Unsere Lieblings-SUV 2019
Rund um den Jahreswechsel dürfen wir doch auch mal wieder ganz subjektiv sein. Hier erfahren Sie die jeweiligen SUV-Top 3 der Redakteure von auto motor und sport.
Das Segment der SUV stand im Jahr 2019 schwer in der öffentlichen Kritik. Klimakiller, Todesmaschinen, Protz-Karren – es mangelt nicht an Anklagen. Fakt ist aber: Der Höhenflug in den Absatzzahlen ist ungebrochen. SUV sind beliebt und teilweise auch durchaus zu Unrecht verschrien. Diese Debatte wollen wir hier allerdings nicht führen, sondern Ihnen die individuellen SUV-Top-3 der Redakteure von auto motor und sport vorstellen.
Levante Trofeo, T-Roc R und C5 Aircross
Auf Platz eins landet in diesem Jahr der Maserati Levante Trofeo. Weil er ein ehrlicher Kerl ist. Viele Hersteller versuchen auf Biegen und Brechen ihre SUV sportlich zu trimmen, gehen dabei allerdings nie über die volle Distanz. Maserati ist anders. Maserati packt einen Ferrari-V8 in den Levante und nennt ihn Trofeo. Sicher gibt es modernere Autos mit besserem Infotainment und cleverer Ergonomie. Aber sicher gibt es keinen SUV, der so einen Gänsehaut-Sound serviert und ähnlich dramatisch vorwärts marschiert.
Die Zweitplatzierung streicht der VW T-Roc R ein. Weil er KEIN ehrlicher Kerl ist. Zunächst denkt man nämlich: „Was soll an so einem biederen Kompakt-SUV von VW schon sportlich sein?“ Dann hört man die Akrapovic-Abgasanlage und muss seinen Standpunkt überdenken. Dann setzt man sich ans Steuer und fetzt mit dem extra abgestimmten 4Motion-Antrieb um die ersten Kurven und muss seinen Standpunkt runderneuern. Das Teil fährt wie ein Golf R – kein Scherz. Selten hat ein kleiner SUV so viel Spaß gemacht und gleichzeitig als alltagstauglicher Schwiegermutterliebling fungiert.
Meine Nummer drei ist Citroën C5 Aircross. Weil er ein ehrlicher Kerl ist. Viele Hersteller versuchen auf Biegen und Brechen, ihre SUV sportlich zu trimmen. Citroën nicht. Die Franzosen gehen ganz bewusst und ganz konsequent einen anderen Weg und bauen eines der komfortabelsten Autos im Segment. Deshalb wirkt der C5 Aircross nie bemüht oder angestrengt – weil er genau das ist, was er sein will. Eine derart klare Profilierung ist bei der Fülle von „Allround-Talenten“ wirklich eine willkommene Abwechslung.
Defender, Evoque und DBX
Mein SUV-Sieger ist der neue Land Rover Defender. Schwerer könnte das Erbe für ein neues Auto nicht sein. Schließlich folgt der 2020er Defender auf DIE Offroad-Ikone schlechthin. Natürlich ist der Land Rover jetzt SUV-iger als zuvor, und sicher wird er viele Traditionalisten zu Kritik animieren. Dennoch ist er einer der letzten echten Offroader. Und bei den kleinen Details, die letztlich den Charme ausmachen, haben sich Entwickler und Designer wirklich viel Mühe gegeben. Mich würde es sehr wundern, wenn der neue Defender kein Erfolg wird.
Silber geht an den Evoque. Dieses Auto spielt im Marken-Portfolio die entgegengesetzte Rolle: Ein moderner SUV, für den Einsatz auf befestigter Straße optimiert, mit möglichst stylishem Erscheinungsbild. Obwohl das Grund-Design erhalten blieb, hat Chefdesigner Gerry McGovern dem Evoque ein noch cleaneres Aussehen verpasst. Trotzdem ist das Auto innen jetzt größer und praktischer als sein Vorgänger. Ein wenig schade ist nur, dass es den coolen Dreitürer nicht mehr gibt.
