Estland eröffnet Europas erste Magnetfabrik

In Estland startet Europas erste Magnetfabrik. Sie soll die Autoindustrie unabhängiger von China machen.
In Narva, einer Industriestadt im Nordosten Estlands, hat das kanadische Unternehmen Neo Performance Materials eine Fabrik für seltene Erden-Magnete eröffnet. Die Investition von rund 75 Millionen Dollar markiert den ersten Standort dieser Art in Europa. Die Magnete sind zentrale Bauteile für Elektromotoren und damit unverzichtbar für die wachsende Produktion von Elektrofahrzeugen.
Das Werk soll zunächst 2.000 Tonnen Neodym-Magnete pro Jahr herstellen, genug für etwa eine Million Fahrzeuge. Damit deckt Neo zwar nur einen Bruchteil des europäischen Bedarfs, schafft aber erstmals eine eigenständige Versorgung außerhalb Chinas.
Versorgungssicherheit für die Autoindustrie
Die Bedeutung des Projekts zeigt sich an den Abnehmern: Bosch hat sich bereits einen großen Teil der Produktion gesichert. Auch Zulieferer wie Schaeffler und Mahle sowie Hersteller wie General Motors sind von Beginn an beteiligt. Die Rohstoffe bezieht Neo aus Australien, um Lieferketten unabhängig von China aufzubauen.
"Mit Ausnahme von Neo gibt es im Westen keine Produktionskapazitäten für Traktionsmotor-Magnete", erklärt Analyst Marvin Wolff von Paradigm Capital. Die Eröffnung in Narva gilt deshalb als strategisch wichtiger Schritt für die europäische Industrie.
China dominiert bislang den Markt für seltene Erden und hat in diesem Jahr den Export einzelner Produkte eingeschränkt. In der Folge kam es in Europa mehrfach zu Produktionsstopps, unter anderem in der Automobilindustrie. Die neue Fabrik soll solche Engpässe künftig abmildern.
Auch Politiker heben das Projekt hervor: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte auf einem G7-Gipfel ein Magnetmuster aus Narva, Kanadas Premier Mark Carney sprach von einem "wichtigen Signal" für neue Rohstoffpartnerschaften.