Auswärtiges Amt warnt vor Hardcore-Verkehrsregeln

Das Auswärtige Amt in Berlin und die deutsche Botschaft in Athen warnen Touristen vor den neuen Verkehrsregeln in Griechenland.
Seit dem 13. September 2025 gilt ein verschärftes Straßenverkehrsgesetz mit hohen Bußgeldern und weitreichenden Sanktionen. Wer mit Mietwagen, Motorrad oder Roller unterwegs ist, muss sich auf strengere Kontrollen und empfindliche Strafen einstellen. In den offiziellen Hinweisen heißt es: "Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung (...) werden mit sehr hohen Geldstrafen und der vorübergehenden Einbehaltung des Führerscheins" geahndet.
Die Behörden machen zudem deutlich, dass die neuen Maßnahmen nicht nur Kosten verursachen, sondern auch zu erheblichen Verzögerungen führen können. Führerscheine oder Kennzeichen werden oft über Wochen einbehalten. Gerade für Reisende kann das den gesamten Aufenthalt beeinflussen.
Unterschied zwischen sofort geltenden Strafen und späteren Tempolimits
Ein wichtiger Punkt ist die Unterscheidung zwischen den sofort eingeführten Bußgeldstufen und den erst später wirksam werdenden Geschwindigkeitsbegrenzungen. Bereits seit dem 13. September 2025 gelten neue Strafrahmen für Tempoverstöße. So beginnen die Bußgelder bei 100 Euro, wenn das Limit um mehr als 20 km/h überschritten wird. Bei mehr als 50 km/h Überschreitung werden mindestens 350 Euro fällig, häufig sogar 700 Euro, verbunden mit einem 60-tägigen Führerscheinentzug. Wer mit über 200 km/h unterwegs ist, muss mit bis zu 8.000 Euro und bis zu vier Jahren Entzug der Fahrerlaubnis rechnen.
Das angekündigte Tempolimit von 30 km/h in Wohngebieten, den sogenannten "Residential Areas", gilt dagegen erst ab dem 1. Januar 2026. Bis dahin bleibt die innerörtliche Begrenzung bei 50 km/h bestehen, sofern keine niedrigere Beschilderung vorhanden ist. Für Urlauber bedeutet das: Die neuen Strafen greifen bereits, die neuen Limits aber noch nicht flächendeckend.
Parkverstöße mit gravierenden Folgen
Auch beim Parken sind die Regeln deutlich strenger geworden. Schon einfache Verstöße können Geldbußen zwischen 20 und 150 Euro nach sich ziehen. Häufig entfernt die Polizei in solchen Fällen die amtlichen Kennzeichen. Diese werden erst nach Begleichung der Strafe und oft erst nach mehreren Wochen wieder ausgehändigt. Für Touristen mit Mietwagen bedeutet das, dass das Fahrzeug in dieser Zeit nicht genutzt werden kann.
Noch teurer wird es für Wohnmobile und Camper. Wildcampen oder das Abstellen an Stränden, archäologischen Stätten oder in Wäldern ist verboten. Verstöße können mit bis zu 3.000 Euro geahndet werden.
Führerscheinentzug und lange Rückgabezeiten
Bei schwereren Delikten behalten die griechischen Behörden den Führerschein sofort ein. Die Rückgabe erfolgt erst nach Ablauf der Sperrfrist und nach Zahlung der Strafe bei der zuständigen Polizeidienststelle. Wer Griechenland bereits verlassen hat, muss mit zusätzlichen Verzögerungen rechnen. In diesem Fall wird der Führerschein zunächst an die deutsche Auslandsvertretung übermittelt und anschließend an das Kraftfahrt-Bundesamt weitergeleitet. Eine direkte Zusendung nach Hause ist ausgeschlossen.
Zu den typischen Delikten mit Führerscheinentzug – auch von Ausländern – gehören Handy am Steuer, Fahren ohne Gurt oder ohne Helm. Schon beim ersten Handyverstoß drohen 350 Euro und 30 Tage Entzug, beim zweiten 1.000 Euro und sechs Monate, beim dritten 2.000 Euro und ein Jahr. Auch Gurt- und Helmpflicht werden streng kontrolliert, bei Wiederholung drohen Strafen bis 2.000 Euro.
Alkohol und Drogen am Steuer
Auch die Promillegrenzen werden härter sanktioniert. Für Autofahrer gilt eine Grenze von 0,5 Promille, für Fahranfänger, Motorradfahrer und Berufskraftfahrer ein absolutes Alkoholverbot. Die Strafen sind gestaffelt: Ab 0,5 bis 0,8 Promille fallen 350 Euro und 30 Tage Führerscheinentzug an.
Zwischen 0,8 und 1,1 Promille erhöht sich das Bußgeld auf 700 Euro und 90 Tage Entzug. Ab 1,1 Promille sind mindestens 1.200 Euro fällig, dazu 180 Tage Entzug, Kennzeichenabnahme und mögliche Haftstrafen.
Hintergrund und Überwachung
Die griechische Regierung begründet die Reform mit der hohen Zahl an Verkehrstoten. Besonders Motorradfahrer sind überproportional betroffen, sie stellen rund 38 Prozent aller Opfer im Straßenverkehr. Griechenland liegt damit deutlich über dem europäischen Durchschnitt.
Die neuen Vorschriften werden intensiv überwacht. Die Polizei setzt verstärkt auf digitale Methoden wie Drohnen, Kennzeichenscanner und stationäre Kameras. Allein am ersten Wochenende nach Inkrafttreten wurden über 14.000 Fahrzeuge kontrolliert, mehr als 2.500 Verstöße festgestellt.