Entscheidung zum umstrittenen Privat-Tunnel

Der Planungsausschuss der Stadt Salzburg hat grünes Licht für ein Bauprojekt von Wolfgang Porsche gegeben.
Der 82-jährige Aufsichtsratschef der Porsche AG und Sprecher der Industriellenfamilie will unterhalb des Kapuzinerbergs einen rund 500 Meter langen Privattunnel errichten lassen. Das Vorhaben sorgt seit Monaten für Proteste und politische Debatten.
Hintergrund des Projekts
Wolfgang Porsche hatte das Paschinger Schlössl am Kapuzinerberg im Jahr 2020 für 8,4 Millionen Euro erworben. Das Haus war einst Wohnsitz des Schriftstellers Stefan Zweig, der 1934 vor den Nationalsozialisten floh. Ein "Stolperstein" erinnert heute an ihn. Dass hier nun ein teures Infrastrukturprojekt für eine einzige Privatperson entsteht, empfinden Kritiker als Affront gegenüber der Geschichte und den heutigen Bürgern.
Aufgrund der schwer zugänglichen, steilen Zufahrt plant der Milliardär einen etwa 500 Meter langen Tunnel vom Parkhaus Linzer Gasse bis unter die Villa. Bereits 2024 war ein erster Vertrag über die Nutzung von rund 1.500 Quadratmetern städtischen Grunds unterzeichnet worden – ohne öffentliche Debatte.
Nach weiteren Planungen stellte sich heraus, dass der Tunnelbau aufgrund technischer Notwendigkeiten wie Belüftungsschächten, Ausweichstellen und Felsankern nun deutlich mehr Fläche beanspruchen wird. Laut Amtsbericht umfasst das Vorhaben nun 3.044 Quadratmeter städtischen Grund – mehr als doppelt so viel wie ursprünglich.
Bereits im März 2024 erhielt Porsche von der Stadt ein Dienstbarkeitsrecht für die betroffenen Grundstücke, wofür er 48.000 Euro zahlte. Kritiker bemängeln, dass dieser Betrag in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Projektkosten stehe.
Politischer Streit und Gutachten
Das Bauvorhaben war Gegenstand intensiver Diskussionen. Ein Amtsbericht der Stadt hatte dem Projekt zunächst zugestimmt, ein Gegengutachten des Verfassungs- und Verwaltungsrechtlers Karim Giese stellte jedoch infrage, ob Tunnel und Garage getrennt beantragt werden dürften.
Kurz darauf wurde ein weiteres Gutachten bekannt, das die Pläne stützte und mutmaßlich von Porsche in Auftrag gegeben wurde. Trotz erneuter Einwände der Bürgerliste entschied der Planungsausschuss am Donnerstag für das Projekt.
Gegner werfen der Stadt vor, eine Sonderbehandlung für einen einflussreichen Milliardär zuzulassen. Mehr als 19.000 Menschen haben eine Petition unterzeichnet, die das Vorhaben als Symbol sozialer Ungerechtigkeit kritisiert.
Zustimmung und offene Fragen
Unterstützung erhält Porsche vor allem von SPÖ, ÖVP und FPÖ, die dem Bau zugestimmt haben. Grüne und Kommunisten lehnten den Beschluss ab, zwei kommunistische Abgeordnete boykottierten die Abstimmung.
Der Salzburger Landtagsabgeordnete Simon Heilig-Hofbauer (Grüne) kündigte an: "Das Projekt könnte ein Fall für die Höchstgerichte werden." Auch mögliche Klagen von Anwohnern stehen im Raum.
Die endgültige Genehmigung liegt noch beim Land Salzburg. FPÖ-Raumordnungsreferent Martin Zauner äußerte sich positiv: "Die Bauwirtschaft wird unterstützt, ein Kulturgut wird erhalten und all das rein privat finanziert", sagte er den "Salzburger Nachrichten".
Porsche in der öffentlichen Kritik
Wolfgang Porsche selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu dem Tunnel geäußert. Der Milliardär ist nicht nur Aufsichtsratschef der Porsche AG, sondern auch in führenden Funktionen bei der Porsche Automobil Holding SE, bei Volkswagen und Audi tätig.
Die Debatte um den Tunnel fällt in eine Zeit, in der die Porsche AG wirtschaftlich unter Druck steht. Seit dem Börsengang im Jahr 2022 hat sich der Aktienkurs nahezu halbiert, die Renditeziele mussten mehrfach nach unten korrigiert werden. Am 22. September 2025 wird das Unternehmen aus dem Dax in den MDax abgestuft.