Schlechter Auftakt, gutes Ende
Aston Martin war in Frankreich nicht so gut wie auf den Stadtkursen zuvor. Trotzdem bestätigte die Nobelmarke den Aufwärtstrend. Das Auto kann auch auf einer permanenten Rennstrecke in der zweiten Mittelfeldgruppe mithalten. Sebastian Vettel punktete zum dritten Mal in Serie.
Die Taktik funktionierte für Aston Martin zum dritten Mal in Folge. Start auf den harten Reifen, ein Boxenhalt, Punkte im Ziel – wie in Monte Carlo mit Lance Stroll und Baku mit Sebastian Vettel. In Frankreich starteten beide Autos mit dieser Taktik, beide außerhalb der Top 10, und sammelten wenigstens noch drei WM-Zähler. So begrenzte Aston Martin den Verlust auf den Gegner um den fünften Platz im Konstrukteurs-Pokal, Alpha Tauri, auf drei Punkte. Es steht nun 45:40 für den Rennstall aus Faenza.
Es war abzusehen, dass es für Aston Martin nicht so gut laufen würde, wie noch auf den Stadtkursen. Dort halfen die verwinkelten Kurven, die kurzen Radien. Andererseits bestätigte das Rennwochenende in Paul Ricard, dass es mit dem Team aus Silverstone aufwärts geht. Dass die Entwicklung seit dem verkorksten Saisonstart in die richtige Richtung läuft. Dass die Ingenieure ihr Auto besser verstehen.
Am Freitag war für Aston Martin an die Top 10 noch nicht zu denken. Doch die Ingenieure lösten die Balance-Probleme aus den Freien Trainings. Damit warfen auch die langgezogenen Kurven den AMR21 nicht aus der Bahn. Sebastian Vettel fühlte sich in seinem Auto wohl.
Der Trend stimmt. Zum dritten Mal in Serie erreichte der 33-Jährige die Top 10. Drei Mal in Folge in den Punkten: Das gelang ihm zuletzt zwischen Deutschland und Belgien 2019, also vor fast zwei Jahren. Der viermalige Titelträger der Formel 1 resümierte zufrieden. "Die Pace im Mittelfeld war ähnlich. Wir konnten mithalten. Nur Lando war ein Ausreißer."
Soll heißen: Im Renntrimm musste sich Aston Martin nicht vor Daniel Ricciardo im zweiten McLaren, Alpha Tauri und Alpine verstecken. Vettel überholte im ersten Stint das Alpine-Duo auf der Strecke und nach dem Reifen.echsel Carlos Sainz. Ferrari war wegen stark körnender Reifen am Rennsonntag ohnehin kein Gegner.
Ausrutscher kostet 3,5 Sekunden
Mit einer besseren Startposition oder ohne den Fehler in der 28. Runde wäre vielleicht sogar mehr drin gewesen als die neunte Position. Gleiches gilt für Teamkollege Stroll, der Pech mit dem Timing in der Qualifikation hatte und im Rennen vom 19. Startplatz nach vorne raste. Am Samstag hatte Vettel über den zweiten Medium-Reifensatz geklagt. Darauf spürte der Heppenheimer nicht den üblichen Grip. "Sonst wäre ich ins Q3 gefahren und irgendwo zwischen Platz sieben und neun gelandet", glaubt Vettel.
Ein kleiner Ausrutscher kurz nach Rennmitte führte zu einer Rundenzeit von 1:43.439 Minuten. "Ich habe leider das Auto in Kurve elf verloren. Da hat mich wahrscheinlich eine Windböe erwischt." Der Fehler kostete dreieinhalb Sekunden. Im Ziel fehlten Vettel 1,971 Sekunden auf den Achtplatzierten Fernando Alonso, 3,070 Sekunden auf den siebten Pierre Gasly, 3,809 Sekunden auf den Sechsten Daniel Ricciardo.
Ohne Fehler wäre Vettel auf den Dreierpack aufgeschlossen – mit deutlich frischeren Reifen. "Ohne den Zeitverlust hätte ich zum Schluss vielleicht mit der Gruppe da vorne spielen können." Andererseits wäre es nicht einfach geworden, zu überholen, auch wenn sein Aston Martin zu den schnellsten Autos auf den Geraden zählte. Alonso erlebte es. Der Spanier war schneller als die Piloten vor ihm, fand aber keinen Weg vorbei, weil Ricciardo sich breit machte und Gasly von dessen Windschatten und DRS profitierte.
Windkanal auf 2022
Der Wind, die grüne Strecke nach einem Regenguss, die hohen Reifen.rücke und die tieferen Temperaturen gegenüber den Vortagen erschwerten den Fahrern das Leben. Die Reifen tendierten zum Körnen. Jeder musste durch eine gewisse Phase des Grainings. Vettel machte seine Sache gut und tauchte bereits in der 17. Runde auf dem sechsten Rang auf. "Es hat nicht ganz geholfen, dass Lando vor mir so lange auf dem Mediumreifen fuhr. Er hat einen sehr guten Job gemacht, dadurch mir aber eine freie Bahn verwehrt."
Der ehemalige Ferrari-Pilot hielt bis zur 37. Runde auf dem harten Reifen.atz durch. "Es gab ein Fenster zwischendrin, wo der Reifen nicht so gut war. In den letzten Runden vor dem Boxenstopp kam er zurück, und ich fand nach dem Loch wieder in meinen Rhythmus. Es war trotzdem ein Fahren auf der Rasierklinge."
Den späten Wechsel wählte Aston Martin mit Bedacht: "Wir wollten sicherstellen, vor Tsunoda rauszukommen. Die Reifen waren zum Schluss schon ziemlich fertig. Ich habe es ein bisschen unterschätzt und beim Boxenstopp etwas zu spät angehalten." Da gingen ein paar Zehntel flöten.
Den dritten WM-Rang hat Aston Martin abgehakt. McLaren und Ferrari sind zu weit enteilt und haben im Normalfall das schnellere Auto. Die Briten schlagen sich für gewöhnlich mit Alpine und Alpha Tauri in der zweiten Mittelfeldgruppe herum.
Aston Martin verfährt wie die anderen Mittelfeldteams. Der Windkanal ist bereits auf 2022 umgestellt. Bis zum GP Ungarn, bis zur Sommerpause kommen noch kleinere Upgrades an das aktuelle Auto, die schon vor Wochen entwickelt wurden. Bessere Leistungen werden davon abhängen, aus den gegebenen Möglichkeiten mehr zu machen.