Auf Platz drei liegt der Aston Martin DBX, obwohl er viel zu groß geraten ist. Und zu teuer. Besonders schön ist er in meinen Augen auch nicht. Und grundsätzlich denke ich, dass eine Marke wie Aston Martin keine SUV bauen sollte. Dennoch hat er mich beeindruckt, als ich mitgefahren bin. Eben noch im Unterholz und im nächsten Moment auf der Rennstrecke: Diese Spreizung muss man erstmal hinbekommen. Und dann bekommt der Koloss auch noch Driftwinkel hin, die so manchen Sportwagen neidisch machen.
Audi RS Q8, Ford Explorer PHEV und Bentayga Hybrid
Rang eins: Der Audi RS Q8 – Was muss ein typisches Fahrzeug für die Großstadt bieten? Eine angenehme Einstiegs- und damit auch Sitzhöhe, viel Platz für die Familie und ausreichend Leistung, um im Verkehr mitzuschwimmen. Dass es sich dabei auch um den üblichen Verkehr auf der Nordschleife handeln darf, dafür sorgen die durchaus alltagstauglichen 600 PS. Das spontan genutzte Drehmoment von 800 Newtonmetern sorgt zudem dafür, dass der eben noch lärmende Nachwuchs in der zweiten Reihe seinen Streit sofort vergisst und nur noch laut lacht. Na gut, dafür lärmt’s dann vom Beifahrersitz aus – aber auch dafür gibt es irgendwann einen Assistenten.
Rang zwei: Der Ford Explorer PHEV – Endlich ist das amerikanische Raumwunder auch in Deutschland erhältlich (März 2020). Und dann auch noch mit einem spritsparenden Hybrid-Antrieb. Na gut, der angegebene Spritverbrauch von 2,9 Litern dürfte in der Praxis bereits nach 30 Kilometern erreicht sein, aber wer achtet schon bei einem über fünf Meter langen Städter auf solche Kleinigkeiten. Viel wichtiger ist sein gewaltiges Platzangebot von bis zu 2.500 Litern Stauraum, gepaart mit 457 PS und einem Zehngang-Getriebe. Was aber noch viel wichtiger ist: Im Segment der Plugin-Hybride sticht er mit seiner Anhängelast von 2,5 Tonnen aus der Masse der Nichts- oder Wenigzieher deutlich hervor.
Rang drei: Der Bentley Bentayga Hybrid – Der Verlust von zwei Zylindern ist spätestens bei der ersten Fahrt im rein elektrischen Fahrmodus schnell vergessen. Denn im Inneren des Luxus-SUV herrscht Stille – und das bis zu einer Geschwindigkeit von 120 km/h. Selbst ein ordentlicher Tritt aufs Beschleunigungspedal holt den Sechsender nicht aus seinem Mittagsschläfchen. Endlich mal zur Berghütte hochflitzen, ohne den Kühen die Milch zu verbuttern. Hinzu kommt eine Ausstattung, die fast zu schade zum Benutzen ist.
Porsche Cayenne Coupé, Peugeot 2008, BMW X7
Platz eins: Klar, wenn ein Porsche Cayenne, dann als Coupé: Sieht ein bisschen sportlicher aus und bietet in Reihe zwei trotzdem genug Kopffreiheit.
Zweiter Platz: Ein kleiner SUV – kein Crossover, sondern eben ein echter SUV mit steiler Front, hoher Fronthaube und aufrechter Sitzposition: Beim neuen 2008 zeigt Peugeot Haltung. Und Platz gibt es innen auch.
Dritter: Fehlt der Welt ein weiterer großer SUV? Nein. Ist der neue BMW X7 ein gelungener großer SUV? Ja. Viel Platz bietet der Bayer, der dabei innen moderner aussieht als die Konkurrenz.
Audi RS Q8, Audi SQ8, Mazda CX-30
Platz eins: Unglaublich, wie beschwingt dieser RS Q8 auf 23 Zoll-Rädern Kurven frisst, fahrphysikalische Gesetze zu seinen Gunsten auslegt und seine Insassen verwöhnt. Mit irre solider Anfassqualität, hochwertigen Oberflächen und einer enormen Einstellvielfalt. Die sich auch auf das Fahrgefühl erstreckt. Denn der 2,3-Tonner mit dem gut aufgelegten V8-Biturbo-Benziner kann flauschig cruisen und rabiat angreifen. Mit der kompletten Armada an Fahrwerksoptionen bis zur elektromechanischen Wankstabilisierung sorgt er stets für gute Laune bei trockenen Handflächen. Er fährt ganz einfach. Präzise, rund, leicht adaptierbar, nie überraschend oder gar hinterhältig. Es ist einfach eine gute Plattform, auf der der Audi steht. Nicht umsonst nutzen Bentley, Lamborghini, Porsche und VW das gleiche Teil – in jeweils individueller Markenausprägung. Ach ja: Anhängelast 3,5 Tonnen. Fury und Co. haben jetzt schon Herzklopfen... Man muss so einen Mega-SUV nicht haben. Aber schön wär’s schon.
