Elektro-SUV im Karoq-Format
Skoda will einen kleineren SUV mit der Technik des stark nachgefragten Enyaq bauen. Mit dem kompakten E-Auto auf MEB-Basis könnten die Tschechen einen neuen Bestseller auf die Räder stellen.
Ein günstiges Einstiegsmodell in die Elektrowelt von Skoda wird das Pendant zum kleinen Crossover ID.2 von VW. Skodas Interpretation des Small MEB (verkürzter Modularer Elektrobaukasten mit Frontantrieb) wird wohl mit Blick auf einen möglichst großen Innenraum einen steileren Heckabschluss und etwas mehr hinteren Überhang oder Radstand bekommen. Skoda-Chef Thomas Schäfer spricht von einem "eigenständigen, raumorientierten Fahrzeugkonzept". Aber auf die Straßen rollen wird das etwa 4,10 Meter lange Elektroauto erst 2026.
Der Enyaq ist super – aber nicht ganz billig
Was also tun bis dahin? Der Enyaq erfreut sich überraschend großer Nachfrage – schon Ende September lagen angeblich 70.000 Bestellungen vor. Aber mit rund 34.000 Euro Einstiegspreis bleibt darunter ein großes Preissegment frei, selbst wenn der ID.2-Ableger bei 20.000 bis 25.000 Euro liegen sollte. Als nächste Erweiterung steht für 2022 das Enyaq Coupé in den Startlöchern. Wie bei VW der ID.5 dürfte es aber kaum billiger, sondern eher teurer werden als der Enyaq mit Steilheck.
Auch was die Länge angeht ist das SUV-Angebot von Skoda bei den Verbrennern viel dichter gestaffelt. Das gilt erst recht, wenn man das der anderen Konzernmarken mit einbezieht. Dann wird aber extrem komplex: Bei der SUV-Länge geht es im VW-Konzern mit 4,11 Meter (T-Cross) los, der Seat Arona misst 4,15 Meter, Audi Q2, VW T-Roc und Skoda Kamiq sind 4,21 bis 4,24 Meter lang, Seat Ateca und Skoda Karoq 4,38 Meter, der VW Tiguan kommt auf rund 4,51 Meter und der Skoda Kodiaq auf fast 4,70 Meter.
Wie groß müsste der kleinere Skoda Elektro-SUV sein?
Der Enyaq rangiert mit rund 4,65 Metern Länge nahezu auf Kodiaq-Niveau. Das lässt also jede Menge Spielraum. Ein Elektro-SUV in Karoq-Größe (also 4,38 Meter) würde demnach ziemlich genau die Mitte zwischen Skodas ID.2-Pendant und Enyaq markieren.
Im Gegensatz zu den Verbrenner-SUVs auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) haben alle MEB-SUVs den gleichen Radstand (2,77 Meter). Dass damit auch vergleichsweise kurze Autos darstellbar sind, zeigt der lediglich 4,26 Meter lange ID.3 mit dem gleichen Radstand. 12 Zentimeter mehr Länge als im ID.3 sollte auch SUV-Proportionen mit der entsprechend größeren Höhe ermöglichen – zwischen ID.3 und ID.4 (Länge: 4,58) liegen in der Vertikalen gut 7 Zentimeter.
Der Elektro-SUV in Karoq-Größe heißt Elroq – vorerst
Ein E-SUV in Karoq-Größe ist bei Skoda tatsächlich in Arbeit. Intern heißt der kleine Enyaq-Bruders Elroq. Er wird allerdings erst 2024 anrollen, womit er immer noch Vorsprung vor dem deutlich kleineren ID.2-Pendant hat. Im Sinne eines attraktiven Einstiegspreises sollte es den Elroq mit Heckantrieb und 150 PS sowie mit der kleinsten 48-kWh-Batterie geben. Der ID.3 kommt damit nach WLTP immerhin 349 Kilometer weit, beim höheren Elroq sollten immer noch mehr als 300 Kilometer möglich sein. Stärkere Varianten, oder solche mit größerer Batterie, sind mit dem MEB natürlich ohne weiteres denkbar. Ob mehr als 204 PS möglich sind, hängt davon ab, ob der Elroq den Vorderwagen aus dem Enyaq / ID.4 bekommt, der genug Platz für den zweiten Motor vorn bietet. Der ID.3 beispielsweise hat das nicht. Ohne die Asynchronmaschine vorn ist derzeit bei den erwähnten 204 PS Schluss. Der für 2022 versprochene ID.3 GTX kommt mit einem stärkeren permanent erregten Synchronmotor hinten – prinzipiell auch eine Möglichkeit für den Elroq, es sei denn, Skoda möchte ihn deutlich als SUV positionieren und daher nicht auf Allradantrieb verzichten – wofür die technische Nähe zum Enyaq spricht.
Für Gewicht und Verbrauch ist der reine Heckantrieb natürlich günstiger. Apropos günstiger: Der Elroq könnte beim Preis von der Verwendung der Enyaq-Technik profitieren. Bis zum Erscheinungsjahr 2024 dürfte der MEB schon millionenfach verkauft sein, seine Entwicklungskosten könnten sich der Abschreibung nähern, 2026 plant VW schon die Ablösung namens SSP (Scalable Systems Platform), eine vor allem elektronikseitig umfassende Überarbeitung des MEB. Für den Elroq-Einstiegspreis könnte wie bei der Länge eine Mittelposition zwischen ID.2-Pendant und Enyaq realistisch sein, womit wir bei rund 28.000 Euro wären.
Wie sieht ein elektrischer Karoq aus?
Über Design-Entwürfe vom Elroq ist noch nichts bekannt. Mit Blick aufs aktuelle Modellprogramm ist die Optik aber durchaus berechenbar: Man nehme einen Karoq (Facelift siehe Bildergalerie) mit den rund 15 Zentimetern mehr Radstand des MEB (2,77 statt 2,62) sowie den Proportionen, die der MEB erlaubt: kürzere Überhänge und große Räder. Dazu kommen Skodas E-Auto-Merkmale wie der geschlossene Kühlergrill – fertig wäre der günstigere E-SUV als ID.3.-Alternative. Ganz markentypisch mit praktisch gleicher Technik, aber mehr Platz – wie bei VW Golf und Skoda Octavia.