem Hof einfach gefehlt.

Als weitere Maßnahme zur Kunden-Rückgewinnung ist die Wiedereinführung eines günstigen Einstiegs-Pick-ups geplant. Auch die Streichung des Ram Classic Ende vergangenen Jahres hat Ram Kunden gekostet. Jetzt soll ein Ram 1500 Express diese Lücke schließen – der Basis-Pick-up soll ab 44.495 Dollar (38.802 Euro) kosten.

Hemi-V8-Modelle auch für Europa

Doch nicht nur die US-Käufer profitieren von der Wiedereinführung des Hemi-V8 im Ram 1500. Die Stellantis-Marke gab bekannt, dass die Pick-ups des Modelljahres 2026 auch offiziell in Europa angeboten werden. Von Juli 2025 an lassen sich hierzulande die Varianten Laramie, Sport und Limited bestellen, ab Winter wird ausgeliefert. Was die Trucks bei uns kosten werden, ist noch nicht bekannt. Wie üblich dürfte es aber einen satten Aufschlag im Vergleich zu den US-Tarifen geben.