Die größte Gefahr sind die Eltern-Taxis

Der Auto Club Europa (ACE) hat Schulwege überprüft, nur fünf Prozent gelten als sicher. Die größte Gefahr für Schüler geht dabei von den sogenannten Eltern-Taxis aus.
Der Auto Club Europa (ACE) hat im Zeitraum 1. April bis 31. Juli 2025 bundesweit die Schulwegsicherheit von rund 49.000 Grundschulkindern untersucht. Insgesamt wurden dabei 167 Schulwege in allen 16 Bundesländern unter dem Aspekt Sicherheit überprüft. Alle Schulen wurden dabei im Vorfeld schriftlich auf die Überprüfung hingewiesen. Im Einsatz waren über 700 haupt- und ehrenamtliche Tester.
Im Fokus standen bei der systematischen Analyse sowohl der morgendliche Bringverkehr, im Volksmund Eltern-Taxi genannt, als auch die Infrastruktur vor der Schule. Das Ergebnis ist alarmierend: Nur 5 Prozent der überprüften Schulwege konnten als sicher bewertet werden. Knapp ein Drittel (30 Prozent) schnitt mangelhaft ab, sechs Prozent wurden sogar als gefährlich eingestuft. Die Bilanz der Untersuchung zeigt, dass noch immer entschieden zu viele Schulwege in Deutschland unsicher sind.
Größtes Risiko: Eltern-Taxis
Für ein hohes Unfallrisiko vor Schulen sorgen Eltern-Taxis. Das dadurch entstehende erhöhte Verkehrsaufkommen führt regelmäßig zu chaotischen und unübersichtlichen Situationen vor den Schulen. Hinzu kommen riskante Wendemanöver, zugeparkte Gehwege und das Aussteigen von Kindern zur Fahrbahnseite hin. Im Rahmen seiner Untersuchungen beobachtete der ACE 6.422 Eltern-Taxis bundesweit. Dabei wurde in 41 Prozent der Fälle gegen Verkehrsregeln verstoßen: am häufigsten durch Halten im Halteverbot (20 Prozent), in Einfahrten (8 Prozent) oder auf Gehwegen und in zweiter Reihe (je 6 Prozent).
Komplett fehlerfrei verhielt sich der Bringverkehr nur an zwei Schulen: der Grundschule am Waldrand in Schwedt (Brandenburg) und an der Sebastianschule in Rosendahl (Nordrhein-Westfalen). Hier wurde nicht regelwidrig gehalten, alle Kinder sind zur sicheren Gehwegseite aus dem Auto gestiegen, und auch beim Abfahren ist es zu keinen zusätzlichen Risiken durch Wendemanöver oder Rückwärtsfahrten gekommen. Ganz anders an der Nordstadtschule in Pforzheim (Baden-Württemberg), bei der die Tester im morgendlichen Bringverkehr die meisten Fehler bundesweit beobachteten: Im Schnitt fuhren nur 14 Prozent der Elterntaxis fehlerfrei.
Bei der Betrachtung der Bundesländer war der Bringverkehr in Sachsen mit 89 Prozent am sichersten. Am schlechtesten schnitten das Saarland (52 Prozent) und Rheinland-Pfalz (57 Prozent) ab.
Infrastruktur oft nur "befriedigend"
Auch beim Blick auf die Verkehrsinfrastruktur in einem Kreis von 200 Metern vor dem Schultor zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar ist erfreulicherweise vor 92 Prozent der Schulen das Tempo auf 30 km/h beschränkt, doch die sicherste Lösung – eine Spielstraße oder verkehrsberuhigte Zone – fand sich nur bei 6 Prozent der Schulen. In 8 Prozent der Fälle fehlte jegliche Querungshilfe, ob Ampel, Zebrastreifen oder Mittelinsel. Im Ländervergleich schneiden die nordöstlichen Bundesländer am besten ab: Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erreichen durchschnittlich 9,6 von 14 möglichen Punkten, während Rheinland-Pfalz (7,7 Punkte) und das Saarland (7,5 Punkte) am schlechtesten bewertet wurden.
Mit 4,5 Punkten wurden bundesweit die wenigsten Punkte für die Infrastruktur der Ganztagesgrundschule in Stendal (Sachsen-Anhalt) vergeben. Gleich vier Schulen teilen sich mit je 12 Punkten den ersten Platz in Sachen Infrastruktur: Grundschule Passau-Grubweg in Passau (Bayern), Grundschule Grundschöttel in Wetter/Ruhr (NRW), GGS Herderstraße in Leverkusen (NRW) und Overbergschule in Lingen/Ems (Niedersachsen).
Resümierend sieht der ACE akuten Handlungsbedarf bei allen Beteiligten. Gemeint sind damit Landes- und Kommunalverwaltungen, Schulen und Eltern.