Mehr Power für den Über-Corolla mit drei Endrohren
Toyota hat den GR Corolla überarbeitet – mehr Power, mehr Sound, mehr Rennsport-Technik. Und es gibt sogar Chancen, dass der Überflieger auch nach Deutschland kommt.
Der ultrascharfe Toyota GR Corolla würde hierzulande sicher von vielen Performance-Fans überschwänglich begrüßt, traute sich bisher aber nicht nach Deutschland. In den USA und Japan geht der große Bruder des GR Yaris nun schon mal mit noch mehr Motorsport-Genen in seine nächste Evolutionsstufe. Die Entwicklungsarbeiten fanden unter anderem am Nürburgring statt. Ergebnis sind zahlreiche technische Verfeinerungen an Karosserie, Antrieb, Kühlung und Ausstattung.
Steifigkeit wie ein echtes Rallye-Auto
Ein zentrales Thema der Modellaufwertung ist die Karosseriesteifigkeit. Durch den Einsatz von insgesamt 14 Metern zusätzlichem Strukturkleber an Front und Heck wurde die Gesamtlänge der verklebten Nähte auf 32,7 Meter gesteigert. Diese Maßnahme erhöht die Verwindungssteifigkeit, verbessert die Reaktionsfähigkeit des Fahrwerks und sorgt für mehr Grip an der Hinterachse. Das Resultat soll ein noch präziseres Lenkgefühl und mehr Stabilität in schnellen Kurven sein.
Auch die Motorleistung profitiert von neuen Lösungen. Ein zusätzlicher Sekundär-Luftkanal führt Frischluft direkt aus dem Frontgrill in den Ansaugtrakt unterhalb des Luftfilters. Damit sinkt die Ansauglufttemperatur bei längerer Volllast, was die Leistungsabgabe stabilisiert und dem 1,6-Liter-Dreizylinder-Turbomotor G16E-GTS erlaubt, sein Potenzial konstanter abzurufen. Der Motor leistet unverändert gut 300 PS bei 6.500/min, das Drehmoment steigt nun auf 400 Nm.
Getriebe-Optionen eigentlich unnötig
Für die Kraftübertragung stehen zwei Getriebeoptionen bereit: ein 8-Gang-GAZOO-Racing-Direct-Automatikgetriebe (DAT) mit intelligenter Schaltlogik, das auf Fahrereingaben reagiert und Gangwechsel antizipiert, sowie ein 6-Gang-Intelligent-Manual-Transmission (iMT) mit automatischer Zwischengas-Funktion für saubere Gangwechsel. Bei den Automatikversionen ist ein separater Ölkühler für die Getriebetemperatur serienmäßig, in der Premium Plus Ausstattung zusätzlich ein Sub-Radiator für den Motor. Echte Sportfahrer dürften eh zum Schaltgetriebe greifen.
Das GR-FOUR-Allradsystem wurde vom Rallyesport inspiriert und arbeitet mit variabler Kraftverteilung. Drei Modi stehen zur Wahl: Normal (60:40 vorne/hinten), Gravel (50:50) und Track (variabel von 60:40 bis 30:70). Standard sind vorne und hinten Torsen-Differenziale, die die Kraft zwischen den Rädern jeder Achse verteilen. Automatikmodelle sind zusätzlich mit Launch Control für maximale Beschleunigung am Start ausgestattet.
Leichte äußere Veränderungen
Das Exterieur unterscheidet zwei Ausstattungslinien: Der GR Corolla trägt eine gewölbte Motorhaube mit schwarzen Lufteinlässen, einen farblich angepassten Spoiler und schwarze 15-Speichen-Leichtmetallräder. Der GR Corolla Premium Plus geht weiter: Dach aus geschmiedetem Carbon, schwarzer Heckspoiler, matte Felgen und Sitze in Brin-Naub-Wildlederoptik mit roter Kontrastnaht. Dazu kommt ein Head-up-Display.
Der Innenraum profitiert vom überarbeiteten JBL Premium Sound System mit nun neun Lautsprechern, einschließlich Subwoofer. Außerdem gehört Active Sound Control (ASC) zur Ausstattung: Über die Lautsprecher werden motorsportähnliche Sounds eingespielt, etwa das charakteristische "Burbling" beim Gaswegnehmen. Ergänzend unterdrückt eine verbesserte Active Noise Control (ANC) störende Geräusche.
KI-Sprachassistent statt Rallye-Beifahrer
Technisch bietet der 2026er GR Corolla eine moderne digitale Ausstattung. Ein 12,3-Zoll-Kombiinstrument wird durch ein 8-Zoll-Multimediasystem ergänzt. Dieses unterstützt Sprachsteuerung ("Hey Toyota"), Over-the-Air-Updates für Navigation, Wireless Apple CarPlay und Android Auto, Wi-Fi-Hotspot-Funktion sowie Streaming-Dienste wie Apple Music und Amazon Music. Sicherheitsfunktionen sind serienmäßig durch Toyota Safety Sense 3.0 abgedeckt, darunter Pre-Collision System, adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung und automatische Fernlichtsteuerung.
Die Preise in den USA starten bei 39.920 US-Dollar (ca. 37.100 Euro) für das Basismodell mit 6-Gang-Handschaltung, 41.920 Dollar (ca. 39.000 Euro) für die Automatik-Version, 45.965 Dollar (ca. 42.800 Euro) für den Premium Plus mit Schaltgetriebe und 47.965 Dollar (ca. 44.600 Euro) für den Premium Plus mit Automatik. Hinzu kommt in den USA noch eine Bearbeitungsgebühr von 1.195 Dollar (ca. 1.100 Euro). In Japan kostet das Modell in der RZ-Ausstattung 5.680.000 Yen (ca. 35.200 Euro) mit Handschaltung und 5.980.000 Yen (ca. 37.100 Euro) mit Automatik. Im Vergleich mit den hiesigen Konditionen für einen GR Yaris (ab 52.000 Euro) geht der GR Corolla im Ausland also als Schnäppchen durch.
Rennstrecken-Erlebnis inklusive
Zusätzlich erhalten Käufer in den USA eine einjährige Mitgliedschaft bei der National Auto Sport Association (NASA), die ein High-Performance-Driving-Event auf der Rennstrecke beinhaltet. Parallel zu diesen Serienverbesserungen testet Toyota übrigens einen noch heißeren Prototypen, der im April 2025 bei der Formula Drift in Long Beach präsentiert wurde.
Optimistisch darf man also ableiten, dass Toyota den GR Corolla nicht als einmaliges Projekt betrachtet, sondern ihn kontinuierlich als Performance-Fahrzeug weiterentwickelt. Von der verstärkten Karosserie über neue Kühlsysteme bis hin zu Klang, Elektronik und Allradsteuerung wird der Kompaktsportler von Jahr zu Jahr besser. Er bleibt damit eine der letzten konsequent motorsportlich orientierten Baureihen im Segment der Hot Hatches – während Renault Mégane R.S., Ford Focus RS oder Hyundai i30 N verschwunden sind. Bleibt nur die Frage nach der Deutschland-Chance: Die steht gar nicht so schlecht. Denn der GR Corolla wird in England gefertigt. Für Toyota wäre es sehr ungewöhnlich, ein Auto auf dem europäischen Markt zu produzieren und nicht auch dort zu verkaufen. Der Export in die USA ist angesichts der Zölle ohnehin wenig lukrativ.
