Chinesische Gigafactory entsteht im Saarland

Svolt ist ein Ableger des chinesischen Autokonzerns Great Wall Motors. Das Unternehmen entwickelt und produziert ...
Der Batteriehersteller SVOLT will ab 2023 Batterien für 300.000 bis 500.000 E-Auto in Europa bauen. Ein entsprechendes Werk mit 24 GWh Produktionskapazität soll 2.000 Menschen beschäftigen.
Weltweit beschäftigt SVOLT 3000 Mitarbeiter. Das Unternehmen, ein Spin-off des chinesischen Automobilherstellers Great Wall Motors, hatte schon früher Pläne für den Aufbau einer Batterieproduktion in Europa angekündigt.
Am 17. November 2020 gab das Unternehmen mit Hauptsitz in Changzhou (Jintan District) in der Provinz Jiangsu in China bekannt, dass die europäische Batterieproduktion im Saarland entstehen soll. In Überherrn auf der Industriefläche Linslerfeld soll die Batterie-Produktion gebaut werden. Im ehemaligen Laminatepark in Heusweiler soll ein großes Modulfertigungs- und Pack-Zentrum entstehen. Die Bauarbeiten sollen bereits im Frühjahr 2021 beginnen und Anfang 2023 abgeschlossen sein. Dann soll die Kapazität die erwähnten 24 GWh erreichen. Die ersten Batterien im Saarland will SVOLT schon Mitte 2022 herstellen. Bauherr beider Projekte ist die Strukturholding Saar GmbH. Das Land und der Bund geben für die Projekte eine Bürgschaft ab. SVOLT will hierzu bis zu zwei Milliarden Euro investieren.
Im Februar 2020 gab SVOLT bereits bekannt, einen Auftrag für 7 Gigawattstunden Batteriezellen aus Europa erhalten zu haben. Dabei wurde allerdings weder klar, um was für Batterien es sich handelt, noch welcher Autohersteller den Auftrag erteilt hat. Great Wall hatte 2012 zusammen mit Litex ein Montagewerk in Bulgarien eröffnet, das allerdings inzwischen wohl Pleite ist und nicht mehr produziert. Auf der Pressekonferenz sagte der Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans, dass er sich gut vorstellen könne, dass die vor Ort produzierten Zellen durchaus in einem Auto sitzen dürften, das ein saarländischer Autofahrer bewegt. Gemeint waren offenbar Modelle, die erschwinglich sind und nicht weit entfernt entstehen. Das passt zum Motto von SVOLT, man wolle E-Autos für Millionen und nicht nur für Millionäre. Und die räumliche Nähe deutet auf PSA (Peugeot, Citroën, Opel) als Abnehmer hin. Angesprochen darauf, ob man auch Ford mit dem Werk im nahegelegenen Werk in Saarlouis beliefern würde, sagte ein Vertreter von SVOLT: Man wäre absolut offen und würde sich freuen, Ford auf kurzem Weg zu beliefern, falls der Hersteller E-Autos in Saarlouis bauen wolle, aber der erste Schritt müsse von Ford kommen.
Verbindungen zum Autohersteller Great Wall
SVOLT ging aus dem Bereich für Traktionsbatterien des Autobauers Great Wall hervor und ist seit 2018 von diesem unabhängig. Das Unternehmen fertigt Lithiumionen-Batterien und Batteriesysteme für Elektroautos sowie Energiespeichersysteme – aber die Systemkompetenz für Elektroautos will SVOLT behalten haben. Maxim Hantsch-Kramskoj, Vice President Sales & Marketing von SVOLT Europe sagte auf der Pressekonferenz, dass man auch an der Direktintegration von Batteriezellen in die Fahrzeugstruktur arbeite, wie es zuletzt Tesla auf dem Battery Day angekündigt hatte. Der Manager sagte: "Wir sind nicht Tesla, aber wir verstehen die Technologie genauso gut".
Nach eigenen Angaben ist es SVOLT als erstem Hersteller weltweit gelungen, Batteriezellen mit großem Nickelanteil (Nickel-Rich) ohne Kobalt zu massentauglicher industrieller Serienreife zu bringen. 2021 will man die ersten kobaltfreien Batteriezellen auf den Markt bringen und solche Zellen sollen auch im Saarland entstehen. Sie sollen Elektroautos eine Reichweite von knapp 900 Kilometern bei einer Lebensdauer von 15 Jahren ermöglichen.
Zwei Ausführungen sind geplant: Im Juli 2021 soll eine 115 Ah-Version mit 245 Wh/kg Energiedichte auf den Markt kommen, die nicht näher spezifizierten E-Autos eine Reichweite von 600 km ermöglichen soll. Für die zweite Jahreshälfte sind größere 226-Ah-Zellen geplant. Wenig verwunderlich, sollen sie in einem Luxus-Auto von Great Wall ihren ersten Einsatz feiern. Das Modell soll damit 880 Kilometer Reichweite schaffen. Seinen Zellen sagt SVOLT eine Energiedichte von 240 Wh/kg nach. Die kobaltfreien Zellen sollen dem Hersteller zufolge bei gleicher Leistung fünf bis 15 Prozent günstiger sein als bisherige Lithium-NMC-Zellen.
SVOLT-Präsident Yang Hongxin behauptet, man könne für die Zellen ein Haltbarkeit von 1,2 Millionen Kilometer garantieren. Den technologischen Durchbruch bei den neuen Nickel-Rich-Batterie-Zellen haben laut Hersteller ein Einzelkristall, Nano-Beschichtungen und eine spezielle Zellanordnung gebracht.