Neuer Stress um Privat-Tunnel

Der geplante Bau eines privaten Tunnels zur Villa von Porsche-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche in Salzburg sorgt weiter für Diskussionen – und wird zunehmend zur politischen und gesellschaftlichen Kontroverse.
Nachdem das Projekt bereits 2024 für Kritik gesorgt hatte, hat der Stadtsenat nun einem neuen Vertrag zugestimmt, der deutlich mehr öffentlichen Grund betrifft als ursprünglich vorgesehen. Die Fronten bleiben verhärtet.
Aus 1.500 werden über 3.000 Quadratmeter Stadtgrund
Wolfgang Porsche hatte das Paschinger Schlössl am Kapuzinerberg – die frühere Wohnstätte von Stefan Zweig – im Jahr 2020 für 8,4 Millionen Euro erworben. Aufgrund der schwer zugänglichen, steilen Zufahrt plant der Milliardär einen etwa 500 Meter langen Tunnel vom Parkhaus Linzer Gasse bis unter die Villa. Bereits 2024 war ein erster Vertrag über die Nutzung von rund 1.500 Quadratmetern städtischen Grunds unterzeichnet worden – ohne öffentliche Debatte.
Nach weiteren Planungen stellte sich heraus, dass der Tunnelbau aufgrund technischer Notwendigkeiten wie Belüftungsschächten, Ausweichstellen und Felsankern nun deutlich mehr Fläche beanspruchen wird. Laut Amtsbericht, der der Zeitung "Der Standard" vorliegt, umfasst das Vorhaben nun 3.044 Quadratmeter städtischen Grund – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich.
Stadtsenat stimmt Vertrag zu – trotz Widerstand
Der neue Dienstbarkeitsvertrag wurde am 28. April 2025 im Salzburger Stadtsenat beschlossen – mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und FPÖ. Die grüne Bürgerliste und KPÖ Plus stimmten geschlossen dagegen. Für die Nutzung soll Porsche nun 48.000 Euro zahlen (statt zuvor 40.000 Euro), wobei die Summe durch ein von Porsche beauftragtes Gutachten als angemessen bezeichnet wurde. Die Frist für die Einholung aller Genehmigungen wurde zudem bis zum 30. Juni 2026 verlängert.
Kritik von Opposition und Öffentlichkeit
Die Kritik an dem Projekt bleibt massiv. Grünen-Klubobfrau Ingeborg Haller spricht von einer "Sonderbehandlung für Superreiche" und kritisiert, dass Bürgermeister Bernhard Auinger "eine einmalige Chance verstreichen lasse, mit dem Tunnel abzufahren". Auch KPÖ-Politiker Kay-Michael Dankl kritisierte im Stadtsenat: "Man muss als Stadt nicht bei jedem Blödsinn mitmachen."
Zusätzlichen Druck bekommt das Vorhaben durch die Öffentlichkeit: Nach Protestaktionen in Salzburg wurde eine Online-Petition gestartet, in der über 1.500 Bürger fordern, den Flächennutzungsplan nicht zu ändern und dem "überdimensionierten Vorhaben eine Abfuhr zu erteilen". Die Petition soll vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung am 14. Mai 2025 übergeben werden.
Rechtlich möglich – moralisch umstritten
Grundsätzlich ist der Bau eines Tunnels unter eigenem Grund durch das sogenannte Kellerrecht in Österreich rechtlich zulässig. Weil sich der Großteil des Tunnels unterhalb von Porsches Grundstück erstreckt, ist keine klassische Baugenehmigung notwendig – wohl aber eine raumordnungsrechtliche Einzelbewilligung, da das Projekt auf aktuell als Grünland ausgewiesenem Gebiet liegt. Sollte der dazugehörige Amtsbericht negativ ausfallen, wäre auch der Dienstbarkeitsvertrag hinfällig, wie Bürgermeister Auinger betonte.
Neben der Tunneldebatte wird weiterhin diskutiert, wie das historische Paschinger Schlössl künftig genutzt werden soll. Der Leiter des Salzburger Literaturhauses, Tomas Friedmann, plädiert für eine öffentliche Nutzung in Erinnerung an Stefan Zweig – etwa als Seminar- oder Veranstaltungsstätte. Bereits 2021 hatte Wolfgang Porsche diese Möglichkeit selbst ins Spiel gebracht, konkrete Schritte zur Öffnung des Gebäudes gibt es bislang aber nicht.