Bremsaussetzer durch fehlerhafte Rekuperation

Hyundai muss den Ioniq in der Version mit reinem Elektroantrieb nun auch in Deutschland zurückrufen. Grund ist ein Elektronik-Fehler in der Antriebssteuerung.
Nun also auch Deutschland: Nachdem Hyundai die rein elektrisch angetriebene Version des Ioniq bereits in seiner Heimat sowie in den USA zurückrufen musste, setzt sich die Maßnahme nun auch in Deutschland fort. Hierzulande sind 3.864 Fahrzeuge der Baujahre 2016 bis 2019 von dem Rückruf betroffen, der aus Basis einer Kundenbeschwerde offiziell durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) durchgeführt wird. Die Halter solcher Ioniq-Exemplare werden bereits seit einigen Tagen angeschrieben.
Fehlerhafte Rekuperation
Allerdings beschreiben Hyundai Deutschland und das KBA die Ursache etwas anders als ihre US-Kollegen. Bei den deutschen Autos soll eine nicht oder nicht vollständig einsetzende Rekuperation dazu führen, dass das Auto keine oder eine verminderte Bremsleistung zeigt. Falls der Fehler auftritt, macht er sich durch das Aufleuchten der "Ready Mode"-Warnleuchte bemerkbar. Um den Mangel zu beseitigen, werden eine modifizierte Software aufgespielt und ein zusätzliches Massekabel installiert. Die für die Halterinnen und Halter kostenlose Aktion dauert etwa eine Stunde.
Bereits kurz vor Jahresende 2021 startete die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA zusammen mit Hyundais US-Dependance einen ähnlichen Rückruf, der ebenfalls die rein elektrisch angetriebene Version des Ioniq betraf. Der Grund hier war ein Elektronikfehler im CAN-Bus-System, der das Auto in einen "Fail-Safe"-Modus versetzen konnte. Passierte dies, leuchtete das EV-Zeichen in den Instrumenten auf und das Elektroauto war nur noch mit gekappter Leistung und limitierter Beschleunigung unterwegs.
Ungewollte Beschleunigung im Extremfall
In seltenen, aber deutlich wirkmächtigeren Fällen konnte es auch zu einer ungewollten, allerdings langsamen Beschleunigung kommen. Dazu musste jedoch eine unwahrscheinliche Abfolge von Aktionen erfolgen: Im Moment, in dem der "Fail-Safe"-Modus einsetzte, musste das Fahrpedal stark betätigt und dann für ein paar Sekunden zu hundert Prozent durchgetreten werden, um es danach abrupt loszulassen. Das Brems- und Lenksystem blieben der NHTSA zufolge trotz des Fehlers jedoch vollständig funktionsfähig.
Der US-Rückruf folgte auf eine Untersuchung in Südkorea, die die Hyundai Motor Company zwischen Juni und Oktober durchgeführt und bei der sie das Problem erstmals festgestellt hatte. Diese gipfelte auf dem Heimatmarkt ebenfalls in einen Rückruf, der bereits am 25. November 2021 veranlasst wurde. Hyundai sind jedoch keine Unfälle, Brände oder Verletzungen im Zusammenhang mit dem Defekt bekannt. Zudem habe der Hersteller bislang nicht feststellen können, dass das Problem auch bei in Kundenhand befindlichen Autos auftrat.
Fast 2.700 Autos in den USA betroffen
In die US-Werkstätten mussten insgesamt 2.679 Hyundai Ioniq EV der Modelljahre 2017 bis 2019, die zwischen dem 21. Januar 2016 und dem 24. Juni 2019 produziert wurden. Alle Besitzer der betroffenen Fahrzeuge wurden per Post benachrichtigt und aufgefordert, ihre Autos zu einem Hyundai-Händler zu bringen. Dort wurde dann kostenfrei die Motorelektronik aktualisiert sowie die Verdrahtung im Antriebsstrang verstärkt.