Platz zwei: Äh, ich bin’s nochmal. Diesmal mit V8-Diesel. Meinem persönlichen Lieblingsmotor. Nicht nur wegen des tief sitzenden LKW-Faibles. Der SQ8 fährt nur unwesentlich luschiger als der sportliche RS-Bruder, bleibt dafür verbrauchsseitig relativ lange im grünen Bereich. Selbst längere Etappen mit großzügigem Gaspedaleinsatz sind drin.
Platz drei: Mazda schafft es, einem Modell auf der Schaumkrone der SUV-Welle noch einen eigenen Charakter einzupflanzen. SUV-Coupé in der Mittelklasse ist ja sowas von angesagt. Und Mazda macht buchstäblich das Beste aus dem CX-30. Handlich, komfortabel, fahraktiv, mit sehr guter Verarbeitung und umfassenden Assistenzsystemen. Und individuellen Motoren. Entweder Saugbenziner oder der ganz neue Skyactiv-X mit Kompressionszündung. Diesel gibt es auch, aber eigentlich sind die Benziner kultiger. Und serienmäßig mit einer Handschaltung verbandelt, über deren kurzwegig-knackige Führung sich selbst Sportwagenfahrer freuen.
VW Atlas, Nio ES8 und Bollinger B1
Platz eins: Okay, wir durften gerade mal erste Skizzen vom Faclift für nächstes Jahr sehen. Aber das erinnert noch mal dran, was für ein großes Auto der VW Atlas ist. Nicht außen. Da ist er auch nicht länger als eine S-Klasse. Drum gilt er in den USA als Mid-Size-SUV. In diesem volumenstarken Segment kriegen die Kunden beim Atlas einen Full-Size-Innenraum. Weil VW sein US-SUV auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) aufgebaut hat, sitzt der Motor platzsparend ganz weit vorne quer. Das merkt man innen, weil in Reihe drei auch Erwachsene gut Platz finden und Reihe zwei zum Einsteigen auch dann vorklappen können, wenn dort ein Kindersitz verbaut ist. Raumökonomie bringt nicht nur bei kleinen Autos was.
Platz zwei: Riesige Elektro-SUV wie der Nio ES8 sind nicht wirklich nachhaltig. Wenn sie 200 km/h schnell sind, schon gar nicht. Aber wenn sie es können, sich nicht nur dabei sicher anfühlen, Unmengen von Platz haben, sauber verarbeitet sind und innen schick gestaltet, dann beeindrucken sie allemal. Vor allem, wenn sie aus China kommen und man es ihnen nicht zugetraut hätte.
Platz drei: Noch mal ein E-SUV, obwohl die wenig Sinn machen. Aber der Bollinger B1 fasziniert mich weniger wegen des Antriebs, sondern was er draus macht. Das Design mag vom Defender geklaut sein, aber die spartanische und trotzdem hochwertige Umsetzung erinnert an High-End-Stereo-Anlagen.
Thomas Gerhardt – GLB, XCeed und T-Roc Cabrio
Erster Rang – Weil er anders ist als seine markeninternen SUV-Brüder. Nicht so verspielt, optisch durchdynamisiert und ein gutes Stück entfernt von der mercedes-typischen Opulenz. Der „kleine Große“ ist lieber nutzwertiger, familien-orientierter, zweckhafter. Und damit auch sympathischer.
Zweiter Rang – Weil er das angesagte SUV-Coupé-Crossover-Ding auf angenehm bekömmliche Art serviert und dabei nicht ins Alberne abdriftet. Preis, Platzangebot, Handling und Infotainment stimmen. Obendrauf gibt’s sieben Jahre Garantie. Albern ist höchstens die TV-Werbung.
Dritter Rang – Das letzte verbliebene Cabrio in Modellprogramm von VW ist ausgerechnet ein SUV. Aber weil der offene T-Roc wirklich gut aussieht, geht das absolut in Ordnung.